Dieser Beitrag ist zuerst erschienen im "Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben".
Erntezeit ist auch Zeit für Maschinenbrände. In Zeitungen und den sozialen Medien häufen sich dann die Bilder brennender Pressen, Mähdrescher und Traktoren.
Bei diesen Maschinen ist das Gefahrenpotenzial tatsächlich am größten. Die Kombination aus Hitze, trockenen Pflanzen, Staub und rotierenden Teilen kann jederzeit zum Brand führen. Mit den richtigen Vorsichtsmaßnahmen, lässt sich das Risiko jedoch herabsetzen.
Potenzielle Gefahren- und Zündquellen
Heißgelaufene Lager und Antriebe, rutschende Keilriemen, Funkenflug, Kabelkurzschlüsse und Berührungen brennbarer Stoffe mit heißen Auspuffanlagen gelten als Ausgangspunkte für Maschinenbrände. Prinzipiell ist aber jedes Bauteil, das sich dreht oder auf das Kräfte wirken, eine potenzielle Gefahren- und Zündquelle.
Es gibt jedoch Vorkehrungen, die das Risiko minimieren, wenngleich ein Maschinenbrand selbstverständlich nie völlig ausgeschlossen werden kann. Dabei sind die Maßnahmen beim Pressen und Dreschen grundsätzlich ähnlich.
Die Kombination aus Staub, Hitze und beweglichen Teilen ist bei Pressarbeiten üblich. Heu und Stroh gelten unter anderem wegen ihrer geringen Restfeuchtigkeit als „leicht entzündlich“. Eine grundsätzliche Vorsicht und Aufmerksamkeit ist deshalb angebracht.
Reinigungsmittel Druckluft
Dazu gehört es, die Maschine regelmäßig zu warten. Sowohl vor Erntebeginn wie auch während der Ernte sollte Zeit für die Durchsicht sein.
Zur regelmäßigen Wartung gehört neben dem Abschmieren das Reinigen mit Luft. Druckluft erzielt die besten Reinigungsergebnisse und ist daher in Sachen vorbeugender Brandschutz ein Mittel der Wahl. Allerdings steht Druckluft außerhalb der Werkstatt nicht zwingend zur Verfügung. Für diese Situation gibt es Alternativen.
Der (Akku-)Laubbläser auf der Maschine hilft dann weiter. Achten Sie jedoch auf eine sichere Befestigung. Eine andere Alternative im Feld an Luft zu kommen, ist der rote Druckluftanschluss des Schleppers. Die Vorratsleitung steht unter Dauerdruck, wodurch sie problemlos mit einem Druckluftschlauch und entsprechender Pistole gekoppelt werden kann. Die Luftleistung ist allerdings überschaubar. Grundsätzlich hat sich das Reinigen mit Luft bewährt, um lockeres Kaff, Kurzstroh sowie Staub von der Maschine zu blasen.
Für Bauteile, die einer besonderen Belastung mit Staub ausgesetzt sind, zum Beispiel die Knoter von Quaderballenpressen, bieten die Hersteller auf Wunsch eigene Reinigungssysteme an – eine sinnvolle Investition für die hochpreisigen Maschinen.
Beim Einsatz auf steinigen Flächen besteht erhöhte Gefahr durch Funkenschlag. Daher sollte die Arbeitshöhe der Pick-up angepasst werden und der Einsatz von Messern zum Zerkleinern des Erntegutes wohl überlegt sein. Quaderballenpressen mit Vorbauhäcksler sind wegen des möglichen Funkenflugs für solche Flächen nicht geeignet.
Heiße Lager erkennen
Eine der Hauptquellen für Maschinenbrände sind defekte Lager. Diese laufen wegen anhaltender Reibung heiß und entzünden trockene Pflanzenteile oder Staub. Vorgeschädigte oder defekte Lager äußerlich zu erkennen, ist allerdings nicht einfach. Es gibt zwar erste Ansätze, Lager(-buchsen) mit Klopfsensoren zu versehen, um unruhige Läufe festzustellen, doch ist diese Technik noch teuer und aufwendig. Eine mögliche günstige Alternative ist es dagegen, nach längeren Einsatzzeiten mit Infrarot-Temperaturmessgeräten die Temperatur zu messen. Intakte Standardlager sind je nach Typ für Temperaturen von +80 bis +120 °C freigegeben. Sollten erhöhte Werte festgestellt werden, empfiehlt es sich, das Lager zu wechseln. Messgeräte gibt es günstig im Bau- oder Fachmarkt.
Eine weitere Gefahrenquelle, die von heißen Lagern ausgeht, ist verflüssigtes Fett. Läuft es aus den Lagern aus, kann es ebenfalls als Zündquelle dienen.
Sollte die Presse doch einmal anfangen zu brennen, bleibt nur wenig Zeit zu reagieren. Als erstes gilt es dann, das Zugfahrzeug zu retten. Das Trennen beider Maschinen ist bei Zugmäulern noch vergleichsweise zügig erledigt. Sauberes Abkoppeln ist bei Kugelkopfkupplungen in der Kürze und Hektik oftmals nicht möglich. Für diese Kupplungen sind deshalb Notentriegelungssysteme erforderlich. Sie trennen Schlepper und Anhängegerät auf Knopfdruck voneinander. Hierdurch kann zumindest der Schlepper vor dem Brand gerettet werden.
Feuerlöscher dabei?
Feuerlöscher auf Erntemaschinen mitzuführen, sollte selbstverständlich sein. Genauso wie deren regelmäßige Überprüfung und das griffbereite Anbringen auf der Maschine. Für die Landwirtschaft sind ABC-Pulver-Feuerlöscher zweckmäßig. Sie sind für die unterschiedlichsten Brandklassen geeignet und decken ein breites Spektrum an Brandausgangsstoffen ab.
Allerdings ist die Leistungsfähigkeit begrenzt. Größere Brände sind mit Feuerlöschern nicht mehr in den Griff zu bekommen, dann hilft nur noch die Feuerwehr.
Mehr Löschleistung als herkömmliche Feuerlöscher bieten integrierte Löscheinrichtungen. Fachbetriebe rüsten sie unter anderem für Mähdrescher oder Pressen nach.
Auch Löscheinrichtungen für die Fronthydraulik erfüllen ihren Zweck. Sie bestehen meist aus einem Wasservorratstank, einer Pumpe und einer Lanze zur Ausbringung. Meier-Brakenberg hat zur Agritechnica 2023 das „MB Field Attack“ vorgestellt. Es soll die Funktionen Löschen, Reinigen, Frontgewicht und Unterfahrschutz vereinen. Die Technik bietet zwar nicht die Löschleistung von Feuerwehrfahrzeugen, kann aber durchaus dazu beitragen, dass Brände gelöscht oder in Schach gehalten werden, bis die Feuerwehr eintrifft.
Die gleiche Aufgabe erfüllen mit Wasser gefüllte Gülle- oder Vorratsfässer am Feldrand. Im Notfall unterstützt das zusätzliche Wasser die Brandbekämpfung und -eindämmung.
Vorsicht, heiße Partikelfilter
Auch wenn Pressen und Mähdrescher für Brände anfälliger sind, können ebenso Traktoren Feuer fangen oder Stroh entzünden.
Gerade die Motoren und Abgasstränge von Schleppern mit Dieselpartikelfilter verdienen im Sommer besondere Aufmerksamkeit. Hier entstehen sehr hohe Temperaturen. Auf keinen Fall sollte die Regeneration der Partikelfilter auf dem Feld erfolgen. Für diesen Vorgang werden die Temperaturen im Filter durch das Verbrennen von zusätzlich eingespritztem Kraftstoff weiter erhöht.
Für den Mähdrescher gelten die gleichen Empfehlungen wie für die Pressen. Regelmäßige Reinigung und Wartung (zwischendurch auch am Feldrand), gut gewartete Feuerlöscher und für den eintretenden Fall eines Brandes am Feldrand positionierte Wasserfässer oder Brandschutzschneisen sind von Vorteil. Besondere Aufmerksamkeit beim Drescher gilt dem Motor. In den Ecken sammeln sich Staub und Kurzstroh. In Kombination mit heißen Auspuffanlagen besteht hier erhöhte Brandgefahr.