Christian Lindner: „Vielen Dank, dass ich noch kommen darf“
Christian Lindner zollt den Familienbetrieben Land und Forst zu ihrem 75-jährigen Bestehen seinen Respekt. Der Finanzminister geht mit der Waldpolitik von Bund, Ländern und EU hart ins Gericht.
Am Ende seiner Rede wurde Christian Lindner (FDP) nochmal leidenschaftlich: „Unser Land hat deutlich an Wettbewerbsfähigkeit in allen Sektoren verloren“, analysierte der Bundesfinanzminister am Dienstag im Tipi am Kanzleramt in Berlin anlässlich des Festempfangs zum 75-jährigen Bestehen der Familienbetriebe Land und Forst.
Besonders besorge ihn dabei ein Mentalitätswandel in der deutschen Gesellschaft. Man habe sich eingerichtet auf einen „spitzenmäßigen Lebensstandard“, „spitzenmäßige soziale Absicherung“, „spitzenmäßige moralische Ansprüche an uns und andere“ und „spitzenmäßige ökologische Verantwortung“. Aber man habe vergessen, was die Voraussetzung dafür sei: „Auch Spitzenleistung zu zeigen.“
PR-Kampagne für den Wert der Arbeit und Leistung
Lindner forderte unter großem Applaus der rund 300 Gäste aus Politik und Wirtschaft eine „PR-Kampagne für den Wert der Arbeit und Leistung“. Beides sei mehr als eine lästige Pflicht und eine Quelle von Einkommen - sondern vermittle soziale Teilhabe, strukturiere den Alltag und geben dem Leben Sinn. Er jedenfalls, arbeite gerne, schloss der Finanzminister seine Festrede, auch für die Landwirtinnen und Forstwirte.
Zuvor, hatte Lindner nach einer freundlichen Begrüßung durch den Vorsitzenden Max von Elverfeldt die Bühne mit den Worten „Vielen Dank, dass ich noch kommen darf“ betreten und offen gelassen, ob da gerade der Bundesfinanzminister und ein Mitglied der ungeliebten Ampelregierung über eine wachsende Entfremdung zwischen der Politik und den Land- und Forstwirten scherzte oder der Parteivorsitzende der FDP.
Abgrenzung von Klimawandel-Leugnern
Dass es an Herausforderungen auf dem Feld der Agrar- und Ernährungswirtschaft derzeit nicht mangelt, machte Lindner in seiner Rede deutlich. Und er grenzte sich gegen zu einfache oder nur gutgemeinte Lösungen von der falschen Seite ab: „Wer Patriot ist und den Klimawandel leugnet, der kann den deutschen Wald nicht kennen und erst recht nicht lieben“, sagte er unter großem Applaus.
Gleichzeitig wehrte er sich auch vor dem Hintergrund von „edlen Motiven“ wie dem Klimaschutz vor tiefen Eingriffen in das Eigentumsrecht. „Wir brauchen die forstliche Nutzung der Wälder als CO2-Speicher und davon mehr und nicht weniger“, ging Lindner mit der Waldpolitik der Grünen in Bund und Ländern hart ins Gericht. Dabei sei beispielsweise die Frage, welche Baumart angepflanzt werde, eine Entscheidung, die nicht Beamte oder Politiker treffen sollten – sondern die Waldbesitzer, die auch noch in Generationen davon leben müssten.
„Die Novelle des neuen Waldgesetzes steht nicht kurz bevor“
Auch an der EU-Entwaldungsverordnung ließ Lindner kein gutes Haar. Bürokratie wie diese sei geeignet, um das Vertrauen in den europäischen Einigungsprozess infrage zu stellen. In der Debatte zum neuen Waldgesetz bekannte der Minister Farbe und stellte klar: „Die Novelle des neuen Waldgesetzes steht nicht kurz bevor“. Es widerspreche nach seiner Ansicht zentralen Prinzipen der sozialen Marktwirtschaft.
Familienbetriebe als Verkörperung der sozialen Marktwirtschaft
Lindner betonte sein Vertrauen in die Eigenverantwortung der Betriebe, die Generationen übergreifende Perspektive und die besondere Loyalität zum Standort, die insbesondere die Mitglieder der Familienbetriebe Land und Forst seit Generationen auszeichnen. Dabei zog er Parallelen zum 75-jährigen Jubiläum des Grundgesetzes und dem 75-jährigen Bestehen der Familienbetriebe Land und Forst.
Lindner erinnerte an Werte wie die Garantie der Berufsfreiheit, Koalitionsfreiheit, allgemeine Persönlichkeitsrechte, Eigentums- und Erbrecht. Das Grundgesetz beschrieb er als die „Verfassung der sozialen Marktwirtschaft“. Die Familienbetriebe Land und Forst seien nicht weniger als die „Verkörperung der Prinzipien und Werte der sozialen Marktwirtschaft“.
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Am Ende seiner Rede wurde Christian Lindner (FDP) nochmal leidenschaftlich: „Unser Land hat deutlich an Wettbewerbsfähigkeit in allen Sektoren verloren“, analysierte der Bundesfinanzminister am Dienstag im Tipi am Kanzleramt in Berlin anlässlich des Festempfangs zum 75-jährigen Bestehen der Familienbetriebe Land und Forst.
Besonders besorge ihn dabei ein Mentalitätswandel in der deutschen Gesellschaft. Man habe sich eingerichtet auf einen „spitzenmäßigen Lebensstandard“, „spitzenmäßige soziale Absicherung“, „spitzenmäßige moralische Ansprüche an uns und andere“ und „spitzenmäßige ökologische Verantwortung“. Aber man habe vergessen, was die Voraussetzung dafür sei: „Auch Spitzenleistung zu zeigen.“
PR-Kampagne für den Wert der Arbeit und Leistung
Lindner forderte unter großem Applaus der rund 300 Gäste aus Politik und Wirtschaft eine „PR-Kampagne für den Wert der Arbeit und Leistung“. Beides sei mehr als eine lästige Pflicht und eine Quelle von Einkommen - sondern vermittle soziale Teilhabe, strukturiere den Alltag und geben dem Leben Sinn. Er jedenfalls, arbeite gerne, schloss der Finanzminister seine Festrede, auch für die Landwirtinnen und Forstwirte.
Zuvor, hatte Lindner nach einer freundlichen Begrüßung durch den Vorsitzenden Max von Elverfeldt die Bühne mit den Worten „Vielen Dank, dass ich noch kommen darf“ betreten und offen gelassen, ob da gerade der Bundesfinanzminister und ein Mitglied der ungeliebten Ampelregierung über eine wachsende Entfremdung zwischen der Politik und den Land- und Forstwirten scherzte oder der Parteivorsitzende der FDP.
Abgrenzung von Klimawandel-Leugnern
Dass es an Herausforderungen auf dem Feld der Agrar- und Ernährungswirtschaft derzeit nicht mangelt, machte Lindner in seiner Rede deutlich. Und er grenzte sich gegen zu einfache oder nur gutgemeinte Lösungen von der falschen Seite ab: „Wer Patriot ist und den Klimawandel leugnet, der kann den deutschen Wald nicht kennen und erst recht nicht lieben“, sagte er unter großem Applaus.
Gleichzeitig wehrte er sich auch vor dem Hintergrund von „edlen Motiven“ wie dem Klimaschutz vor tiefen Eingriffen in das Eigentumsrecht. „Wir brauchen die forstliche Nutzung der Wälder als CO2-Speicher und davon mehr und nicht weniger“, ging Lindner mit der Waldpolitik der Grünen in Bund und Ländern hart ins Gericht. Dabei sei beispielsweise die Frage, welche Baumart angepflanzt werde, eine Entscheidung, die nicht Beamte oder Politiker treffen sollten – sondern die Waldbesitzer, die auch noch in Generationen davon leben müssten.
„Die Novelle des neuen Waldgesetzes steht nicht kurz bevor“
Auch an der EU-Entwaldungsverordnung ließ Lindner kein gutes Haar. Bürokratie wie diese sei geeignet, um das Vertrauen in den europäischen Einigungsprozess infrage zu stellen. In der Debatte zum neuen Waldgesetz bekannte der Minister Farbe und stellte klar: „Die Novelle des neuen Waldgesetzes steht nicht kurz bevor“. Es widerspreche nach seiner Ansicht zentralen Prinzipen der sozialen Marktwirtschaft.
Familienbetriebe als Verkörperung der sozialen Marktwirtschaft
Lindner betonte sein Vertrauen in die Eigenverantwortung der Betriebe, die Generationen übergreifende Perspektive und die besondere Loyalität zum Standort, die insbesondere die Mitglieder der Familienbetriebe Land und Forst seit Generationen auszeichnen. Dabei zog er Parallelen zum 75-jährigen Jubiläum des Grundgesetzes und dem 75-jährigen Bestehen der Familienbetriebe Land und Forst.
Lindner erinnerte an Werte wie die Garantie der Berufsfreiheit, Koalitionsfreiheit, allgemeine Persönlichkeitsrechte, Eigentums- und Erbrecht. Das Grundgesetz beschrieb er als die „Verfassung der sozialen Marktwirtschaft“. Die Familienbetriebe Land und Forst seien nicht weniger als die „Verkörperung der Prinzipien und Werte der sozialen Marktwirtschaft“.