Biogasanlage des Monats: Flexibilität und Gaseinspeisung für die Energiewende
Der Fachverband Biogas und der Landesverband Erneuerbare Energien NRW haben eine flexible Biogasanlage prämiert. Der LEE mahnt die Bundesregierung, die Technik stärker in den Blick zu nehmen.
Die Schornbuscher Biokraft GmbH & Co. KG aus Euskirchen (Nordrhein-Westfalen) um die Geschäftsführer Rainer und Alexander von Meer ist „Biogasanlage des Monats“. Die Auszeichnung, die der Fachverband Biogas seit 2019 monatlich vergibt, soll dem Energieträger Biogas mehr Aufmerksamkeit verschaffen. „Wir haben diese Anlage ausgesucht, weil sie eindrucksvoll zeigt, wie sich die Biogastechnologie weiterentwickelt hat“, begründet der Fachverband Biogas, hierzulande die Dachorganisation für die Biogasbranche, sein Votum.
Gemessen an ihren Anfängen Anfang der Jahrtausendwende ist die Leistung sukzessive um den Faktor vier auf mehr als acht Megawatt ausgebaut worden. Außerdem hat der Betreiber die Fahrweise seiner Biogasanlage nicht nur flexibel an die Erfordernisse des Strommarkt angepasst, sondern speist aufbereitetes Biomethan auch ins Erdgasnetz ein.
16 Mio. kWh im Jahr
Dass sein mittlerweile in 4. Generation geführter Agrarbetrieb mittlerweile auch ein starkes Standbein in der Energieversorgung hat, ist für Geschäftsführer Rainer von Meer eine „fast logische Entwicklung“: „Getreu dem Spruch in unserem Familienwappen „Semper in Motu“ (Immer in Bewegung) haben wir immer nach Möglichkeiten zur Diversifizierung gesucht. Eine breite Basis bringt einfach mehr wirtschaftliche Sicherheit “ Der 2002 erfolgte Einstieg in die Biogaserzeugung habe sich dabei im Raum Euskirchen angeboten.
Im Laufe der Jahre hat von Meer die Biogasanlage, die derzeit jährlich rund 16 Mio. kWh Strom erzeugt, sukzessive erweitert. Mit der anfallenden Wärme werden im Übrigen benachbarte Höfe und ein Mastbetrieb für Putenküken versorgt.
Bereits seit 2011 speist der Betrieb aufbereitetes Biogas in das Gasnetz des Regionalversorgers e-regio ein, womit die Schornbuscher Biokraft zu den Pionieren im Kreis Euskirchen zählt. Bei der reinen Biogasnutzung will es von Meer nicht belassen. Mit einer größeren solaren Freiflächenanlage will er weiteren Ökostrom erzeugen, der mit einem Elektrolyseur für die regionale Wasserstoffherstellung genutzt werden soll.
Kritik an der Bundesregierung
Dass Betreiber Rainer von Meer schon vor Jahren in eine Biomethanaufbereitung und in eine flexible Steuerung seines Biokraftwerkes investiert hat, ist für Dr. Thomas Griese, stellvertretender Vorsitzender beim Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) „ein vorausschauendes Denken, mit dem wir die aktuelle Diskussion um die Kraftwerksstrategie der Bundesregierung ganz anders führen könnten.“
Für die Zeiten der sogenannten Dunkelflaute, sprich für die wenigen Tage im Jahr, an denen Wind und Sonne zu wenig Strom erzeugen, will die Bundesregierung einseitig auf fossile Gaskraftwerke setzen, die ab Mitte der 2030er Jahre auf grünen Wasserstoff umgerüstet werden sollen. „Es ist absolut ärgerlich, dass die Bundesregierung bei ihren bislang bekannten Plänen zur Kraftwerksstrategie den heimischen Energieträger Biogas mit keiner Silbe berücksichtigt.“
Großes Potenzial
Griese verwies bei der Preisverleihung auf Berechnungen, wonach die flexible Leistung der bestehenden Biogasanlagen bundesweit von derzeit 6.000 auf 12.0000 Megawatt verdoppelt werden kann – und zwar, ohne dass ein einziger zusätzlicher Hektar Mais benötigt wird und weit vor der dem Zeitpunkt, an dem die ersten der geplanten Gaskraftwerke überhaupt in Betrieb gehen. Bis 2050 könnte die Leistung dieser sogenannten Flex-Kraftwerke noch einmal auf 24.000 MW verdoppelt werden. Damit Biogas im vollen Umfang zur künftigen Stromversorgung beitragen kann, muss der aktuelle Anlagenbestand erhalten und zukunftsweisend genutzt werden. „Auch darf nicht vergessen werden, dass der heutige Biogasanlagenbestand in Kombination mit effizienter Kraft-Wärme-Kopplung wesentlich zur erneuerbaren Wärmeversorgung beiträgt“, betont Griese.
Forderung an die Bundesregierung
Deshalb fordert der LEE NRW:
Biogas muss in die Kraftwerksstrategie mit 12.000 Megawatt flexibler Leistung bis 2030 aufgenommen werden. Dazu ist es unverzichtbar, dass die Ausschreibung für flexible Kraftwerksleistung nicht auf Gaskraftwerke beschränkt bleiben darf, sondern auch für Biogasanlagen geöffnet werden muss. So würde sich zeigen, dass Biogas schneller und kostengünstiger flexible Kraftwerksleistung zur Verfügung stellen kann. Das bisher geplante Monopol für zunächst fossil betriebene Erdgaskraftwerke ist klimaschädlich und zudem wettbewerbsfeindlich.
Außerdem sind deutliche höhere Ausschreibungsmengen bei den Biomasse- & Biomethan-Ausschreibungen erforderlich.
Diese Forderungen gehören für den LEE NRW auf die Agenda eines Biogas-Gipfels, den der Verband seit Monaten anmahnt.
Für diese Legislaturperiode hat sich die schwarz-grüne Landesregierung den Bau von zusätzlich mindestens 1.000 neuen Windenergieanlagen zum Ziel gesetzt. „Es wäre dringend nötig, sich auch im Biogassektor für den Ausbau der flexiblen Kraftwerksleistung ein konkretes Ziel zu setzen“, drängt Thomas Griese.
Ihre Meinung ist gefragt
Wie stehen Sie zu diesem Thema? Welche Fragen, Anmerkungen oder Lösungsvorschläge haben Sie dazu? Schreiben Sie uns Ihre Meinung an Hinrich.Neumann@topagrar.com
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Die Schornbuscher Biokraft GmbH & Co. KG aus Euskirchen (Nordrhein-Westfalen) um die Geschäftsführer Rainer und Alexander von Meer ist „Biogasanlage des Monats“. Die Auszeichnung, die der Fachverband Biogas seit 2019 monatlich vergibt, soll dem Energieträger Biogas mehr Aufmerksamkeit verschaffen. „Wir haben diese Anlage ausgesucht, weil sie eindrucksvoll zeigt, wie sich die Biogastechnologie weiterentwickelt hat“, begründet der Fachverband Biogas, hierzulande die Dachorganisation für die Biogasbranche, sein Votum.
Gemessen an ihren Anfängen Anfang der Jahrtausendwende ist die Leistung sukzessive um den Faktor vier auf mehr als acht Megawatt ausgebaut worden. Außerdem hat der Betreiber die Fahrweise seiner Biogasanlage nicht nur flexibel an die Erfordernisse des Strommarkt angepasst, sondern speist aufbereitetes Biomethan auch ins Erdgasnetz ein.
16 Mio. kWh im Jahr
Dass sein mittlerweile in 4. Generation geführter Agrarbetrieb mittlerweile auch ein starkes Standbein in der Energieversorgung hat, ist für Geschäftsführer Rainer von Meer eine „fast logische Entwicklung“: „Getreu dem Spruch in unserem Familienwappen „Semper in Motu“ (Immer in Bewegung) haben wir immer nach Möglichkeiten zur Diversifizierung gesucht. Eine breite Basis bringt einfach mehr wirtschaftliche Sicherheit “ Der 2002 erfolgte Einstieg in die Biogaserzeugung habe sich dabei im Raum Euskirchen angeboten.
Im Laufe der Jahre hat von Meer die Biogasanlage, die derzeit jährlich rund 16 Mio. kWh Strom erzeugt, sukzessive erweitert. Mit der anfallenden Wärme werden im Übrigen benachbarte Höfe und ein Mastbetrieb für Putenküken versorgt.
Bereits seit 2011 speist der Betrieb aufbereitetes Biogas in das Gasnetz des Regionalversorgers e-regio ein, womit die Schornbuscher Biokraft zu den Pionieren im Kreis Euskirchen zählt. Bei der reinen Biogasnutzung will es von Meer nicht belassen. Mit einer größeren solaren Freiflächenanlage will er weiteren Ökostrom erzeugen, der mit einem Elektrolyseur für die regionale Wasserstoffherstellung genutzt werden soll.
Kritik an der Bundesregierung
Dass Betreiber Rainer von Meer schon vor Jahren in eine Biomethanaufbereitung und in eine flexible Steuerung seines Biokraftwerkes investiert hat, ist für Dr. Thomas Griese, stellvertretender Vorsitzender beim Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) „ein vorausschauendes Denken, mit dem wir die aktuelle Diskussion um die Kraftwerksstrategie der Bundesregierung ganz anders führen könnten.“
Für die Zeiten der sogenannten Dunkelflaute, sprich für die wenigen Tage im Jahr, an denen Wind und Sonne zu wenig Strom erzeugen, will die Bundesregierung einseitig auf fossile Gaskraftwerke setzen, die ab Mitte der 2030er Jahre auf grünen Wasserstoff umgerüstet werden sollen. „Es ist absolut ärgerlich, dass die Bundesregierung bei ihren bislang bekannten Plänen zur Kraftwerksstrategie den heimischen Energieträger Biogas mit keiner Silbe berücksichtigt.“
Großes Potenzial
Griese verwies bei der Preisverleihung auf Berechnungen, wonach die flexible Leistung der bestehenden Biogasanlagen bundesweit von derzeit 6.000 auf 12.0000 Megawatt verdoppelt werden kann – und zwar, ohne dass ein einziger zusätzlicher Hektar Mais benötigt wird und weit vor der dem Zeitpunkt, an dem die ersten der geplanten Gaskraftwerke überhaupt in Betrieb gehen. Bis 2050 könnte die Leistung dieser sogenannten Flex-Kraftwerke noch einmal auf 24.000 MW verdoppelt werden. Damit Biogas im vollen Umfang zur künftigen Stromversorgung beitragen kann, muss der aktuelle Anlagenbestand erhalten und zukunftsweisend genutzt werden. „Auch darf nicht vergessen werden, dass der heutige Biogasanlagenbestand in Kombination mit effizienter Kraft-Wärme-Kopplung wesentlich zur erneuerbaren Wärmeversorgung beiträgt“, betont Griese.
Forderung an die Bundesregierung
Deshalb fordert der LEE NRW:
Biogas muss in die Kraftwerksstrategie mit 12.000 Megawatt flexibler Leistung bis 2030 aufgenommen werden. Dazu ist es unverzichtbar, dass die Ausschreibung für flexible Kraftwerksleistung nicht auf Gaskraftwerke beschränkt bleiben darf, sondern auch für Biogasanlagen geöffnet werden muss. So würde sich zeigen, dass Biogas schneller und kostengünstiger flexible Kraftwerksleistung zur Verfügung stellen kann. Das bisher geplante Monopol für zunächst fossil betriebene Erdgaskraftwerke ist klimaschädlich und zudem wettbewerbsfeindlich.
Außerdem sind deutliche höhere Ausschreibungsmengen bei den Biomasse- & Biomethan-Ausschreibungen erforderlich.
Diese Forderungen gehören für den LEE NRW auf die Agenda eines Biogas-Gipfels, den der Verband seit Monaten anmahnt.
Für diese Legislaturperiode hat sich die schwarz-grüne Landesregierung den Bau von zusätzlich mindestens 1.000 neuen Windenergieanlagen zum Ziel gesetzt. „Es wäre dringend nötig, sich auch im Biogassektor für den Ausbau der flexiblen Kraftwerksleistung ein konkretes Ziel zu setzen“, drängt Thomas Griese.
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