Die Fachhochschule Südwestfalen Soest hat auf ihrem Versuchsgut in Welver-Merklingsen den Ackerboden gefeiert. Er ist Boden des Jahres 2023. So kamen Bodenkundler des Fachbereichs Agrarwirtschaft um Prof. Dr. Thomas Weyer sowie Wissenschaftler aus ganz Deutschland und den benachbarten EU-Ländern zu diesem Termin zusammen.
Weyer betonte, dass Böden Lebensraum für bis zu 15 t Bodenlebewesen pro Hektar bieten. Sie würden Regenwasser aufnehmen und den Grundwasserspiegel, Stoffflüsse und mehr regeln.
Wahl fiel auf Ackerboden
Der ausgewählte Ackerboden in der Soester Börde ist vom Bodentyp der so genannten Pseudogley-Parabraunerde mit hohen Schluffanteilen. Im bundesweiten Vergleich bringt dieser Typ selbst in regenarmen Perioden Spitzenerträge hervor. Stellvertretend für alle Ackerböden in Deutschland steht der Boden am Versuchsgut der FH in diesem Jahr als Modell im Zentrum Kampagne.
Die Aufgabe von Politik, Landwirtschaft und Verbraucherschaft sei es, so Prof. Weyer, sich der Funktion des Bodens als überlebenswichtige Ressource bewusst zu werden und schädigenden Einflüssen wie Erosion, Bodenverdichtung, Bodenversauerung, Nährstoffüberhänge, Flächenverbrauch und Versiegelung als Herausforderung zu begegnen. Dazu zähle auch, Ansätze der Energiewende in Bezug auf Photovoltaik auf freier, wertvoller Fläche zu überdenken.
Viel zu hoher Flächenverbrauch
Dr. Gerd Milbert, Sprecher der Auswahljury, mahnte in dem Zusammenhang, dass immer noch 55 ha Landwirtschaftsfläche pro Tag zu Siedlungs- und Verkehrsflächen umgewidmet würden. Dieser Umstand mache deutlich, wie schlecht es um den Schutzstatus der Böden bestellt sei. „Wir müssen damit aufhören, Böden mit höher Ertragssicherheit gedankenlos zu verbrauchen!“
Das sieht auch NRW-Agrarstaatssekretär Dr. Martin Berges so. Böden seien das Kapital aller landwirtschaftlichen Betriebe sind. Bodenbewirtschaftung, Flächenversiegelung durch Bebauung und nicht zuletzt die Auswirkungen des Klimawandels würden aber gleich mehrfach in das empfindliche System eingreifen.
Es gelte – flankiert von politischen Maßnahmen auf nationaler und europäischer Ebene zu Themen wie Erosionsschutz oder Flächenverbrauch – die Bodenqualität durch kluge ackerbauliche Maßnahmen und gute Kulturführung unter Einbezug klimabedingter Faktoren zu erhalten und zu schützen. Dazu seien vor allem ein hohes Maß an pflanzenbaulichen Kenntnissen und der Transfer von der Wissenschaft in die Praxis erforderlich.