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Aldi-Plan: Das sagen Bullen- und Schweinemäster zum Haltungswechsel

Unter dem Jubel vieler NGOs hat Aldi den Umbau der deutschen Tierhaltung bis 2030 verkündet. Was denken Landwirte darüber?

Lesezeit: 4 Minuten

Geht es nach den Wünschen des Discounters Aldi, dürfte sich die Tierhaltung in Deutschland schon in wenigen Jahren stark verändert haben. Gehen die Landwirte diesen Weg mit? Zwei Stimmen aus der Praxis:

Ich traue Aldi nicht“

Ich sehe den Aldi-Vorstoß sehr kritisch. Grundsätzlich unterstütze ich die Entwicklung zu tiergerechterer Haltung und nehme deshalb mit meinem Betrieb an der Initiative Tierwohl teil. Ich habe auch kein Problem damit, meinen Bestand zu reduzieren, wenn sich das unter dem Strich für mich rechnet. Ich kann und will meinen Betrieb aber nicht auf die Haltungsform 3 umstellen. Da mein Betrieb in der Nähe eines Landschaftsschutzgebietes liegt, würde ich keine neue Genehmigung für einen Außenklimastall in der Schweinemast bekommen. Selbst wenn ich könnte, wäre für mich eine Investition in einen Offenfrontstall auf Basis einer Aldi-Ankündigung viel zu riskant. Bei den heutigen engen Margen bräuchte ich mindestens 20 bis 25 Jahre, um damit auf einen grünen Zweig zu kommen.

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Ehrlich gesagt traue ich dem LEH auch nicht. Die Händler haben schon oft gezeigt, dass es ihnen vor allem um die eigene Marge geht. Was mich ärgert, ist zudem, dass für die Haltungsform 3 und 4 der Einsatz von GVO-freiem Futter vorgeschrieben wird und die Kriterien ohne Beteiligung der Landwirte jederzeit vom Handel geändert werden können. Mir zeigt das, dass die Handelsketten sich ohne Hemmungen auch im Ausland eindecken würden. Das werden sie auch tun müssen, denn ohne Änderungen bei TA Luft und Baurecht werden nur wenige Betriebe überhaupt umstellen. Warum gibt Aldi uns nicht die Zeit, mit Zukunftsställen und Wissenschaft vernünftige Lösungen zu entwickeln? Es geht einfach zu schnell und zu einseitig.

Viele Bullenmäster werden so aufgeben“

Ich sehe den Aldi-Vorstoß mit gemischten Gefühlen. Einerseits wollen wir uns beim Tierwohl weiterentwickeln und können damit unser Image verbessern. Anderseits gehen wir ein hohes Risiko ein. Ich habe erst 2017 einen Bullenmaststall gebaut – nach damalig neuestem Stand. Obwohl ich die Flächenvorgaben für Haltungsform 3 bereits erfülle, müsste ich für die Offenfront bzw. den Auslauf nochmals kräftig investieren. Ich gehe damit ein höheres Risiko ein und werde unterm Strich wahrscheinlich nicht mehr verdienen.

Mit entsprechender Förderung würde ich dennoch den Aldi-Weg wohl mitgehen. In den vergangenen Jahren haben viele Berufskollegen, die neue Anforderungen nicht mitgehen wollten, aufgegeben. Ich bin 33 Jahre alt und will, dass mein Betrieb überlebt. Ich bin mir sicher, dass der Strukturwandel dadurch nochmals beschleunigt wird. Ich hätte mir gewünscht, dass sich Aldi stärker zur deutschen Landwirtschaft bekennt.

Während die Erzeuger eher mit einem mulmigen Gefühl auf die Aldi-Pläne schauen, zeigt sich der Verband der Fleischwirtschaft (VDF) zuversichtlich.

Mit Borchert-Plan ist das Aldi-Ziel ­erreichbar“

Wir begrüßen die Initiative von Aldi. Sie deckt sich mit den Empfehlungen der Borchert-Kommission, an denen wir mitgearbeitet haben. Wir fordern die Politik auf, umgehend die gesetzlichen Grundlagen dafür auf den Weg zu bringen. Wenn Aldi jetzt vorangeht und den Umbau der Nutztierhaltung über die Marktpreise möglich macht, dann ist die Fleischwirtschaft dabei.

Ob die Landwirtschaft das so schnell oder überhaupt leisten kann, ist wesentlich von baurechtlichen Regelungen abhängig. Außerdem müsste das Verfahren der Baugenehmigungen beschleunigt werden. Dies alles kann sehr schnell geschehen, wenn der politische Wille vorhanden ist.

Natürlich werden Landwirte nur in Stallumbau und Neubau investieren, wenn eine solche Investition rentabel ist. Dazu müsste der Borchert-Plan umgesetzt werden, in dem Investitionsförderung und staatliche Ausgleichszahlungen für die Tierhalter über einen langen Zeitraum verbindlich zugesichert werden. Zur Gegenfinanzierung der Tierwohlzahlung schlagen wir vor, den ermäßigten Mehrwertsteuersatz für alle Lebensmittel tierischer Herkunft abzuschaffen. Das ist verwaltungstechnisch einfach möglich. Die Produkte würden entsprechend teurer werden.

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