Um Strategien für kostendeckende Preise ging es bei der AbL-Milchtagung. Auf die Frage, ob der Artikel 148 dabei helfen kann, gab es unterschiedliche Meinungen.
„Warum soll sich ein junger Mensch heute noch einen Stallneubau ans Bein binden?“, fragte Antonius Tillmann, Bezirksvorsitzender des Deutschen Bauernverbands (DBV) in Ostwestfalen Lippe, in die Runde und berichtete, dass er seinen Betrieb zu Hause mit 130 Kühen gemeinsam mit seinem Sohn vor kurzem auf Bio umgestellt hat. Sie wirtschaften in Altgebäuden und bereuen ihre Entscheidung bisher nicht – auch wenn sie jetzt wieder an eine Molkerei mit einem vergleichsweise niedrigen Milchpreis liefern. Das machte er auf der Tagung der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) an der Katholischen Landvolkshochschule Hardehausen in Warburg (NRW) deutlich.
Zuvor hatten Tillmanns ans Deutsche Milchkontor (DMK) geliefert. „Das hat uns nicht gefallen“, berichtete der Landwirt. Die Molkerei sei zu groß und zu anonym gewesen und habe nur Massenware produziert. Es folgte ein Wechsel zu Hochwald. „Das gefiel uns besser, es war mehr Nähe zur Molkerei da“, so Tillmann.
Seit der Umstellung auf bio liefert der Hof Tillmann zur Upländer Bauernmolkerei. „Wir schätzen den engen Draht und die Nähe zur Molkerei“, sagte der Landwirt. Die in Usseln (Hessen) ansässige Biomolkerei hat vor zwei Jahren neu gebaut. „Der Neubau kostet etwa 2 ct/kg Milch, aber ich bin froh, dass die Entscheidung überhaupt und dann auch noch zu einem guten Zeitpunkt getroffen wurde. So ist die Zukunft der Molkerei gesichert ist“, erklärte Antonius Tillmann.
Damit Landwirtinnen und Landwirte auch zukünftig noch in die Zukunft der Milchproduktion auf ihren Höfen investierten, braucht es neue Konzepte, appellierte der DBV-Vertreter. Es sei wichtig, gemeinsam, sowohl mit verschiedenen Verbänden, als auch mit Molkereien und dem Handel auf Augenhöhe zu diskutieren. Überzeugt war Tillmann davon, dass der Art. 148 GMO nicht zu höheren Milchpreisen führen wird.
Bessere Verhandlungsposition?
Zuvor hatte sich Elmar Hannen, Milchbauer und Mitglied im Vorstand European Milkboard (EMB), klar für das Instrument ausgesprochen. „Der Blick für die Landwirte ist bei Arla nicht mehr da“, sagte der Milchviehhalter vom Niederrhein und erhofft sich mit der Einführung des Artikels 148 eine bessere Verhandlungsposition gegenüber Molkereien. Auch die Produktionskosten der Milcherzeugerbetriebe müssten dabei eine Rolle spielen.
Zeitgleich zur Veranstaltung brachte das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ihren Vier-Punkte-Plan raus.
Und auch Silvia Bender, Staatssekretärin am BMEL beteuerte vor Ort, dass die Bundesregierung nachhaltige Erzeugung und Vielfalt fördern will: „Der Artikel 148 wird nicht alle glücklich machen, ist aber ein Instrument das hilft, die Kräfte in der Wertschöpfungskette besser auszubalancieren.“ Genossenschaften sollten nur dann ausgenommen werden, wenn sie diese Vorgaben schon erfüllten, so Bender.
Auch den Artikel 210 a forciert das BMEL. Silvia Bender räumte ein: „Das alles setzt voraus, dass die Verbraucher das am Ende auch bezahlen.“ Eine vom MEG Milch Board Deutschland in Auftrag gegebene und von Dr. Karin Jürgens vom Büro für Agrarsoziologie durchgeführte Studie ergab, dass die Mehrkosten für Tierwohl bei Kühen bei 12-16 ct/kg liegt.
Wie gelingt es, erfolgreich mit Molkereien zu verhandeln?
Katrin Seeger ist Geschäftsführerin der Erzeugergemeinschaft Milchproduzenten w.V. in Sachsen-Anhalt. Sie berichtete, wie es gelingt, erfolgreich mit Molkereien zu verhandeln. Denn ihre Aufgabe ist es, rund 225 Mio. kg Milch der Mitgliedsbetriebe an Molkereien zu vermitteln. „Unsere größte Herausforderung ist, Einigkeit bei den Betrieben herzustellen“, erklärte sie. Zu ihren Mitgliedern gehören Höfe mit 45 Kühen sowie Höfe mit 1.400 Kühen.
Stabile und ergebnisorientierte Gruppen seien die Voraussetzung für die Verhandlungen mit den Molkereien. „Einigkeit ist unsere Chance“, sagte sie nicht nur mit Blick auf die eigene Erzeugergemeinschaft, sondern auch auf die Milchbranche und die Bauerndemos.
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„Warum soll sich ein junger Mensch heute noch einen Stallneubau ans Bein binden?“, fragte Antonius Tillmann, Bezirksvorsitzender des Deutschen Bauernverbands (DBV) in Ostwestfalen Lippe, in die Runde und berichtete, dass er seinen Betrieb zu Hause mit 130 Kühen gemeinsam mit seinem Sohn vor kurzem auf Bio umgestellt hat. Sie wirtschaften in Altgebäuden und bereuen ihre Entscheidung bisher nicht – auch wenn sie jetzt wieder an eine Molkerei mit einem vergleichsweise niedrigen Milchpreis liefern. Das machte er auf der Tagung der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) an der Katholischen Landvolkshochschule Hardehausen in Warburg (NRW) deutlich.
Zuvor hatten Tillmanns ans Deutsche Milchkontor (DMK) geliefert. „Das hat uns nicht gefallen“, berichtete der Landwirt. Die Molkerei sei zu groß und zu anonym gewesen und habe nur Massenware produziert. Es folgte ein Wechsel zu Hochwald. „Das gefiel uns besser, es war mehr Nähe zur Molkerei da“, so Tillmann.
Seit der Umstellung auf bio liefert der Hof Tillmann zur Upländer Bauernmolkerei. „Wir schätzen den engen Draht und die Nähe zur Molkerei“, sagte der Landwirt. Die in Usseln (Hessen) ansässige Biomolkerei hat vor zwei Jahren neu gebaut. „Der Neubau kostet etwa 2 ct/kg Milch, aber ich bin froh, dass die Entscheidung überhaupt und dann auch noch zu einem guten Zeitpunkt getroffen wurde. So ist die Zukunft der Molkerei gesichert ist“, erklärte Antonius Tillmann.
Damit Landwirtinnen und Landwirte auch zukünftig noch in die Zukunft der Milchproduktion auf ihren Höfen investierten, braucht es neue Konzepte, appellierte der DBV-Vertreter. Es sei wichtig, gemeinsam, sowohl mit verschiedenen Verbänden, als auch mit Molkereien und dem Handel auf Augenhöhe zu diskutieren. Überzeugt war Tillmann davon, dass der Art. 148 GMO nicht zu höheren Milchpreisen führen wird.
Bessere Verhandlungsposition?
Zuvor hatte sich Elmar Hannen, Milchbauer und Mitglied im Vorstand European Milkboard (EMB), klar für das Instrument ausgesprochen. „Der Blick für die Landwirte ist bei Arla nicht mehr da“, sagte der Milchviehhalter vom Niederrhein und erhofft sich mit der Einführung des Artikels 148 eine bessere Verhandlungsposition gegenüber Molkereien. Auch die Produktionskosten der Milcherzeugerbetriebe müssten dabei eine Rolle spielen.
Zeitgleich zur Veranstaltung brachte das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ihren Vier-Punkte-Plan raus.
Und auch Silvia Bender, Staatssekretärin am BMEL beteuerte vor Ort, dass die Bundesregierung nachhaltige Erzeugung und Vielfalt fördern will: „Der Artikel 148 wird nicht alle glücklich machen, ist aber ein Instrument das hilft, die Kräfte in der Wertschöpfungskette besser auszubalancieren.“ Genossenschaften sollten nur dann ausgenommen werden, wenn sie diese Vorgaben schon erfüllten, so Bender.
Auch den Artikel 210 a forciert das BMEL. Silvia Bender räumte ein: „Das alles setzt voraus, dass die Verbraucher das am Ende auch bezahlen.“ Eine vom MEG Milch Board Deutschland in Auftrag gegebene und von Dr. Karin Jürgens vom Büro für Agrarsoziologie durchgeführte Studie ergab, dass die Mehrkosten für Tierwohl bei Kühen bei 12-16 ct/kg liegt.
Wie gelingt es, erfolgreich mit Molkereien zu verhandeln?
Katrin Seeger ist Geschäftsführerin der Erzeugergemeinschaft Milchproduzenten w.V. in Sachsen-Anhalt. Sie berichtete, wie es gelingt, erfolgreich mit Molkereien zu verhandeln. Denn ihre Aufgabe ist es, rund 225 Mio. kg Milch der Mitgliedsbetriebe an Molkereien zu vermitteln. „Unsere größte Herausforderung ist, Einigkeit bei den Betrieben herzustellen“, erklärte sie. Zu ihren Mitgliedern gehören Höfe mit 45 Kühen sowie Höfe mit 1.400 Kühen.
Stabile und ergebnisorientierte Gruppen seien die Voraussetzung für die Verhandlungen mit den Molkereien. „Einigkeit ist unsere Chance“, sagte sie nicht nur mit Blick auf die eigene Erzeugergemeinschaft, sondern auch auf die Milchbranche und die Bauerndemos.