Gerd und Stefan Gietmann sind echte Fruchtbarkeitsprofis. Die Sauenhalter aus Nordrhein-Westfalen verbuchen seit Jahren eine Umrauscherquote von gerade einmal 4,8%. Die niedrige Quote erreichen sie durch ein ausgeklügeltes Besamungsmanagement. Das Vater-Sohn Gespann bewirtschaftet einen Betrieb mit 180 Sauen und 1.050 Ferkelaufzuchtplätzen im Zwei-Wochenrhythmus.
Das optimale Management beginnt für sie schon bei der Eingliederung der Jungsauen, die sie bei einem Vermehrer zukaufen. Zum Zeitpunkt des Einstallens in die Quarantäne wiegen sie etwa 115 kg. Für sechs Wochen bleiben die Sauen in einem separaten Stallabschnitt, bevor sie in den Wartestall zu den anderen Sauen umziehen. Bei der Sauengenetik handelt es sich um die Sau TN70 der Firma Topigs Norsvin.
Stroh im Deckzentrum
Das Absetzen läuft bei Familie Gietmann nach einem festen Schema ab. Alle zwei Wochen am Donnerstag gegen 9 Uhr setzen sie die Ferkel ab und stallen die Sauen ins Deckzentrum um. Damit die Sauen während der Besamungsphase besonders viel Energie zur Verfügung haben, füttert Stefan Gietmann sie in den 14 Tagen nach dem Absetzen weiterhin mit Laktationsfutter. In den vier Tagen vor der ersten Belegung fügt er zusätzlich Zucker hinzu. Das sichert die Energieversorgung und stabilisiert die Futteraufnahme der Tiere.
Das Deckzentrum ist unterteilt in Kleingruppen von je acht bis zehn Tieren. Die Buchten bestehen aus einer Reihe Selbstfangbuchten und einem dahinterliegenden Strohbereich. Darin können die Sauen nach dem Absetzen frei laufen.
„Die Sauen entscheiden selbst, ob sie sich in den Buchten hinlegen oder den Strohbereich nutzen“ erklärt Stefan Gietmann. Zweimal pro Woche mistet er diesen Teil des Deckzentrums aus. Dort können alle Sauen durch ein Gitter kontinuierlich Kontakt zum Eber aufnehmen, der in einer gesonderten Bucht nebenan ebenfalls auf Stroh steht. Die Eingliederung erfolgt ohne den Einsatz von Hormonen. Denn Gietmanns wollen den Eingriffe in den Hormonhaushalt vermeiden. „Natur ist Natur“, ist der 30-Jährige überzeugt.
Besamung top vorbereiten
Für die Besamung legen Gietmanns Wert auf eine ausgezeichnete Spermaqualität. Früh morgens am Besamungstag liefert ein Mitarbeiter der Besamungsstation das Piétrain-Sperma und deponiert es in einer Kühlbox am Eingang des Betriebsgeländes. Stefan Gietmann entnimmt die Tuben, wenn er morgens den Stall betritt, und lagert sie zunächst in einem Kühlschrank im Vorbereitungsraum.
Außerdem legt der Landwirt großen Wert auf hochwertiges Besamungsequipment. Sowohl für Jung- als auch Altsauen nutzt er die gleichen Besamungspipetten und Pipettenschaftverlängerungen. Zudem sollen Besamungsbügel für kräftigen Druck auf die Flanken der Sau sorgen und die Tiere stimulieren. Sie hängen immer griffbereit oberhalb der Buchten. Farbliche Markierungen und sonstige Hilfsmittel benötigt er dabei nicht.
Ruhe ist das A&O
Alle zwei Wochen besamen Gietmanns etwa 14 bis 16 Sauen. Vater Gerd fixiert die Tiere dafür Montagmorgens in den Selbstfangbuchten. Zu diesem Zeitpunkt befinden sich ca. 95% von ihnen in der Rausche. Um das festzustellen, achtet der Landwirt besonders auf die typischen Rauschemerkmale. Die Sauen stellen die Ohren auf und zeigen bei Druck auf den Rücken den Duldungsreflex an.
Am Montag Abend gegen 17 Uhr besamt er die Sauen dann zum ersten Mal. Der Eber läuft während der Besamung im Gang vor den Kastenständen entlang und stimuliert die Sauen zusätzlich. Etwa 20 Stunden später folgt die zweite Besamung. Wenn die Sauen am Mittwoch Abend noch immer Duldungsreflexe zeigen, besamt der Landwirt sie noch ein drittes Mal. Im Schnitt benötigt er 2,5 Spermatuben pro Sau.
Während der Besamung konzentriert sich Gietmann voll auf die Sauen. „Das Handy bleibt währenddessen im Vorbereitungsraum, denn ich will dabei nicht gestört werden“ erklärt der 63-Jährige seine Philosophie. Pro Sau nimmt er sich knapp zwei Minuten Zeit. Von nachfolgenden Terminen und Aufgaben lässt sich der Landwirt während der Besamung nicht stressen. Am Donnerstag Mittag öffnen sie die Besamungsstände, sodass die Sauen sich im Strohbereich wieder frei bewegen können.
Alle Daten rund um die Besamung dokumentiert Gerd Gietmann anschließend auf den Karteikarten der Sauen. Dazu gehören das Besamungsdatum und der verwendete Eber. Später überträgt er die Daten am Computer in seinen digitalen Sauenplaner.
Umrauscher früh erkennen
Um die Trächtigkeit zu kontrollieren nutzen die Landwirte keinen Scannerservice. Stattdessen erkennt Gerd Gietmann Umrauscher meist mit bloßem Auge. „In der Regel sind es Sauen mit kurzer oder langer Rausche, auf die ich besonders achte“, erklärt er. In erster Linie beobachtet er ein paar Tage nach der Besamung das Verhalten der Sauen. Dann treibt er den Eber in den Gang vor die Sau. Zeigt sie daraufhin einen Duldungsreflex, besamt er sie entgegen dem normalen Besamungsrhythmus erneut. In Zweifelsfällen nutzt er das hofeigene Scangerät. Die trächtigen Sauen kommen am Donnerstag der darauffolgenden Woche in den Wartestall und die neue Gruppe wird von ihren Ferkeln abgesetzt. Der Ablauf wiederholt sich.
Umrauschende Sauen befinden sich meist im zweiten bis fünften Wurf. Jungsauen und Sauen ab dem sechsten Wurf machen selten Probleme. Das zunächst unspektakulär wirkende Besamungsmanagement der beiden Landwirte zeigt großen Erfolg. Aktuell liegt die Umrauscherquote bei 4,8%. Denn vor einigen Monaten bereiteten Influenzaviren Probleme im Bestand. Davor konnten Gietmanns lange eine Quote von 3,8% halten. Die Familie gehört damit zu den Top 5 der Betriebe in ihrem Arbeitskreis. Im Schnitt liegt die Quote dort bei 10,8%.
Leistungseinbrüche mit erhöhten Umrauscherquoten gab es in der Vergangenheit kaum. Vor einigen Jahren lag die Quote kurzfristig bei 7,8%, woraufhin sich Vater und Sohn intensiv mit ihrem Tierarzt beraten haben. Doch auch in solchen Situationen halten die beiden an ihren bewährten Abläufen fest. „Wenn man die nötige Ruhe bewahrt, löst sich das Problem häufig nach kurzer Zeit von allein“ meint Stefan Gietmann.
Biologische Leistungen bestätigen ihr Management
Dank ihres guten Bestandsmanagements erreichen sie bei Jungsauen 13,3 lebend geborene Ferkel und bei Altsauen 15,6 lebend geborene Ferkel pro Wurf. Im Durchschnitt liegt die Zahl der tot geborenen bei nur einem Ferkel pro Wurf. Die Abferkelquote beträgt bei Jungsauen 99% und bei Altsauen 92%. Mit 10,9% Saugferkelverlusten liegen Gietmanns im oberen Bereich, verglichen mit den anderen Betrieben in ihrem Arbeitskreis. Pro Sau und Jahr setzen sie 34,1 Ferkel ab. Nach durchschnittlich sechs bis sieben Würfen verlassen die Altsauen den Hof.
Dank Ventilatoren zur Stallkühlung halten sie die guten Zahlen auch in den heißen Monaten im Sommer. Für die Gietmanns sind es die einfachen Dinge, mit denen sie diese Leistungen erreichen. „Unsere Zahlen belegen, dass wir offenbar auch ohne viel Schnickschnack vieles richtig machen. Daran wollen wir auch in Zukunft festhalten“ erklärt der 30-Jährige.
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Gerd und Stefan Gietmann sind echte Fruchtbarkeitsprofis. Die Sauenhalter aus Nordrhein-Westfalen verbuchen seit Jahren eine Umrauscherquote von gerade einmal 4,8%. Die niedrige Quote erreichen sie durch ein ausgeklügeltes Besamungsmanagement. Das Vater-Sohn Gespann bewirtschaftet einen Betrieb mit 180 Sauen und 1.050 Ferkelaufzuchtplätzen im Zwei-Wochenrhythmus.
Das optimale Management beginnt für sie schon bei der Eingliederung der Jungsauen, die sie bei einem Vermehrer zukaufen. Zum Zeitpunkt des Einstallens in die Quarantäne wiegen sie etwa 115 kg. Für sechs Wochen bleiben die Sauen in einem separaten Stallabschnitt, bevor sie in den Wartestall zu den anderen Sauen umziehen. Bei der Sauengenetik handelt es sich um die Sau TN70 der Firma Topigs Norsvin.
Stroh im Deckzentrum
Das Absetzen läuft bei Familie Gietmann nach einem festen Schema ab. Alle zwei Wochen am Donnerstag gegen 9 Uhr setzen sie die Ferkel ab und stallen die Sauen ins Deckzentrum um. Damit die Sauen während der Besamungsphase besonders viel Energie zur Verfügung haben, füttert Stefan Gietmann sie in den 14 Tagen nach dem Absetzen weiterhin mit Laktationsfutter. In den vier Tagen vor der ersten Belegung fügt er zusätzlich Zucker hinzu. Das sichert die Energieversorgung und stabilisiert die Futteraufnahme der Tiere.
Das Deckzentrum ist unterteilt in Kleingruppen von je acht bis zehn Tieren. Die Buchten bestehen aus einer Reihe Selbstfangbuchten und einem dahinterliegenden Strohbereich. Darin können die Sauen nach dem Absetzen frei laufen.
„Die Sauen entscheiden selbst, ob sie sich in den Buchten hinlegen oder den Strohbereich nutzen“ erklärt Stefan Gietmann. Zweimal pro Woche mistet er diesen Teil des Deckzentrums aus. Dort können alle Sauen durch ein Gitter kontinuierlich Kontakt zum Eber aufnehmen, der in einer gesonderten Bucht nebenan ebenfalls auf Stroh steht. Die Eingliederung erfolgt ohne den Einsatz von Hormonen. Denn Gietmanns wollen den Eingriffe in den Hormonhaushalt vermeiden. „Natur ist Natur“, ist der 30-Jährige überzeugt.
Besamung top vorbereiten
Für die Besamung legen Gietmanns Wert auf eine ausgezeichnete Spermaqualität. Früh morgens am Besamungstag liefert ein Mitarbeiter der Besamungsstation das Piétrain-Sperma und deponiert es in einer Kühlbox am Eingang des Betriebsgeländes. Stefan Gietmann entnimmt die Tuben, wenn er morgens den Stall betritt, und lagert sie zunächst in einem Kühlschrank im Vorbereitungsraum.
Außerdem legt der Landwirt großen Wert auf hochwertiges Besamungsequipment. Sowohl für Jung- als auch Altsauen nutzt er die gleichen Besamungspipetten und Pipettenschaftverlängerungen. Zudem sollen Besamungsbügel für kräftigen Druck auf die Flanken der Sau sorgen und die Tiere stimulieren. Sie hängen immer griffbereit oberhalb der Buchten. Farbliche Markierungen und sonstige Hilfsmittel benötigt er dabei nicht.
Ruhe ist das A&O
Alle zwei Wochen besamen Gietmanns etwa 14 bis 16 Sauen. Vater Gerd fixiert die Tiere dafür Montagmorgens in den Selbstfangbuchten. Zu diesem Zeitpunkt befinden sich ca. 95% von ihnen in der Rausche. Um das festzustellen, achtet der Landwirt besonders auf die typischen Rauschemerkmale. Die Sauen stellen die Ohren auf und zeigen bei Druck auf den Rücken den Duldungsreflex an.
Am Montag Abend gegen 17 Uhr besamt er die Sauen dann zum ersten Mal. Der Eber läuft während der Besamung im Gang vor den Kastenständen entlang und stimuliert die Sauen zusätzlich. Etwa 20 Stunden später folgt die zweite Besamung. Wenn die Sauen am Mittwoch Abend noch immer Duldungsreflexe zeigen, besamt der Landwirt sie noch ein drittes Mal. Im Schnitt benötigt er 2,5 Spermatuben pro Sau.
Während der Besamung konzentriert sich Gietmann voll auf die Sauen. „Das Handy bleibt währenddessen im Vorbereitungsraum, denn ich will dabei nicht gestört werden“ erklärt der 63-Jährige seine Philosophie. Pro Sau nimmt er sich knapp zwei Minuten Zeit. Von nachfolgenden Terminen und Aufgaben lässt sich der Landwirt während der Besamung nicht stressen. Am Donnerstag Mittag öffnen sie die Besamungsstände, sodass die Sauen sich im Strohbereich wieder frei bewegen können.
Alle Daten rund um die Besamung dokumentiert Gerd Gietmann anschließend auf den Karteikarten der Sauen. Dazu gehören das Besamungsdatum und der verwendete Eber. Später überträgt er die Daten am Computer in seinen digitalen Sauenplaner.
Umrauscher früh erkennen
Um die Trächtigkeit zu kontrollieren nutzen die Landwirte keinen Scannerservice. Stattdessen erkennt Gerd Gietmann Umrauscher meist mit bloßem Auge. „In der Regel sind es Sauen mit kurzer oder langer Rausche, auf die ich besonders achte“, erklärt er. In erster Linie beobachtet er ein paar Tage nach der Besamung das Verhalten der Sauen. Dann treibt er den Eber in den Gang vor die Sau. Zeigt sie daraufhin einen Duldungsreflex, besamt er sie entgegen dem normalen Besamungsrhythmus erneut. In Zweifelsfällen nutzt er das hofeigene Scangerät. Die trächtigen Sauen kommen am Donnerstag der darauffolgenden Woche in den Wartestall und die neue Gruppe wird von ihren Ferkeln abgesetzt. Der Ablauf wiederholt sich.
Umrauschende Sauen befinden sich meist im zweiten bis fünften Wurf. Jungsauen und Sauen ab dem sechsten Wurf machen selten Probleme. Das zunächst unspektakulär wirkende Besamungsmanagement der beiden Landwirte zeigt großen Erfolg. Aktuell liegt die Umrauscherquote bei 4,8%. Denn vor einigen Monaten bereiteten Influenzaviren Probleme im Bestand. Davor konnten Gietmanns lange eine Quote von 3,8% halten. Die Familie gehört damit zu den Top 5 der Betriebe in ihrem Arbeitskreis. Im Schnitt liegt die Quote dort bei 10,8%.
Leistungseinbrüche mit erhöhten Umrauscherquoten gab es in der Vergangenheit kaum. Vor einigen Jahren lag die Quote kurzfristig bei 7,8%, woraufhin sich Vater und Sohn intensiv mit ihrem Tierarzt beraten haben. Doch auch in solchen Situationen halten die beiden an ihren bewährten Abläufen fest. „Wenn man die nötige Ruhe bewahrt, löst sich das Problem häufig nach kurzer Zeit von allein“ meint Stefan Gietmann.
Biologische Leistungen bestätigen ihr Management
Dank ihres guten Bestandsmanagements erreichen sie bei Jungsauen 13,3 lebend geborene Ferkel und bei Altsauen 15,6 lebend geborene Ferkel pro Wurf. Im Durchschnitt liegt die Zahl der tot geborenen bei nur einem Ferkel pro Wurf. Die Abferkelquote beträgt bei Jungsauen 99% und bei Altsauen 92%. Mit 10,9% Saugferkelverlusten liegen Gietmanns im oberen Bereich, verglichen mit den anderen Betrieben in ihrem Arbeitskreis. Pro Sau und Jahr setzen sie 34,1 Ferkel ab. Nach durchschnittlich sechs bis sieben Würfen verlassen die Altsauen den Hof.
Dank Ventilatoren zur Stallkühlung halten sie die guten Zahlen auch in den heißen Monaten im Sommer. Für die Gietmanns sind es die einfachen Dinge, mit denen sie diese Leistungen erreichen. „Unsere Zahlen belegen, dass wir offenbar auch ohne viel Schnickschnack vieles richtig machen. Daran wollen wir auch in Zukunft festhalten“ erklärt der 30-Jährige.