Die Biobranche verlor 2023 weit über 900 Betriebe. Viele klagen über zu geringes Einkommen, das Landwirtschaftsministerium will an der Förderschraube drehen.
Der Marktanteil stieg jedes Jahr, immer mehr Betriebe stellten um, und die biologische Flächen weiteten sich aus. Die Biobranche kannte in den vergangenen Jahren nur eine Richtung. Mit der neuen GAP-Periode setzte es nun einen Dämpfer.
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933 Betriebe haben 2023 die Biolandwirtschaft aufgegeben. Die Gründe sind vielfältig, die meisten waren Tierhalter. Rund 10.000 ha Biofläche gingen verloren.
Das ÖPUL-Programm soll bis 2025 angepasst werden, um wieder Anreize für den Umstieg auf Bio zu schaffen.
Bis 2030 will Österreich einen Bioanteil von 35 % der bewirtschafteten Fläche erreichen, nach dem Rückgang 2023 sind es 27,1 %
Von 2022 auf 2023 verabschiedeten sich in Österreich 933 Betriebe aus der biologischen Landwirtschaft, das sind 4 % aller Biobetriebe. 2023 gab es somit 24.148 Biohöfe, was einem Anteil von 22,7 % aller Bauernhöfe entspricht. Außerdem gingen gut 10.000 ha Biofläche verloren. Der Anteil der biologisch bewirtschafteten Fläche liegt nun bei 27,1 % oder 695.180 ha.
Die Gründe sind vielfältig. Die Bioweidehaltungsverordnung zwang viele Tierhalter, wieder zurück ins konventionelle Lager. Niedrige Preise sowie gestiegene Kosten im Jahr 2023 ließen aber auch auch Ackerbauern umstellen.
Im Vorjahr waren die Deckungsbeiträge in Bio schlechter als bei vielen konventionellen Kollegen. Hinzu kommt noch die Fördersituation in der neuen GAP, bei der die Biobauern durch Stilllegung und gekürzte Fördersätze schlechter aussteigen.
Wir haben drei Landwirte befragt, wie sie mit der schwierigen Situation umgehen und wie es mit der Biolandwirtschaft weitergeht. Ob das Schlimmste schon ausgestanden ist, wird dieses und nächstes Jahr zeigen.
Bio Austria Obfrau Barbara Riegler sieht die gestiegenen Koten für die Landwirte und die niedrigen Erzeugerpreise als Problem: „Es ist zu wenig, um ein ausreichendes Einkommen erwirtschaften zu können.“
Besorgniserregend ist die Entwicklung im fünfjährigen Schnitt, hier liegen die Deckungsbeiträge bei Winterweizen, Wintergerste und Körnermais deutlich unter den konventionellen Vergleichskulturen. Nur bei der Sojabohne konnten Biobetriebe einen höheren Deckungsbeitrag erwirtschaften, erklären Experten der Landwirtschaftskammer.
Die agrarpolitischen Rahmenbedingungen und Förderungen vereinfachen die Gesamtsituation der Branche nicht. „Das Agrarumweltprogramm ÖPUL ist aktuell eine Erschwernis für die Biobetriebe und eine Bremse für die Entwicklung. Wir haben eine schlechtere Ausgangssituation als in den Jahren davor. Hier darf man sich nicht wundern, wenn sich viele zurückziehen. Für das Biomusterland der EU kann das schlicht und einfach keine zufriedenstellende Situation sein“, sagt Riegler.
Eine Gelegenheit zum Gegensteuern für die Agrarpolitik biete sich mit der Programmänderung zum ÖPUL, die derzeit im Landwirtschaftsministerium erarbeitet wird. Die neuen Maßnahmen werden voraussichtlich im Mai bei der EU-Kommission eingereicht. Bis dahin könne sich inhaltlich noch einiges tun – Details können dazu noch keine genannt werden. Bis Herbst muss dann die Kommission den Änderungsvorschlägen aus Österreich zustimmen, vor September ist also mit keiner Lösung zu rechnen. Wirksam sollten die Änderungen im Jahr 2025 sein.
ÖPUL bremst die Biobranche
„Als Verband ermuntern wir den Landwirtschaftsminister dringend, diese Möglichkeit zu ergreifen und notwendige Änderungen für Biobetriebe auf den Weg zu bringen. Und zwar in Form von Maßnahmen, die auf den Betrieben ankommen. Jetzt ist für die Agrarpolitik die Gelegenheit zu zeigen, dass sie die Biobäuerinnen und Biobauern in herausfordernden Zeiten unterstützt“, sagt Riegler.
Dies sei auch ein Gebot der Stunde, um die in Österreich gesetzten Ziele von 30 % Bioanteil der landwirtschaftlichen Fläche bis 2027 und 35 % bis 2030 zu erreichen. „Diese Ziele haben nichts an ihrer Richtigkeit und Bedeutung verloren, im Gegenteil“, meint die Obfrau.
Anpassung für 2025 geplant
Im Landwirtschaftsministerium wird die Entwicklung der Biolandwirtschaft genau beobachtet. Neben dem Impulsprogramm für die Landwirtschaft ab 2024 und um 8 % erhöhten Budgetmitteln „planen wir auch eine Anpassung zur weiteren Stärkung der biologischen Produktion ab dem Antragsjahr 2025“, heißt es aus dem Ministerium.
„Zentraler Punkt ist auch die Steigerung der Nachfrage nach Bioprodukten. Nur ein stabiles und marktorientiertes Wachstum ist auch in der Zukunft beständig. Gerade in den vergangenen zwei Jahren ist eine schwierigere Absatzsituation für Bioprodukte zu verzeichnen“, sagt Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig.
Die Absatzsituation bestätigen die aktuellen Erhebungen der RollAMA zum Jahr 2023. Diese weist zwar einen wertmäßigen Anstieg der Bioeinkäufe im Lebensmittelhandel um 5,3 % aus. Die mengenmäßige Entwicklung ist mit -2,8 % leicht rückläufig. Gegenüber dem letzten Vorkrisenjahr 2019 stellt dies einen mengenmäßigen Zuwachs von 50 % im Wert und von 27 % in der eingekauften Menge dar.
Kritisch sieht Bio Austria auch die von der EU-Kommission geplanten Erleichterungen bei der GAP. Denn auf die Biobetriebe sei vergessen worden, es würden nur Umweltauflagen gesenkt. „Der Vorschlag führt zu einer Verzerrung des Wettbewerbs zu Ungunsten von Bio, da diese für höhere Leistungen nicht besser gestellt werden, sondern je nach nationaler Ausgestaltung sogar benachteiligt werden können. Auf nationaler Ebene muss das Landwirtschaftsministerium dafür Sorge tragen, dass auch die Biobauern von den Vereinfachungen profitieren“, sagt Riegler.
Der Marktanteil stieg jedes Jahr, immer mehr Betriebe stellten um, und die biologische Flächen weiteten sich aus. Die Biobranche kannte in den vergangenen Jahren nur eine Richtung. Mit der neuen GAP-Periode setzte es nun einen Dämpfer.
Schnell gelesen
933 Betriebe haben 2023 die Biolandwirtschaft aufgegeben. Die Gründe sind vielfältig, die meisten waren Tierhalter. Rund 10.000 ha Biofläche gingen verloren.
Das ÖPUL-Programm soll bis 2025 angepasst werden, um wieder Anreize für den Umstieg auf Bio zu schaffen.
Bis 2030 will Österreich einen Bioanteil von 35 % der bewirtschafteten Fläche erreichen, nach dem Rückgang 2023 sind es 27,1 %
Von 2022 auf 2023 verabschiedeten sich in Österreich 933 Betriebe aus der biologischen Landwirtschaft, das sind 4 % aller Biobetriebe. 2023 gab es somit 24.148 Biohöfe, was einem Anteil von 22,7 % aller Bauernhöfe entspricht. Außerdem gingen gut 10.000 ha Biofläche verloren. Der Anteil der biologisch bewirtschafteten Fläche liegt nun bei 27,1 % oder 695.180 ha.
Die Gründe sind vielfältig. Die Bioweidehaltungsverordnung zwang viele Tierhalter, wieder zurück ins konventionelle Lager. Niedrige Preise sowie gestiegene Kosten im Jahr 2023 ließen aber auch auch Ackerbauern umstellen.
Im Vorjahr waren die Deckungsbeiträge in Bio schlechter als bei vielen konventionellen Kollegen. Hinzu kommt noch die Fördersituation in der neuen GAP, bei der die Biobauern durch Stilllegung und gekürzte Fördersätze schlechter aussteigen.
Wir haben drei Landwirte befragt, wie sie mit der schwierigen Situation umgehen und wie es mit der Biolandwirtschaft weitergeht. Ob das Schlimmste schon ausgestanden ist, wird dieses und nächstes Jahr zeigen.
Bio Austria Obfrau Barbara Riegler sieht die gestiegenen Koten für die Landwirte und die niedrigen Erzeugerpreise als Problem: „Es ist zu wenig, um ein ausreichendes Einkommen erwirtschaften zu können.“
Besorgniserregend ist die Entwicklung im fünfjährigen Schnitt, hier liegen die Deckungsbeiträge bei Winterweizen, Wintergerste und Körnermais deutlich unter den konventionellen Vergleichskulturen. Nur bei der Sojabohne konnten Biobetriebe einen höheren Deckungsbeitrag erwirtschaften, erklären Experten der Landwirtschaftskammer.
Die agrarpolitischen Rahmenbedingungen und Förderungen vereinfachen die Gesamtsituation der Branche nicht. „Das Agrarumweltprogramm ÖPUL ist aktuell eine Erschwernis für die Biobetriebe und eine Bremse für die Entwicklung. Wir haben eine schlechtere Ausgangssituation als in den Jahren davor. Hier darf man sich nicht wundern, wenn sich viele zurückziehen. Für das Biomusterland der EU kann das schlicht und einfach keine zufriedenstellende Situation sein“, sagt Riegler.
Eine Gelegenheit zum Gegensteuern für die Agrarpolitik biete sich mit der Programmänderung zum ÖPUL, die derzeit im Landwirtschaftsministerium erarbeitet wird. Die neuen Maßnahmen werden voraussichtlich im Mai bei der EU-Kommission eingereicht. Bis dahin könne sich inhaltlich noch einiges tun – Details können dazu noch keine genannt werden. Bis Herbst muss dann die Kommission den Änderungsvorschlägen aus Österreich zustimmen, vor September ist also mit keiner Lösung zu rechnen. Wirksam sollten die Änderungen im Jahr 2025 sein.
ÖPUL bremst die Biobranche
„Als Verband ermuntern wir den Landwirtschaftsminister dringend, diese Möglichkeit zu ergreifen und notwendige Änderungen für Biobetriebe auf den Weg zu bringen. Und zwar in Form von Maßnahmen, die auf den Betrieben ankommen. Jetzt ist für die Agrarpolitik die Gelegenheit zu zeigen, dass sie die Biobäuerinnen und Biobauern in herausfordernden Zeiten unterstützt“, sagt Riegler.
Dies sei auch ein Gebot der Stunde, um die in Österreich gesetzten Ziele von 30 % Bioanteil der landwirtschaftlichen Fläche bis 2027 und 35 % bis 2030 zu erreichen. „Diese Ziele haben nichts an ihrer Richtigkeit und Bedeutung verloren, im Gegenteil“, meint die Obfrau.
Anpassung für 2025 geplant
Im Landwirtschaftsministerium wird die Entwicklung der Biolandwirtschaft genau beobachtet. Neben dem Impulsprogramm für die Landwirtschaft ab 2024 und um 8 % erhöhten Budgetmitteln „planen wir auch eine Anpassung zur weiteren Stärkung der biologischen Produktion ab dem Antragsjahr 2025“, heißt es aus dem Ministerium.
„Zentraler Punkt ist auch die Steigerung der Nachfrage nach Bioprodukten. Nur ein stabiles und marktorientiertes Wachstum ist auch in der Zukunft beständig. Gerade in den vergangenen zwei Jahren ist eine schwierigere Absatzsituation für Bioprodukte zu verzeichnen“, sagt Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig.
Die Absatzsituation bestätigen die aktuellen Erhebungen der RollAMA zum Jahr 2023. Diese weist zwar einen wertmäßigen Anstieg der Bioeinkäufe im Lebensmittelhandel um 5,3 % aus. Die mengenmäßige Entwicklung ist mit -2,8 % leicht rückläufig. Gegenüber dem letzten Vorkrisenjahr 2019 stellt dies einen mengenmäßigen Zuwachs von 50 % im Wert und von 27 % in der eingekauften Menge dar.
Kritisch sieht Bio Austria auch die von der EU-Kommission geplanten Erleichterungen bei der GAP. Denn auf die Biobetriebe sei vergessen worden, es würden nur Umweltauflagen gesenkt. „Der Vorschlag führt zu einer Verzerrung des Wettbewerbs zu Ungunsten von Bio, da diese für höhere Leistungen nicht besser gestellt werden, sondern je nach nationaler Ausgestaltung sogar benachteiligt werden können. Auf nationaler Ebene muss das Landwirtschaftsministerium dafür Sorge tragen, dass auch die Biobauern von den Vereinfachungen profitieren“, sagt Riegler.