Die neue Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung schreibt vor, dass Sauen ab Februar 2036 nur noch für maximal 5 Tage rund um die Geburt fixiert werden dürfen. Außerdem müssen die Buchten mindestens 6,5 m2groß sein. Eine Möglichkeit, um diese Anforderungen zu erfüllen, ist die Nutzung von Bewegungsbuchten. Dagegen wird die Sau bei der freien Abferkelung weder zur Geburt noch in der Säugezeit in ihrer Bewegung eingeschränkt. Die Möglichkeit zur kurzzeitigen Fixierung der Sau, z. B. für eine medizinische Behandlung, besteht jedoch auch hier.
Praxisumfrage bündelt Erfahrungen
Einige Betriebe arbeiten heute bereits mit Bewegungsbuchten oder freier Abferkelung. Sie haben dabei wertvolle Erkenntnisse zu den beiden Abferkelsystemen gewonnen. Das Tierwohl-Kompetenzzentrum Schwein des Netzwerks Fokus Tierwohl startete im vergangenen Jahr eine Umfrage unter diesen Ferkelerzeugern. Ziel war es, die in den Betrieben gesammelten Praxiserfahrungen mit Bewegungsbuchten und der freien Abferkelung zu bündeln, um sie weiteren Landwirten zur Verfügung zu stellen und sie damit bei den kommenden Herausforderungen zu unterstützen. Das Netzwerk Fokus Tierwohl ein vom Bundesministerium für Ernährung und Landewirtschaft (BMEL) gefördertes Projekt.
An der Umfrage beteiligten sich insgesamt 214 Schweinehalter aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz. Im Folgenden stellen wir die Antworten von 134 Betrieben mit Bewegungsbuchten vor.
Ein Drittel nutzt ausschließlich Bewegungsbuchten
Die 134 Teilnehmer mit Bewegungsbuchten wurden zunächst nach dem Anteil dieser an den Gesamt-Abferkelbuchten befragt. Die Abbildung 1 zeigt, dass etwa ein Drittel der Befragten vollständig auf Bewegungsbuchten setzt. Etwa ein Viertel hat nur eine geringe Anzahl zu Testzwecken verbaut.
Danach sollten die Teilnehmer angeben, wie lange sie bereits mit Bewegungsbuchten arbeiten. Etwa die Hälfte der Sauenhalter arbeitet seit ein bis fünf Jahren mit Bewegungsbuchten. Knapp 32 % waren erst vor weniger als einem Jahr in dieses Abferkelsystem eingestiegen, weitere 16,4 % brachten ihre Erfahrungen aus einem mehr als fünfjährigen Einsatz ein.
Von den Befragten machten 67 Personen eine Angabe zu den Herstellern der eingebauten Bewegungsbuchten. Mit 25,4 % waren Buchten der Firma Schauer Agrotronic GmbH am häufigsten vertreten. An zweiter Stelle kamen mit 17,9 % Bewegungsbuchten der Firma En-Sta Stalltechnik GmbH, während jeweils 13,4 % der Umfrageteilnehmer Buchten der Firmen Big Dutchman und Stallprofi Hof- und Stalltechnologie GmbH im Einsatz haben. In Bezug auf die Größe der Bewegungsbuchten gaben 20 Betriebe an, dass die verbauten Bewegungsbuchten eine Fläche von weniger als 6,5 m2 haben und damit nach Ablauf der Übergangsfrist ab Februar 2036 nicht mehr gesetzeskonform sind.
Fixierdauer oft länger als 5 Tage
Auf die Frage nach dem Zeitpunkt des Schließens und Öffnens des Ferkelschutzkorbs gaben 66 Teilnehmer eine Antwort. Die Mehrzahl fixiert die Sau im Ferkelschutzkorb noch länger als fünf Tage. Über 70 % gaben an, den Korb für sechs bis zehn Tage zu schließen. In den meisten der befragten Betriebe (27 %) wird der Schutzkorb dazu zwei Tage vor dem errechneten Geburtstermin geschlossen. Der Durchschnitt der gesamten Fixierdauer lag bei acht Tagen. Als längste Zeit der Fixierung wurden 21 Tage angegeben.
Bei der Auswertung der Korbverschlusszeiten vor und nach der Geburt war es schwierig, Ursachen und Wirkung zu trennen. Denn Betriebe, die hohe Ferkelverlustraten haben, neigen dazu, die Sauen länger (> 10 Tage) zu fixieren. Wichtig ist, den Ferkelschutzkorb vor der Geburt rechtzeitig zu schließen. Erfahrungen zeigen, dass die Sauen sich an die Fixierung gewöhnen müssen. Außerdem besteht sonst die Gefahr, dass zu viele Ferkel während der Geburt bei noch nicht geschlossenem Kastenstand erdrückt werden. Ein zu früher Verschluss ist jedoch ebenfalls negativ, weil die Fixierung auch Stress für die Sau bedeutet. Sie kann dann das Nestbauverhalten weniger gut ausführen. Es handelt sich also um einen schmalen Grat zwischen der Befriedigung der Bedürfnisse der Sauen, der Ferkel und auch des Tierbetreuenden.
Vor- und Nachteile von Bewegungsbuchten
Die Teilnehmer der Umfrage wurden anschließend um eine Einschätzung der Vor- und Nachteile von Bewegungsbuchten gebeten. Die Argumente sind in der nachfolgenden Tabelle zusammengetragen. Für die Auswertung der Antworten wurden Kategorien gebildet. Die Antworten sind nach der Häufigkeit sortiert.
Aller Anfang ist schwer
In einer Sache sind sich die Befragten einig: Ferkelerzeuger sollten sich bei der Entscheidung für eine Bucht Zeit lassen! Bauen Sie zunächst ein paar unterschiedliche Buchten zum Testen ein, die Sie neben den konventionellen Buchten laufen lassen. So können Sie Erfahrungen sammeln und Kriterien für sich herausarbeiten, die Ihnen bei der Gestaltung und dem Management der Bucht wichtig sind. Denn die Bucht muss zum Betrieb passen. Nutzen Sie, wenn möglich, auch Gelegenheiten zum Austausch mit Berufskollegen. Besichtigen Sie Betriebe und probieren Sie Handgriffe wie das Öffnen und Schließen des Ferkelschutzkorbs selbst aus.
Vor allem aber gilt: Geben Sie bei Rückschlägen zu Beginn nicht gleich auf. Sauen, die eine konventionelle Abferkelbucht gewohnt sind, können Schwierigkeiten mit einer neuen und anders gestalteten Bucht haben. Daher können während der Umstellungsphase vorübergehend höhere Ferkelverluste auftreten. Solche Rückschläge sollten aber nicht als Bestätigung dafür angesehen werden, dass das System als solches schlecht ist.
Stimmen aus der Praxis
Was würden Sie Ihren Berufskolleginnen und Berufskollegen als Hilfestellung für den Umstieg auf Bewegungsbuchten mit auf den Weg geben?
Lesen Sie Hier alle Antworten der Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmer.
Die Erfahrungen zur freien Abferkelung finden Sie in der nächsten Woche auf top online.