Biofach Nürnberg: Zuwachs beim Ökolandbau in Bayern schwächelt
Der geringe Preisabstand von Ökoware zu konventionellen Lebensmitteln, fehlende Planungssicherheit und die Verteuerung von Energie und Futtermitteln haben viele Landwirte erheblich verunsichert.
Bayerns Ökolandwirtschaft wächst weiterhin, allerdings aufgrund der Krisen lediglich verhalten. Wie Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber anlässlich der am Dienstag beginnenden Messe BioFach in Nürnberg mitteilte, haben im vergangenen Jahr nur rund 300 weitere Landwirtschaftsbetriebe mit insgesamt rund 7.000 ha Fläche auf ökologische Bewirtschaftung umgestellt.
„Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die in der Folge explodierenden Energie- und Produktionskosten sowie die hohe Inflation haben auch einen spürbaren Einfluss auf den Ausbau des Ökolandbaus. Denn all das hat die Nachfrage nach Ökolebensmitteln und die Umstellungsbereitschaft der Betriebe leider deutlich gebremst“, sagte die Ministerin in München.
Bayern weiterhin Spitzenreiter, Zeiten aber schwierig
Die Anzahl der Ökobetriebe in Bayern liegt aktuell bei 12.000, sie bewirtschaften insgesamt 415.000 ha Fläche nach den Vorgaben des Ökolandbaus. Damit verfügt Bayern bundesweit weiterhin über die mit Abstand größte Ökofläche und die meisten Ökobetriebe, stellt das Agrarministerium aus München klar. Rund jeder dritte deutsche Ökobetrieb wirtschaftet im Freistaat.
Der stärkere Preisanstieg bei konventionell erzeugten Produkten hat den Abstand zu Bioprodukten allerdings verringert. Diese Entwicklung, fehlende Planungssicherheit in der bundesdeutschen Agrarpolitik und die Verteuerung von Energie und Futtermitteln haben viele Landwirte erheblich verunsichert und die Bereitschaft zur Umstellung gedämpft, weiß auch Ministerin Kaniber.
Darüber hinaus macht sich auch das durch die Inflation verminderte Budget der Verbraucher auf dem Öko-Markt bemerkbar. „Viele müssen bei den überall gestiegenen Kosten mehr rechnen und überlegen sich genauer, was sie in den Einkaufskorb legen“, so die CSU-Politikerin. Dennoch liegen die Umsätze mit Bio-Lebensmitteln immer noch über denen des Jahres 2019.
BioRegio 2030 soll die Wende bringen Auch wenn der Anteil des Ökolandbaus an der Landwirtschaftsfläche derzeit noch bei 13 % liegt, hält die Ministerin an ihrem Ziel eines Flächenanteils von 30 % bis 2030 fest. Seit diesem Jahr erhalten Ökobetriebe für die Beibehaltung der ökologischen Wirtschaftsweise eine Förderung in Höhe von 312 €/ha Ackerfläche und von 284 €/ha Grünland.
Vom 14. bis 17. Februar 2023 findet in Nürnberg die Biofach statt. Die Messe hat täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet und richtet sich ausschließlich an Fachpublikum.
Die nach eigenen Angaben größte Bio-Messe der Welt fällt in ein verändertes, für die Bio-Branche ungewohntes Marktumfeld. Denn nach jahrzehntelangem kontinuierlichem Wachstum verzeichnete der Absatz von Bio-Lebensmitteln und -Getränken 2022 erstmalig einen leichten Rückgang.
„Diese Delle gilt es aber einzuordnen“, sagt BBV-Ökopräsident Ralf Huber: „Die Verbraucher kaufen immer noch deutlich mehr Bio als vor der Corona-Zeit: ein Drittel mehr Bio-Käse und -Gemüse, über 40 % mehr Bio-Mehl, über 50 % mehr Bio-Fleisch und fast 80 % mehr Bio-Geflügel. Bio ist vielen Menschen also auch in Zeiten der Inflation wichtig. Trotzdem ist natürlich jedes Umsatz-Minus für die Bio-Branche schmerzhaft, insbesondere für die stärker betroffenen Bio-Markenhersteller und den Naturkostfachhandel.“
Eine Delle gibt es aktuell auch bei der Zahl der Betriebe, die auf Öko umstellen wollen. Die Gründe dafür sieht der BBV in der Unsicherheit über die Marktentwicklung und den teilweise geringen Preisabstand zur konventionellen Erzeugung. Der bayerische Öko-Milchpreis ist mit rund 63 Cent pro Kilogramm so hoch wie noch nie, aber der Abstand zum Preis für konventionelle Milch ist auf nur noch vier bis fünf Cent pro Kilogramm geschrumpft – während er lange Jahre im zweistelligen Cent-Bereich gelegen war. Dazu kommt, dass die Biomilch-verarbeitenden Molkereien erst wieder in größerem Maße neue Biomilcherzeuger als Lieferanten aufnehmen, wenn der Absatz wieder aufwärts geht. Nicht zuletzt können bei weitem nicht alle Milchviehhalter die künftig strikteren Vorgaben der EU-Ökoverordnung zur Weidehaltung erfüllen.
„Als Bio-Branche sollten wir daran arbeiten, Bio noch nahbarer und alltäglicher zu machen“, schlägt BBV-Ökoreferentin Daniela Gehler vor. Während im Handel Bio auch schon sehr niederschwellig zu bekommen sei, habe Bio und vor allem regionales Bio in der Gastronomie noch immer Seltenheitswert und sogar einen elitären Ruf. „In Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung sehen wir noch ein großes Handlungsfeld, weitere Absatzchancen für unsere heimischen Erzeuger zu entwickeln“, so Gehler.
Rund 1,7 Mio. ha Land werden in Deutschland ökologisch bewirtschaftet. Damit weist Deutschland unter den EU-Ländern die viertgrößte Öko-Anbaufläche auf, teilt Eurostat mit. Insgesamt gab es nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 2021 36.307 Bio-Höfe in Deutschland. Das entspricht einem Anteil von 14 %.
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Bayerns Ökolandwirtschaft wächst weiterhin, allerdings aufgrund der Krisen lediglich verhalten. Wie Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber anlässlich der am Dienstag beginnenden Messe BioFach in Nürnberg mitteilte, haben im vergangenen Jahr nur rund 300 weitere Landwirtschaftsbetriebe mit insgesamt rund 7.000 ha Fläche auf ökologische Bewirtschaftung umgestellt.
„Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die in der Folge explodierenden Energie- und Produktionskosten sowie die hohe Inflation haben auch einen spürbaren Einfluss auf den Ausbau des Ökolandbaus. Denn all das hat die Nachfrage nach Ökolebensmitteln und die Umstellungsbereitschaft der Betriebe leider deutlich gebremst“, sagte die Ministerin in München.
Bayern weiterhin Spitzenreiter, Zeiten aber schwierig
Die Anzahl der Ökobetriebe in Bayern liegt aktuell bei 12.000, sie bewirtschaften insgesamt 415.000 ha Fläche nach den Vorgaben des Ökolandbaus. Damit verfügt Bayern bundesweit weiterhin über die mit Abstand größte Ökofläche und die meisten Ökobetriebe, stellt das Agrarministerium aus München klar. Rund jeder dritte deutsche Ökobetrieb wirtschaftet im Freistaat.
Der stärkere Preisanstieg bei konventionell erzeugten Produkten hat den Abstand zu Bioprodukten allerdings verringert. Diese Entwicklung, fehlende Planungssicherheit in der bundesdeutschen Agrarpolitik und die Verteuerung von Energie und Futtermitteln haben viele Landwirte erheblich verunsichert und die Bereitschaft zur Umstellung gedämpft, weiß auch Ministerin Kaniber.
Darüber hinaus macht sich auch das durch die Inflation verminderte Budget der Verbraucher auf dem Öko-Markt bemerkbar. „Viele müssen bei den überall gestiegenen Kosten mehr rechnen und überlegen sich genauer, was sie in den Einkaufskorb legen“, so die CSU-Politikerin. Dennoch liegen die Umsätze mit Bio-Lebensmitteln immer noch über denen des Jahres 2019.
BioRegio 2030 soll die Wende bringen Auch wenn der Anteil des Ökolandbaus an der Landwirtschaftsfläche derzeit noch bei 13 % liegt, hält die Ministerin an ihrem Ziel eines Flächenanteils von 30 % bis 2030 fest. Seit diesem Jahr erhalten Ökobetriebe für die Beibehaltung der ökologischen Wirtschaftsweise eine Förderung in Höhe von 312 €/ha Ackerfläche und von 284 €/ha Grünland.
Vom 14. bis 17. Februar 2023 findet in Nürnberg die Biofach statt. Die Messe hat täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet und richtet sich ausschließlich an Fachpublikum.
Die nach eigenen Angaben größte Bio-Messe der Welt fällt in ein verändertes, für die Bio-Branche ungewohntes Marktumfeld. Denn nach jahrzehntelangem kontinuierlichem Wachstum verzeichnete der Absatz von Bio-Lebensmitteln und -Getränken 2022 erstmalig einen leichten Rückgang.
„Diese Delle gilt es aber einzuordnen“, sagt BBV-Ökopräsident Ralf Huber: „Die Verbraucher kaufen immer noch deutlich mehr Bio als vor der Corona-Zeit: ein Drittel mehr Bio-Käse und -Gemüse, über 40 % mehr Bio-Mehl, über 50 % mehr Bio-Fleisch und fast 80 % mehr Bio-Geflügel. Bio ist vielen Menschen also auch in Zeiten der Inflation wichtig. Trotzdem ist natürlich jedes Umsatz-Minus für die Bio-Branche schmerzhaft, insbesondere für die stärker betroffenen Bio-Markenhersteller und den Naturkostfachhandel.“
Eine Delle gibt es aktuell auch bei der Zahl der Betriebe, die auf Öko umstellen wollen. Die Gründe dafür sieht der BBV in der Unsicherheit über die Marktentwicklung und den teilweise geringen Preisabstand zur konventionellen Erzeugung. Der bayerische Öko-Milchpreis ist mit rund 63 Cent pro Kilogramm so hoch wie noch nie, aber der Abstand zum Preis für konventionelle Milch ist auf nur noch vier bis fünf Cent pro Kilogramm geschrumpft – während er lange Jahre im zweistelligen Cent-Bereich gelegen war. Dazu kommt, dass die Biomilch-verarbeitenden Molkereien erst wieder in größerem Maße neue Biomilcherzeuger als Lieferanten aufnehmen, wenn der Absatz wieder aufwärts geht. Nicht zuletzt können bei weitem nicht alle Milchviehhalter die künftig strikteren Vorgaben der EU-Ökoverordnung zur Weidehaltung erfüllen.
„Als Bio-Branche sollten wir daran arbeiten, Bio noch nahbarer und alltäglicher zu machen“, schlägt BBV-Ökoreferentin Daniela Gehler vor. Während im Handel Bio auch schon sehr niederschwellig zu bekommen sei, habe Bio und vor allem regionales Bio in der Gastronomie noch immer Seltenheitswert und sogar einen elitären Ruf. „In Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung sehen wir noch ein großes Handlungsfeld, weitere Absatzchancen für unsere heimischen Erzeuger zu entwickeln“, so Gehler.
Rund 1,7 Mio. ha Land werden in Deutschland ökologisch bewirtschaftet. Damit weist Deutschland unter den EU-Ländern die viertgrößte Öko-Anbaufläche auf, teilt Eurostat mit. Insgesamt gab es nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 2021 36.307 Bio-Höfe in Deutschland. Das entspricht einem Anteil von 14 %.