Henning Dicks vom Unternehmen agriportance erklärt im top agrar-Interview, welche Märkte aktuell für flüssiges CO₂ aus Biogasaufbereitungsanlagen interessant sind.
Hintergrund: Bei der Aufbereitung von Biogas zu Biomethan fällt CO₂ an. Während es früher mangels Abnehmer einfach in die Atmosphäre abgegeben wurde, gibt es zunehmend Nachfrage nach dem biogenen Gas.
Sie beobachten die Märkte von Biomethan und CO₂ schon länger. Welche neuen Trends gibt es bei der CO₂-Vermarktung?
Dicks: Der CO₂-Markt verändert sich sehr schnell. Inzwischen haben die Hersteller von Flugbenzin den Markt für sich erkannt. Biogenes CO₂, das bei der Aufbereitung von Biogas zu Biomethan anfällt, ist für die Produktion von synthetischem Kerosin interessant. Hier entstehen aktuell erste Produktionsanlagen in Mitteleuropa.
Ebenso soll mithilfe von Wasserstoff und biogenen CO2 grünes Methanol produziert werden. Die Investoren von Produktionsanlagen, die dazu jetzt entstehen sollen, fragen gezielt danach. Teilweise gibt es auch erstes Interesse aus der Baubranche, um grünes CO2 aus der Biogasanlage in Zement sowie anderen Baustoffen zu speichern. Dadurch kann die Baubranche glaubwürdig und Vor-Ort zeigen, was sie Positives bewegt.
Die unterirdische Speicherung von CO2, wie sie bereits in Norwegen betrieben wird, könnte sich in den nächsten zehn Jahren in Deutschland ebenfalls etablieren. Einen steigenden Bedarf stellen wir weiterhin bei der Lebensmittelindustrie, im Bereich Kühlung oder bei medizinischen Anwendungen und in der Industrie zum Schweißen oder Eisstrahlen fest.
Was muss der Produzent beachten, ist der EIGA-Standard dafür notwendig?
Dicks: Der Qualitätsstandard der europäischen Gasbranche (European Industrial Gas Association, EIGA) ist für CO₂ unerlässlich, das in der Lebensmittelbranche verwendet wird, also z.B. in Form von Kohlensäure. Er beinhaltet Qualitätsanforderungen wie z.B. Grenzwerte für Verunreinigungen im ppm-Bereich. Für die technische Verwendung dagegen nicht – zumindest in der Theorie. Jedoch gibt es kaum einen CO2-Händler, der nicht den EIGA-Standard als Mindeststandard im Vertrag festhalten möchte, um sich selbst verschiedene Vermarktungsoptionen offen zu halten.
Welche Rohstoffe sind gefragt?
Dicks: Die Wahl der Rohstoffe hat erstmal mit der CO₂-Vermarktung wenig zu tun. Jedoch sind zur Einhaltung der EIGA-Kriterien NawaRos prädestiniert. Positiv zu bewerten dabei ist, dass die Nutzung des Koppelprodukts CO₂, das bei der Biogasaufbereitung zurückbleibt, den CO₂-Fußabdruck des Biomethans verbessert.
Ein eventueller Erlös über den Verkauf des Biomethans durch einen besseren THG-Wert ist in der aktuellen Marktsituation in den meisten Fällen jedoch nur für das Biomethan aus Wirtschaftsdüngern realistisch. Allerdings kann die Vermarktung in die Baubranche oder Wasserstoffindustrie dazu führen, dass auch klassische Nawaro-Anlagen wirtschaftlich flüssiges CO2 erzeugen können.
Welche Preise werden für biogenes CO₂ aktuell gezahlt?
Dicks: Produzenten von grünem Kerosin zahlen aktuell mehr als 100 €/t, mehr als das doppelte von dem, was für CO₂ im Lebensmittelbereich üblich ist. Jedoch ist hier zu beachten, dass sich der Biomethanproduzent selbst die THG-Minderung nicht zuschreiben kann, wenn er an einen Kerosinproduzenten verkauft.
Das gute Preisgefüge liegt daran, dass durch eine künftige eigene Quote für grüne Energieträger im Luftfahrtbereich ein großer Handlungsbedarf in der Branche besteht. Hinzukommt, dass die Luftfahrt zu den Bereichen zählt, die sich kaum elektrifizieren lassen und daher auf klimafreundliche Kraftstoffe angewiesen ist. Aber auch der Schiffstreibstoff Methanol ist sehr gefragt.
Welche Mengen kann ein Anlagenbetreiber verkaufen?
Dicks: Eine typische landwirtschaftliche Biomethananlage produziert stündlich 450 Normkubikmeter (Nm3) Rohgas. Im Jahr sind das knapp 3,9 Mio. m3. Wird dieses zu Biomethan aufbereitet, fallen rund 1,7 Mio. m3 CO₂ an. Ein m3 CO₂ hat eine Dichte von 1,96 kg. Umgerechnet wären das also ca. 3300 t. Werden sie mit 35 €/t vergütet, kann der Betreiber knapp 115.500 € im Jahr an Zusatzerlösen einfahren. Zudem können noch weitere Erlöse durch den verbesserten THG-Wert des Biomethans hinzukommen.
Ihre Meinung ist gefragt
Wie stehen Sie zu diesem Thema? Welche Fragen, Anmerkungen oder Lösungsvorschläge haben Sie dazu?
Hintergrund: Bei der Aufbereitung von Biogas zu Biomethan fällt CO₂ an. Während es früher mangels Abnehmer einfach in die Atmosphäre abgegeben wurde, gibt es zunehmend Nachfrage nach dem biogenen Gas.
Sie beobachten die Märkte von Biomethan und CO₂ schon länger. Welche neuen Trends gibt es bei der CO₂-Vermarktung?
Dicks: Der CO₂-Markt verändert sich sehr schnell. Inzwischen haben die Hersteller von Flugbenzin den Markt für sich erkannt. Biogenes CO₂, das bei der Aufbereitung von Biogas zu Biomethan anfällt, ist für die Produktion von synthetischem Kerosin interessant. Hier entstehen aktuell erste Produktionsanlagen in Mitteleuropa.
Ebenso soll mithilfe von Wasserstoff und biogenen CO2 grünes Methanol produziert werden. Die Investoren von Produktionsanlagen, die dazu jetzt entstehen sollen, fragen gezielt danach. Teilweise gibt es auch erstes Interesse aus der Baubranche, um grünes CO2 aus der Biogasanlage in Zement sowie anderen Baustoffen zu speichern. Dadurch kann die Baubranche glaubwürdig und Vor-Ort zeigen, was sie Positives bewegt.
Die unterirdische Speicherung von CO2, wie sie bereits in Norwegen betrieben wird, könnte sich in den nächsten zehn Jahren in Deutschland ebenfalls etablieren. Einen steigenden Bedarf stellen wir weiterhin bei der Lebensmittelindustrie, im Bereich Kühlung oder bei medizinischen Anwendungen und in der Industrie zum Schweißen oder Eisstrahlen fest.
Was muss der Produzent beachten, ist der EIGA-Standard dafür notwendig?
Dicks: Der Qualitätsstandard der europäischen Gasbranche (European Industrial Gas Association, EIGA) ist für CO₂ unerlässlich, das in der Lebensmittelbranche verwendet wird, also z.B. in Form von Kohlensäure. Er beinhaltet Qualitätsanforderungen wie z.B. Grenzwerte für Verunreinigungen im ppm-Bereich. Für die technische Verwendung dagegen nicht – zumindest in der Theorie. Jedoch gibt es kaum einen CO2-Händler, der nicht den EIGA-Standard als Mindeststandard im Vertrag festhalten möchte, um sich selbst verschiedene Vermarktungsoptionen offen zu halten.
Welche Rohstoffe sind gefragt?
Dicks: Die Wahl der Rohstoffe hat erstmal mit der CO₂-Vermarktung wenig zu tun. Jedoch sind zur Einhaltung der EIGA-Kriterien NawaRos prädestiniert. Positiv zu bewerten dabei ist, dass die Nutzung des Koppelprodukts CO₂, das bei der Biogasaufbereitung zurückbleibt, den CO₂-Fußabdruck des Biomethans verbessert.
Ein eventueller Erlös über den Verkauf des Biomethans durch einen besseren THG-Wert ist in der aktuellen Marktsituation in den meisten Fällen jedoch nur für das Biomethan aus Wirtschaftsdüngern realistisch. Allerdings kann die Vermarktung in die Baubranche oder Wasserstoffindustrie dazu führen, dass auch klassische Nawaro-Anlagen wirtschaftlich flüssiges CO2 erzeugen können.
Welche Preise werden für biogenes CO₂ aktuell gezahlt?
Dicks: Produzenten von grünem Kerosin zahlen aktuell mehr als 100 €/t, mehr als das doppelte von dem, was für CO₂ im Lebensmittelbereich üblich ist. Jedoch ist hier zu beachten, dass sich der Biomethanproduzent selbst die THG-Minderung nicht zuschreiben kann, wenn er an einen Kerosinproduzenten verkauft.
Das gute Preisgefüge liegt daran, dass durch eine künftige eigene Quote für grüne Energieträger im Luftfahrtbereich ein großer Handlungsbedarf in der Branche besteht. Hinzukommt, dass die Luftfahrt zu den Bereichen zählt, die sich kaum elektrifizieren lassen und daher auf klimafreundliche Kraftstoffe angewiesen ist. Aber auch der Schiffstreibstoff Methanol ist sehr gefragt.
Welche Mengen kann ein Anlagenbetreiber verkaufen?
Dicks: Eine typische landwirtschaftliche Biomethananlage produziert stündlich 450 Normkubikmeter (Nm3) Rohgas. Im Jahr sind das knapp 3,9 Mio. m3. Wird dieses zu Biomethan aufbereitet, fallen rund 1,7 Mio. m3 CO₂ an. Ein m3 CO₂ hat eine Dichte von 1,96 kg. Umgerechnet wären das also ca. 3300 t. Werden sie mit 35 €/t vergütet, kann der Betreiber knapp 115.500 € im Jahr an Zusatzerlösen einfahren. Zudem können noch weitere Erlöse durch den verbesserten THG-Wert des Biomethans hinzukommen.
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