Der Ökolandbau und die Biobrache sprechen sich zum Start der Biofach in Nürnberg Mut zu. Bioland-Präsident Plagge hält die Branche für stabil und robust genug, um die Preiskrise zu überwinden.
Bioland-Präsident Jan Plagge verwehrt sich gegen Zuschreibungen, laut denen es eine Biokrise gebe. Bei den aktuell steigenden Lebensunterhaltungskosten zeige sich Bio vielmehr als Inflationsbremse, sagte Plagge im Interview mit Agra-Europe. „Der Preisabstand zwischen Bio und Nicht-Bio hat sich 2022 deutlich verringert, da Bio die Preise stabiler halten kann“, sagte Plagge.
Die Biobranche bezeichnet Plagge trotz veränderter Rahmenbedingungen als stabil und robust. Nach den außerordentlichen Zuwachsraten während der Pandemie erlebe man derzeit mit einem Umsatzzuwachs von 22 % eine Normalisierung auf das Niveau von 2020. Gleichzeitig steige der Absatz von Biolebensmitteln in Discountern, und man beobachte bei den Kunden einen Umstieg von teureren Hersteller- auf günstigere Handelsmarken.
Daher entferne sich die Biobranche aktuell nochmal weiter von der ehemaligen Nische, argumentiert Plagge weiter. „Wir wollten und wollen kein Angebot für einen kleinen Bevölkerungsteil, sondern ökologisch erzeugte und gesunde Lebensmittel für sämtliche Einkommensschichten. Bio ist kein Luxus“, so Plagge.
Plagge will nicht vom 30%-Ziel abrücken
Agrarminister Cem Özdemir stärkt Plagge explizit den Rücken. Keiner der Landwirtschaftsminister und Ministerinnen in den letzten 16 Jahren sei so engagiert gewesen, wie der derzeitige Ressortchef, sagt Plagge in dem Interview. Özdemir packe die Probleme an, die er von seinen Vorgängern geerbt habe, lautet Plagges Bewertung. Dass Özdemir den Anteil der Agrarforschungsmittel, die in den Ökobereich fließen, auf 30 % anheben will, begrüßt er. „Dieses Ziel ist richtig und längst überfällig. In vielen Fällen kommen Forschungsergebnisse nicht nur Ökobetrieben zugute, sondern auch konventionellen Betrieben“, so Plagge.
Für den Ökolandbau stehe laut Plagge die Erreichung des 30 %-Ziels weiterhin im Mittelpunkt. Den Schlüssel dafür sieht der Verbandschef in der Außerhausverpflegung und einem Anteil von mindestens 30 % Biolebensmittel in diesem Bereich. Plagge räumt ein, dass es schwieriger geworden sei, das 30 %-Ziel zu erreichen, warnt aber davor, von diesem Ziel abzurücken.
Unmut über fehlende Finanzierung für Tierhaltung
Entscheidungen erwartet Plagge von der Bundesregierung beim Umbau der Tierhaltung. „Wir alle, egal ob konventionell oder bio, werden den Erfolg der Ampelregierung auch am Umbau der Tierhaltung messen“, sagte er. Auch wenn die Biobranche mit ihrer eigenen Stufe bei der geplanten Haltungskennzeichnung zufrieden ist, gebe es Unmut über den laufenden Prozess. „Wir sind völlig unzufrieden, dass die Finanzierungsfrage ungelöst ist. Sollte sich da nichts tun, wird es mit dem angestrebten Umbau der Tierhaltung in Deutschland nichts werden“, so Plagge.
Die Tierhaltung ist und bleibt für Plagge für die Biobranche essentiell. „Wir brauchen das Grünland mit einer vernünftigen Nutzung, und wir brauchen die Wiederkäuer, auch wenn sie Methan ausscheiden, weil wir ansonsten keine vernünftige Kreislaufwirtschaft hinkriegen“, sagte er. Daher sei die Veganismus-Debatte für die Branche fordernd. Er respektiere vegane Ernährung, widerspreche aber vehement Behauptungen, dass eine kreislaufbasierte Landwirtschaft komplett auf Tierhaltung verzichten könne, so Plagge weiter.
Absage an neue Züchtungstechniken bleibt
Eine Absage erteilt der Bioland-Präsident in dem Interview weiterhin einem künftigen Einsatz neuer Züchtungsmethoden im Ökolandbau. Eine solche Debatte sei komplett unnötig, weil Gentechnik im Ökolandbau verboten sei und bleibe, meint er. Plagge vermisst eine Diskussion darüber, wie eine Koexistenz zwischen den verschiedenen Anbauformen und Pflanzenzüchtungen künftig gewährleistet werde.
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Bioland-Präsident Jan Plagge verwehrt sich gegen Zuschreibungen, laut denen es eine Biokrise gebe. Bei den aktuell steigenden Lebensunterhaltungskosten zeige sich Bio vielmehr als Inflationsbremse, sagte Plagge im Interview mit Agra-Europe. „Der Preisabstand zwischen Bio und Nicht-Bio hat sich 2022 deutlich verringert, da Bio die Preise stabiler halten kann“, sagte Plagge.
Die Biobranche bezeichnet Plagge trotz veränderter Rahmenbedingungen als stabil und robust. Nach den außerordentlichen Zuwachsraten während der Pandemie erlebe man derzeit mit einem Umsatzzuwachs von 22 % eine Normalisierung auf das Niveau von 2020. Gleichzeitig steige der Absatz von Biolebensmitteln in Discountern, und man beobachte bei den Kunden einen Umstieg von teureren Hersteller- auf günstigere Handelsmarken.
Daher entferne sich die Biobranche aktuell nochmal weiter von der ehemaligen Nische, argumentiert Plagge weiter. „Wir wollten und wollen kein Angebot für einen kleinen Bevölkerungsteil, sondern ökologisch erzeugte und gesunde Lebensmittel für sämtliche Einkommensschichten. Bio ist kein Luxus“, so Plagge.
Plagge will nicht vom 30%-Ziel abrücken
Agrarminister Cem Özdemir stärkt Plagge explizit den Rücken. Keiner der Landwirtschaftsminister und Ministerinnen in den letzten 16 Jahren sei so engagiert gewesen, wie der derzeitige Ressortchef, sagt Plagge in dem Interview. Özdemir packe die Probleme an, die er von seinen Vorgängern geerbt habe, lautet Plagges Bewertung. Dass Özdemir den Anteil der Agrarforschungsmittel, die in den Ökobereich fließen, auf 30 % anheben will, begrüßt er. „Dieses Ziel ist richtig und längst überfällig. In vielen Fällen kommen Forschungsergebnisse nicht nur Ökobetrieben zugute, sondern auch konventionellen Betrieben“, so Plagge.
Für den Ökolandbau stehe laut Plagge die Erreichung des 30 %-Ziels weiterhin im Mittelpunkt. Den Schlüssel dafür sieht der Verbandschef in der Außerhausverpflegung und einem Anteil von mindestens 30 % Biolebensmittel in diesem Bereich. Plagge räumt ein, dass es schwieriger geworden sei, das 30 %-Ziel zu erreichen, warnt aber davor, von diesem Ziel abzurücken.
Unmut über fehlende Finanzierung für Tierhaltung
Entscheidungen erwartet Plagge von der Bundesregierung beim Umbau der Tierhaltung. „Wir alle, egal ob konventionell oder bio, werden den Erfolg der Ampelregierung auch am Umbau der Tierhaltung messen“, sagte er. Auch wenn die Biobranche mit ihrer eigenen Stufe bei der geplanten Haltungskennzeichnung zufrieden ist, gebe es Unmut über den laufenden Prozess. „Wir sind völlig unzufrieden, dass die Finanzierungsfrage ungelöst ist. Sollte sich da nichts tun, wird es mit dem angestrebten Umbau der Tierhaltung in Deutschland nichts werden“, so Plagge.
Die Tierhaltung ist und bleibt für Plagge für die Biobranche essentiell. „Wir brauchen das Grünland mit einer vernünftigen Nutzung, und wir brauchen die Wiederkäuer, auch wenn sie Methan ausscheiden, weil wir ansonsten keine vernünftige Kreislaufwirtschaft hinkriegen“, sagte er. Daher sei die Veganismus-Debatte für die Branche fordernd. Er respektiere vegane Ernährung, widerspreche aber vehement Behauptungen, dass eine kreislaufbasierte Landwirtschaft komplett auf Tierhaltung verzichten könne, so Plagge weiter.
Absage an neue Züchtungstechniken bleibt
Eine Absage erteilt der Bioland-Präsident in dem Interview weiterhin einem künftigen Einsatz neuer Züchtungsmethoden im Ökolandbau. Eine solche Debatte sei komplett unnötig, weil Gentechnik im Ökolandbau verboten sei und bleibe, meint er. Plagge vermisst eine Diskussion darüber, wie eine Koexistenz zwischen den verschiedenen Anbauformen und Pflanzenzüchtungen künftig gewährleistet werde.