Vor wenigen Wochen hätte bereits die Nachricht überrascht, dass eine Mehrheit der Deutschen eine Meinung zu Fragen der Agrardieselbesteuerung hat. Jetzt präsentieren Meinungsforscher Umfrageergebnisse laut denen sich 70 % der Bevölkerung klar auf die Seite der Landwirte schlagen und sich für eine Zurücknahme der geplanten Streichungspläne aussprechen.
Die Liste der Unterstützer der Landwirtinnen und Landwirte ist lang. Und auffällig sind auch die vielen der „Bauernlobby“ eher unverdächtigen Akteure wie breite teile der Medien, alle Landwirtschaftsminister der Länder (und das gleich jeder politischen Farbe) oder die Fraktion der Grünen im Landtag von Baden-Württemberg.
Schockwellen für die Ampel…
Das sind nicht nur Zahlen und Solidaritätsbekundungen. Das ist ein politisches Erdbeben. Und es sendet sehr unterschiedlich gelagerte Energiestöße in verschiedene Richtungen.
In Berlin treffen die Schockwellen auf eine Ampelkoalition in den womöglich letzten Zuckungen. Bundeskanzler Olaf Scholz und seine Minister Robert Habeck und Christian Lindner bekommen eindrucksvoll vor Augen geführt, dass sie beim Agrardiesel überzogen haben und dass sie mit ihrer Politik weite Teile der bürgerlichen Mitte gegen sich aufbringen.
Sie sind gefordert, endlich Druck aus dem Kessel zu nehmen und den Landwirtinnen und Landwirten entgegenzukommen. Selbst innerhalb der Ampel fragen inzwischen viele, ob es nicht besser wäre „nicht zu regieren, als falsch zu regieren“. Da muten die ab dem 8. Januar angekündigten Aktionen der Landwirte als einer der letzten Weckrufe an, endlich Verantwortung für das Land zu übernehmen und diese Politik zu korrigieren.
…Energie für die Landwirtinnen und Landwirte
Auch für die Landwirtinnen und Landwirte sollte niemand die Kraft der Zustimmung unterschätzen. In einer aktuellen Umfrage auf topagrar.com fühlen sich mehr als 90 % der top agrar-Leserinnen und Leser in der Agrardieselfrage von der Bevölkerung verstanden (69 %) bzw. können die Zustimmung lediglich noch nicht genau greifen (25 %).
Die Landwirtinnen und Landwirte sind nicht alleine – in den ländlichen Räumen, in den Kraftzentren der Wirtschaft, in der bürgerlichen Mitte dieser Gesellschaft.
Bezugnehmend auf einen Kommentar vom Deutschlandfunk schreibt ein top agrar-Leser unter großer Zustimmung von Berufskollegen: „Der Kommentar im Deutschlandfunk ist ein Lichtstrahl in mein Herz. Es weihnachtet! Ich persönlich hätte es nicht mehr für möglich gehalten, das uns/mich jemand noch versteht.“
Das ist ein Rückhalt, wie ihn viele Landwirtinnen und Landwirte noch nie gespürt haben. Sie sind in diesen Tagen nicht alleine – in den ländlichen Räumen, in den Kraftzentren der Wirtschaft, in der bürgerlichen Mitte dieser Gesellschaft.
Das Momentum gilt es zu nutzen, entschlossen, aber nicht radikal.
Genau dieses Momentum gilt es zu nutzen. Mit offenen Worten, (angemeldeten) Demos und Aktionen ab dem 8. Januar. Im Zweifel auch robust und entschlossen, aber jederzeit frei von Gewalt und von den Regeln des Anstands und des gesellschaftlichen Miteinanders getragen.
Die Botschaft der Landwirtinnen und Landwirte ist angekommen. Sie hat das Potenzial das Land zu verändern.
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