Seit Jahren schon wird es für Sonderkulturbetriebe wie Erdbeeranbauer immer schwieriger, Erntehelfer zu finden. Deren Ansprüche steigen ebenso wie die Löhne – gleichzeitig drängt aus Spanien und anderen Ländern günstigere Ware auf den Markt. In der Folge sind die Zahl der Erdbeerhöfe seit 2015 um 17,8 % und die Anbaufläche um 33,3 % zurückgegangen; hier die Zahlen des Verbandes dazu.
Eine Lösung könnte da der Einsatz von Maschinen sein, die die Ernte unterstützen, berichtet der SWR und sprach mit Heiner Peters vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DfKI) in Bremen. Der Forscher arbeitet am Projekt Robotische Systeme in der Landwirtschaft, kurz RoLand. Dies ist ein KI-gesteuerter Pflückroboter.
Bilderkennung dank Künstlicher Intelligenz
RoLand funktioniert mit klassischen Bilderkennungsverfahren. Dazu wurden zunächst möglichst viele Bilder von Erdbeeren gespeichert. Dadurch lernt das System im Idealfall, nicht nur grüne von roten Erdbeeren zu unterscheiden, sondern auch überreife Früchte selbstständig zu erkennen, erklärt der Fachmann gegenüber dem Sender weiter. Orientieren kann sich der Roboter mit GPS und dank Kameras auch entlang einer Reihe. Hierzu trainieren die Programmierer vorher den Algorithmus einer Erdbeerreihe.
Der Roboter könnte außerdem nachts pflücken und so die Betriebe erheblich entlasten. Zudem sind Erdbeeren in der Nacht weniger empfindlich als in der Tageshitze und würden nicht so leicht kaputt gehen, sagt Peters. Er und sein Team planen, die Maschine möglichst günstig aufzubauen, damit sie auch kleinere Familienbetriebe kaufen können.
Kein Ersatz für Mitarbeiter – sondern die Lösung in Notlage
RoLand soll dabei keine Mitarbeiter ersetzen und Arbeitsplätze gefährden, sondern Lücken füllen, stellt Peters weiter klar. "Wir adressieren eigentlich eher Arbeitsplätze, die jetzt schon nicht mehr besetzt werden können." Zudem würde das Gerät wie gesagt auch nachts schonend arbeiten können und so Entlastung in den wenigen Wochen der Erntezeit bringen.
Erdbeerverband skeptisch
Nicht so begeistert reagiert laut SWR Simon Schumacher, Vorstandssprecher des Verbands Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer. Er stellt sich den Einsatz des Roboters eher für digitalisierte Großbetriebe als lukrativ vor. Wie der Roboter letztendlich auf dem Markt ankommt, werde sich zeigen.
Eine große Zukunft prophezeit Jörg Dörr vom Fraunhofer Institut für Experimentelles Software Engineering in Kaiserslautern der KI-Technik. Sie werde Einzug in die Landwirtschaft halten. "Wenn es darum geht Gesundheit bei einer Kuh zu erkennen, werden jetzt schon Systeme eingesetzt, die mit KI trainiert wurden", sagt er gegenüber dem SWR. Bald könnte KI dann auch auf unseren Erdbeerfeldern zum Einsatz kommen.
In diesem Sommer wird RoLand nun erstmals im freien Erdbeerfeld beim Praxistest eingesetzt.