Agrifoodtech-Start-ups konnten im Jahr 2023 weltweit 15,6 Milliarden US-Dollar an Finanzierungen einsammeln. Das bedeutet einen Rückgang um 49,2 % gegenüber dem Jahr 2022, in dem es noch 30,5 Milliarden US-Dollar waren. Damit erreicht das Investmentklima für Start-ups im Agrar- und Foodbereich einen Sechs-Jahres-Tiefpunkt. Das ist ein Ergebnis des aktuellen agfunder Investment Reports 2024.
Fast alle Kategorien betroffen
Das Finanzvolumen ging in allen Kategorien zurück, außer den zwei Ausnahmen "Bioenergy & Biomaterials" (+20) und "Farm Robotics, Mechanization & Equipment" (+9%).
Die Finanzierung von Start-ups im Bereich Innovative Food (-50 %), zu denen auch die angeschlagene Kategorie alternativer Proteine gehört, ging agfunder zufolge nicht so stark zurück, wie die meisten anderen Kategorien.
USA wird schwer getroffen, Europa spürt Rückgang ebenso
Keine Weltregion war dem Report zufolge immun gegen den Abschwung. In Europa war dies mit einem Rückgang der Finanzierung um 14 % im Vergleich zum Vorjahr weniger stark zu spüren. Das Investitionsniveau in Afrika blieb mit 260 Millionen US-Dollar höher als 2021, während Asien mit 3,8 Mrd. $ nicht mehr an die Summen vor Corona anknüpfen konnte.
Die USA waren besonders stark betroffen, da ihr Anteil an der Finanzierung von Agrar- und Lebensmitteltechnologien (5,4 Mrd. USD) auf etwas mehr als 30 % der weltweiten Gesamtfinanzierung zurückging. Das Land steuert in der Regel mindestens 40 % der weltweiten Summen bei.
Insgesamt ging die Anzahl der Finanzierungsdeals im Jahr 2023 um 26% zurück.
Trends für 2024: Weg von der Disruption, zurück zu realistischen Erwartungen
Der Investment-Report zitiert in einem Kapitel Investorinnen und Investoren zu bestimmten Fragestellungen. Ein Statement sticht hervor und soll hier beispielhaft zitiert werden.
Auf die Frage nach den Trends für 2024 sagt Matilda Ho, Managing Director des chinesischen FoodTech Wagniskapital-Unternehmens "Bits x Bites":
"Übergang, nicht Disruption. Die Lebensmittelindustrie hat in den letzten 5 Jahren eine Explosion disruptiver Innovationen erlebt, von pflanzlichem Fleisch bis hin zu synthetischen Fettersatzstoffen und vielem mehr. Alle versprachen das, was wir essen, zu revolutionieren. Es hat sich jedoch herausgestellt, dass viele dieser Produkte eher Schein als Sein waren. (...)
Wir müssen eine realistischere Erwartungshaltung formulieren und zu den Grundlagen zurückkehren. Echte Innovationen für Lebensmittel kommen in Schritten und brauchen Zeit. Um das zu realisieren, müssen wir den Gedanken der "disruptiven Innovation" aufgeben und die Vorteile von "nachhaltiger Innovation" nutzen.
Am Ende des Tages muss die Innovation, die die Lebensmittelindustrie verändert, nicht schnell und dramatisch sein. Wir würden es vorziehen, eine bescheidenere Denkweise einzunehmen und die Innovation schrittweise umzusetzen."
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