Achtung Resistenzausbreitung: Ungrasmanagement von der Ernte bis zur Saat nötig
Immer mehr Ackerfuchsschwanz, Windhalm, Weidelgras und Trespen stehen auf den Flächen. Berater mahnen, dass Landwirte frühzeitig ein Flächen- oder Betriebskonzept erstellen sollten.
Die Tendenz der letzten Jahre setzt sich leider fort. Kaum eine Gemarkung präsentiert sich zurzeit ganz ohne blühenden Ackerfuchsschwanz, Windhalm, Weidelgras oder Trespen. Ist auf diesen Flächen zuvor eine Herbizidmaßnahme mit blattaktiv wirkenden Wirkstoffen erfolgt, so ist der Selektionsdruck in Richtung resistente Ungräser weiter vorangeschritten.
Deswegen sollten man schon frühzeitig ein Flächen- oder Betriebskonzept erstellen, um der Resistenzausbreitung entgegenzuwirken. Relevante Bausteine hierfür sind laut Andreas Hommertgen vom Dienstleistungszentrum ländlicher Raum (DLR) Rheinhessen-Nahe-Hunsrück das Druschmanagement und die Bodenbearbeitung.
Das Druschmanagement
Um das Verschleppungsrisiko weiter zu verringern, sollte die Mähdruschplanung so erfolgen, dass von „sauber“ nach „dreckig“ geerntet wird. Flächen welche am schlimmsten befallen sind, sollten man zum Schluss ernten. Das ermöglicht am Abend oder am nächsten Morgen eine gründliche Reinigung aller Dreschorgane, in denen sich Unkrautsamen befinden können.
Die Bodenbearbeitung
Hierbei ist zu beachten, dass jedes Schadgras eine gewisse Keimruhe besitzt, die unterschiedlich lange anhält. Welches Weidelgras kann theoretisch drei bis sechs Wochen nach dem Ausfallen keimen (im direkten Anschluss an die Getreideernte), wohingegen Ackerfuchsschwanz oft acht bis zehn Wochen benötigt. Der Vegetationsvorsprung von zwei bis drei Wochen in diesem Jahr, kann in dem Fall der Bekämpfung ein Vorteil sein.
Welche Strategie ist richtig?
Welche Bodenbearbeitungsstrategie die richtige ist, hängt laut Hommertgen in erster Linie von der Niederschlagsmenge ab. In feuchten Jahren ist grundsätzlich ein Auflaufen der ausgefallen Ungrassamen möglich. Falls Sie nach der Ernte eine Bearbeitung oder Strohverteilung planen, sollte sie möglichst flach erfolgen. Das Verschütten von Samen mit Boden kann die sekundäre Keimruhe auslösen, wodurch ein Auflaufen im Ausfalljahr unterbleibt. Aus diesem Grund eignet sich vorzugsweise ein Strohstriegel oder ein Mulcher.
Im Idealfall – wie in 2023 – ist in früh gedrillten Kulturen wie Raps und Gerste mit einem Auflaufen ab Mitte/Ende August zu rechnen. Bei später gedritteltem Getreide kann sich das Auflaufen nach hinten verschieben.
Nach der ersten Auflaufwelle kann ein zweiter flacher Arbeitsgang erfolgen. Da die Auflaufraten vom 15.9. bis 10.10. für alle Schadgräser am höchsten sind, bietet sich in diesem Zeitraum eine weitere Bearbeitung an, um ein Samenauflaufen zu provozieren. Je mehr das Arbeitsbild einem feinkrümeligen und ausreichend rückverfestigtem Saatbeet gleicht, desto mehr Samen laufen auf. Häufig ist in den Betrieben das Arbeitsgerät, was am flachsten und flächig arbeiten kann, die Kreiselegge.
In trockenen Jahren, in denen von der Samenreife bis zum 15. September weniger als 50 mm Regen fallen, verzögert sich das Auflaufen hingegen häufig. Auf befallenen Flächen oder Flächen mit hohem Bodensamenvorrat sollten Sie auf September- oder frühe Oktobersaaten verzichten, um den Auflaufdruck im Getreide zu dezimieren. Sind bis zum geplanten Saattermin keine Gräser aufgelaufen, sollten Sie außerdem über eine Scheinsaat oder eine späte Zwischenfrucht nachdenken. Letzte hätte den Effekt einer Scheinsaat in dem dann weitere Gräser auflaufen.
Sind Ungräser aufgelaufen, gilt es diese mechanisch oder chemisch vor der Getreidesaat zu beseitigen. Gelingt das nicht, und überlegen die Gräser die Vorwergzeuge der Sämaschine, sorgt der Wachstumsvorsprung dafür, dass die Bodenherbiziden sie nicht mehr ausreichend erfassen.
Auf Betrieben, welche nicht regelmäßig pflügen kann ein tiefes sauberes Pflügen eine einmalige Erleichterung bringen. Bei korrekter Einstellung werden die Samen dann durch Vorschäler in tiefe Bodenschichten vergraben und verschüttet. Danach sollte der Pflug auf der Fläche nicht mehr eingesetzt werden, solange die Keimfähigkeit der Ungrassamen anhält. Sonst besteht die Gefahr des wieder „Hoch-pflügens“ und der Effekt des sauberen Tisches verblasst.
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Die Tendenz der letzten Jahre setzt sich leider fort. Kaum eine Gemarkung präsentiert sich zurzeit ganz ohne blühenden Ackerfuchsschwanz, Windhalm, Weidelgras oder Trespen. Ist auf diesen Flächen zuvor eine Herbizidmaßnahme mit blattaktiv wirkenden Wirkstoffen erfolgt, so ist der Selektionsdruck in Richtung resistente Ungräser weiter vorangeschritten.
Deswegen sollten man schon frühzeitig ein Flächen- oder Betriebskonzept erstellen, um der Resistenzausbreitung entgegenzuwirken. Relevante Bausteine hierfür sind laut Andreas Hommertgen vom Dienstleistungszentrum ländlicher Raum (DLR) Rheinhessen-Nahe-Hunsrück das Druschmanagement und die Bodenbearbeitung.
Das Druschmanagement
Um das Verschleppungsrisiko weiter zu verringern, sollte die Mähdruschplanung so erfolgen, dass von „sauber“ nach „dreckig“ geerntet wird. Flächen welche am schlimmsten befallen sind, sollten man zum Schluss ernten. Das ermöglicht am Abend oder am nächsten Morgen eine gründliche Reinigung aller Dreschorgane, in denen sich Unkrautsamen befinden können.
Die Bodenbearbeitung
Hierbei ist zu beachten, dass jedes Schadgras eine gewisse Keimruhe besitzt, die unterschiedlich lange anhält. Welches Weidelgras kann theoretisch drei bis sechs Wochen nach dem Ausfallen keimen (im direkten Anschluss an die Getreideernte), wohingegen Ackerfuchsschwanz oft acht bis zehn Wochen benötigt. Der Vegetationsvorsprung von zwei bis drei Wochen in diesem Jahr, kann in dem Fall der Bekämpfung ein Vorteil sein.
Welche Strategie ist richtig?
Welche Bodenbearbeitungsstrategie die richtige ist, hängt laut Hommertgen in erster Linie von der Niederschlagsmenge ab. In feuchten Jahren ist grundsätzlich ein Auflaufen der ausgefallen Ungrassamen möglich. Falls Sie nach der Ernte eine Bearbeitung oder Strohverteilung planen, sollte sie möglichst flach erfolgen. Das Verschütten von Samen mit Boden kann die sekundäre Keimruhe auslösen, wodurch ein Auflaufen im Ausfalljahr unterbleibt. Aus diesem Grund eignet sich vorzugsweise ein Strohstriegel oder ein Mulcher.
Im Idealfall – wie in 2023 – ist in früh gedrillten Kulturen wie Raps und Gerste mit einem Auflaufen ab Mitte/Ende August zu rechnen. Bei später gedritteltem Getreide kann sich das Auflaufen nach hinten verschieben.
Nach der ersten Auflaufwelle kann ein zweiter flacher Arbeitsgang erfolgen. Da die Auflaufraten vom 15.9. bis 10.10. für alle Schadgräser am höchsten sind, bietet sich in diesem Zeitraum eine weitere Bearbeitung an, um ein Samenauflaufen zu provozieren. Je mehr das Arbeitsbild einem feinkrümeligen und ausreichend rückverfestigtem Saatbeet gleicht, desto mehr Samen laufen auf. Häufig ist in den Betrieben das Arbeitsgerät, was am flachsten und flächig arbeiten kann, die Kreiselegge.
In trockenen Jahren, in denen von der Samenreife bis zum 15. September weniger als 50 mm Regen fallen, verzögert sich das Auflaufen hingegen häufig. Auf befallenen Flächen oder Flächen mit hohem Bodensamenvorrat sollten Sie auf September- oder frühe Oktobersaaten verzichten, um den Auflaufdruck im Getreide zu dezimieren. Sind bis zum geplanten Saattermin keine Gräser aufgelaufen, sollten Sie außerdem über eine Scheinsaat oder eine späte Zwischenfrucht nachdenken. Letzte hätte den Effekt einer Scheinsaat in dem dann weitere Gräser auflaufen.
Sind Ungräser aufgelaufen, gilt es diese mechanisch oder chemisch vor der Getreidesaat zu beseitigen. Gelingt das nicht, und überlegen die Gräser die Vorwergzeuge der Sämaschine, sorgt der Wachstumsvorsprung dafür, dass die Bodenherbiziden sie nicht mehr ausreichend erfassen.
Auf Betrieben, welche nicht regelmäßig pflügen kann ein tiefes sauberes Pflügen eine einmalige Erleichterung bringen. Bei korrekter Einstellung werden die Samen dann durch Vorschäler in tiefe Bodenschichten vergraben und verschüttet. Danach sollte der Pflug auf der Fläche nicht mehr eingesetzt werden, solange die Keimfähigkeit der Ungrassamen anhält. Sonst besteht die Gefahr des wieder „Hoch-pflügens“ und der Effekt des sauberen Tisches verblasst.