Glyphosat ist nach Überzeugung der Geschäftsführerin der Bayer CropScience Deutschland GmbH, Karin Guendel Gonzalez, ein gutes Werkzeug für eine nachhaltige und klimaschonende Bodenbearbeitung. „Die nicht wendende Bodenbearbeitung spart nicht nur Diesel und Wasser, sondern erhält auch die Artenvielfalt im Boden“, sagte die neue Deutschland-Chefin im Interview mit Agra-Europe.
Bayer will Vorzüge von Glyphosat besser kommunizieren
Diese Vorzüge von Glyphosat habe man in der Vergangenheit offenbar nicht ausreichend gegenüber der Öffentlichkeit und Politik kommuniziert, so Guendel Gonzalez. „Wir bei Bayer kämpfen weiter für unseren Wirkstoff, weil wir von seinen Vorteilen überzeugt sind“, stellt sie klar.
Landwirte in Deutschland und Österreich hätten auf Glyphosat keinen grundsätzlich anderen Blick wie ihre Kollegen in Brasilien oder den USA, sondern betrachteten den herbiziden Wirkstoff als wertvolles Tool im Ackerbau. In Gesprächen räumten die gleichen Landwirte aber durchaus selbstkritisch ein, es mit dem Breitbandherbizid an der einen oder anderen Stelle in der Vergangenheit vielleicht übertrieben zu haben. „Dieses Eingeständnis gehört zu einer ehrlichen Debatte auch dazu“, so die Geschäftsführerin der Bayer CropScience Deutschland GmbH.
Glyphosat als Argument für den Klimaschutz
Bayer will in der Debatte um die Verlängerung der Zulassung für Glyphosat als Argument auch den Klimaschutz nutzen. Der Klimaschutz durch Minimalbodenbearbeitung sei durchaus ein neues Argument pro Glyphosat gegenüber der Politik. „Ob wir allerdings in Brüssel damit durchdringen, steht auf einem anderen Blatt“, sagte Guendel Gonzalez.
Die neue Deutschland-Chefin zeigt sich davon überzeugt, dass der Zukauf von Monsanto strategisch und langfristig für die Bayer AG der richtige Schritt war. „Durch den Zukauf haben wir viele großartige Kollegen dazu gewonnen und auch viel Innovationskraft. Und heute, fünf Jahre nach der Übernahme, schauen wir nicht mehr, wer ursprünglich aus welchem Haus kam“, sagt die Betriebswirtin. In der Kommunikation habe man aber sicherlich nicht alles richtig gemacht in der Vergangenheit, vor allem in Europa bei der Einführung der Gentechnik vor vielen Jahren.
Entscheidung über Wiederzulassung im Herbst 2023
Im Juli 2023 soll die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) ihre abschließende Neubewertung für den Wirkstoff Glyphosat vorlegen. Auf dieser Grundlage werden die EU-Kommission und die Mitgliedstaaten dann im Herbst über den von der Industrie erneut gestellten Antrag auf Wiederzulassung ab 2024 entscheiden.
Agrarminister Cem Özdemir (Grüne) setzte Anfang März ein Zeichen, dass er weiterhin an einem Ausstieg für den Einsatz von Glyphosat festhalten will. Er begrüßte, dass die Deutsche Bahn aus der Glyphosat-Nutzung ausgestiegen ist. Dies sei ein wichtiger Schritt hin zum vollständigen Glyphosat-Ausstieg, wie er im Koalitionsvertrag vereinbart sei, sagte er. Die Bundesregierung plant laut ihrem Koalitionsvertrag zum 1. Januar 2024 den vollständigen Ausstieg aus der Nutzung von Glyphosat.
Aktuell darf der Wirkstoff bis Ende 2023 in der Landwirtschaft unter Einschränkungen außerhalb von Naturschutzgebieten genutzt werden. Sollte sich die EU für eine weitere Zulassung des Wirkstoffes ab 2024 entscheiden, ist offen wie Deutschland sich verhält. So sind Österreich und zuletzt auch Luxemburg vor Gericht mit nationalen Verboten für Glyphosat trotz EU-Zulassung gescheitert.