Blühstreifen bieten Nahrung für Bestäuber sowie Lebensraum für Insekten, Vögel und andere Arten. Meist werden sie entlang von Feldrändern und auf Keilflächen angelegt.
Eine Forschungsgruppe der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Dresden (HTW) hat nun erforscht, welches Potenzial die Fußflächen von Strommasten bzw. ihre Vernetzung für die Artenvielfalt in der Agrarlandschaft haben können.
Stromleitungen als Heimat für Insekten
Aktuell verlaufen 650.000 km Mittel- und Hochspannungsleitungen durch Deutschland. Dazu gehören über 2 Mio. Masten, die je nach Größe eine Fußfläche von 2 bis 100 m2 einnehmen. Die Forscher untersuchten die Fußflächen von 15 Strommasten in Mittelsachsen und verglichen sie mit angrenzenden Ackerflächen.
Dabei zeigte sich, dass auf den Fußflächen im Schnitt 1/3 mehr Insekten gefangen wurden als auf den reinen Ackerflächen. Unter den 5.000 Insekten, die zwischen Mai und August gefangen wurden, waren Käfer, Wildbienen und Wanzen. Einige von ihnen haben sich auf den Standort spezialisiert und verlassen die Mastfußfläche daher nicht.
Die 56 erfassten Wildbienenarten profitierten vor allem von offenen Bodenbereichen am Fuße des Strommastes, in denen sie ihre Nester in Erdlöchern anlegen. Auf umliegenden Naturflächen außerhalb des Ackers war der Artenreichtum allerdings noch höher.
Die Artenzusammensetzung auf den Fußflächen der Strommasten, 2022. (Bildquelle: Göhler, HWT Dresden)
Blühstreifen zwischen Masten erhöhen Artenvielfalt
Um die Artenvielfalt zu erhöhen bzw. auf größerer Fläche zu ermöglichen, säten die Wissenschaftler auf Mastfußflächen Blühmischungen aus und legten Blühstreifen als Verbindungen zwischen zwei Strommasten an.
Da Mastfüße meist mitten im Feld liegen, können verbindende Blühstreifen die Strukturvielfalt auch innerhalb der Fläche erhöhen. Laut den Forschern entsteht so ein Biotopverbund, der kleinen Tieren hilft, größere Entfernungen zu überwinden. Außerdem vergrößere sich das Nahrungsangebot innerhalb der Fläche für Nützlinge, wie z.B. Schwebfliegen.
Tipps für Blühflächen auf und bei Strommastflächen
Wer auf Mastfußflächen eine Blühfläche anlegen will, benötigt die Zustimmung des Netzbetreibers.
Das erstmalige Anlegen der Blühfläche auf dem Mastfuß selbst ist schwierig und erfordert Handarbeit. Wegen des geringen Raums kann man dort höchstens mit motorisierten Gartengeräten arbeiten.
Die mehrjährige, regionale Mischung sollte nicht nur möglichst artenreich, sondern auch für nährstoffreiche Ackerböden geeignet sein.
Als Breite für den Blühstreifen bietet sich eine oder zwei Arbeitsbreiten der jeweiligen Drille an.
Wenn der Blühstreifen quer zur Saatrichtung verlaufen soll, wird es schwieriger. Hier empfiehlt sich z. B. eine Drille mit Section Control, die den Blühstreifen bei Aussaat der Hauptkultur freilässt.
Ein jährlicher Pflegeschnitt von 30 bis 70 % der Fläche erhält Strukturen und kommt so Insekten zugute.
Beachten Sie die Mindestgröße für eine Förderung
Basis der Forschungsarbeit ist das Projekt „Bedeutung von Kleinstrukturen und Restflächen in der Agrarlandschaft für die biologische Vielfalt und als Potential für den Biotopverbund“.