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Ein Sensor im Pansen

Ein neuer Pansenbolus erfasst die Körpertemperatur und die Aktivität der Kuh. Das soll die Brunsterkennung verbessern und auf den Abkalbetermin schließen lassen.

Lesezeit: 8 Minuten

Ein neuer Pansenbolus erfasst die Körpertemperatur und die Aktivität der Kuh. Das soll die Brunsterkennung verbessern und auf den Abkalbetermin schließen lassen. Die Tierhaltungsschule Triesdorf hat getestet, ob die Technik hält, was sie verspricht.


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Die automatische Herdenüberwachung entwickelt sich ständig weiter. Seit Kurzem bieten der österreichische Hersteller Smaxtec Pansenboli an, die das Herdenmanagement erleichtern sollen.


Wie funktioniert Smaxtec?

Unterschieden wird zwischen einem Basis- und einem Premiumbolus. Der Basisbolus misst die Aktivität der Kuh sowie die Vormagentemperatur, der Premiumbolus zusätzlich den pH-Wert im Pansen. Den erweiterten Premiumbolus empfiehlt Smaxtec für 6 bis 10% der Tiere, um die Futterration zu kontrollieren.


Der wartungsfreie Bolus liegt im Netzmagen und ist dadurch sicher vor Verlust. Beim Tierabgang verlässt der Bolus den Betrieb mit dem Tier.


Zur Hardwareausstattung gehören eine Basisstation zum Auslesen der Boli und eventuell ein Repeater, um die Signale über größere Entfernungen an die Basisstation zu übertragen. Die Übertragung der Boli-Daten erfolgt alle zehn Minuten.


Die Meldungen können über eine internetbasierte Oberfläche, also über PC, Tablet und Smartphone, empfangen und ausgewertet werden. Zudem ist ein Klimasensor zur Aufzeichnung der Außentemperatur und Luftfeuchtigkeit erhältlich.


Der Hersteller empfiehlt die Eingabe der Boli ab ca. 300 kg Lebendmasse. Somit ist eine frühe Eingabe in das Tier möglich. Die Batterielaufzeit wird mit vier Jahren angegeben. Somit muss bei einigen Tieren ein zweiter Bolus nachgelegt werden.


Was verspricht der Hersteller?

Laut Hersteller soll das System folgende Funktionen erfüllen:


  • automatische und zuverlässige Erkennung der Brunst;
  • frühzeitige (6 bis 20 Stunden vor der Geburt) Erkennung des Abkalbebeginns;
  • kontinuierliche Temperaturmessung;
  • umfassende Kontrolle der Aktivität;
  • Gesundheitsinformationen und Früh-erkennung von Krankheiten;
  • Kontrolle der Wasseraufnahme;
  • frühzeitige Erkennung von Hitzestress.


Die Tierhaltungsschule Triesdorf hat das System seit Juli 2017 im Einsatz. Wir haben insgesamt 20 Kühen Basis-Boli eingegeben.


Die Hardwareinstallation war überraschend einfach und konnte selbstständig ausgeführt werden. Sehr behilflich ist dabei die Seriennummer, die auf jedem Gerät aufgeklebt ist und die Hardware bei der Anmeldung identifiziert. Das erleichtert die Einrichtung und Verknüpfung der Komponenten.


Am Gerätestandort ist lediglich eine Steckdose notwendig. Durch ein integriertes GSM-Modul können die Daten ohne feste Leitung übertragen werden. Sollte keine Netzabdeckung vorhanden sein, ist eine Übertragung per Kabel möglich. Zudem kann der Bolus die Daten bis zu 50 Tage speichern, wenn ein Tier z.B. kurzzeitig umgestallt wird.


Für unsere mehrhäusige Bauweise in Triesdorf war eine zweite Basisstation notwendig, um alle Tiere zu erfassen. Das Problem könnten auch andere Betriebe mit verwinkelten oder mehrhäusigen Ställen haben.


Antenne reicht 30 m.

Smaxtec gibt die Reichweite der Antenne mit maximal 30 m an bzw. eine max. Entfernung von 100 m zwischen Repeater und Basisstation. Diese Reichweite wird allerdings durch viele Bauteile im Stall aus Beton und Stahl beeinflusst. Damit ist die Erfassung aller Tiere nicht ganz einfach.


Für die Auswertung im Stall ließen wir die Alarmmeldungen auf verschiedene Endgeräte verschicken. Wir haben die Abkalbemeldungen mit den tatsächlichen Geburtsdaten verglichen.


Für Brunstmeldungen nutzten wir unser zweites System, nämlich Heatime HR der Firma SCR, als Referenz und bezogen auch die tatsächlichen Brunstsymptome mit ein. Die Daten und Meldungen zur Gesundheitsüberwachung verglichen wir mit der Rektaltemperatur und wir begutachteten die Tiere.


Gute Brunsterkennung:

Die Brunsterkennung mit Smaxtec hat gut funktioniert. Die Technik hat alle Brunsten, die von den anderen Systemen in unserem Stall festgestellt wurden, ebenfalls erfasst und gemeldet. Dabei gab es nur geringe Unterschiede, was den Zeitpunkt der Erfassung betrifft.


Das System unterscheidet bei der Überwachung zwischen erhöhter Aktivität und Brunst. Die Brunsterkennung basiert dabei allein auf der Aktivitätsmessung.


Bei einem Brunstalarm gibt es neben der Empfehlung, eine visuelle Brunstkontrolle durchzuführen, auch eine Anzeige in Form eines Ampelsystems. Dieses zeigt an, wie lange der ideale Besamungszeitpunkt ist. Das Zeitfenster beginnt acht Stunden nach der vom System festgestellten Hauptbrunst.


Zuverlässige Geburtsvorhersage:

Zur Geburtsvorhersage haben wir in Triesdorf schon verschiedene Systeme getestet, wobei die Erfahrungen meist nicht zufriedenstellend waren. Smaxtec hat unsere Hoffnungen diesbezüglich nicht enttäuscht. Basierend auf der Temperaturmessung hat das System alle Geburten zuverlässig erkannt.


Allerdings ist der Zeitabstand zwischen Alarm und Geburt teils länger als bei anderen Meldesystemen. Smaxtec gibt bei der Alarmmeldung einen Zeitraum bis zu 36 Stunden an, in denen die Geburt erfolgen sollte. Unsere Erfahrung war, dass spätestens nach 20 Stunden die Kälber auf der Welt waren.


Für Betriebe, die z.B. sehr spät in eine Abkalbebox umstallen, ist das vielleicht ausreichend. Für Betriebe, die beim Alarm zur Tat schreiten wollen und die Geburt abwarten bzw. begleiten, ist der Zeitraum hingegen zu lange.


Viele Gesundheitsmeldungen:

Die Möglichkeiten der Gesundheitsüberwachung sind beim System Smaxtec vielseitig. Die Aktivität, die Temperatur und der pH-Wert im Vormagensystem beim Premiumbolus sind gute Parameter für den Gesundheitsstatus. Dementsprechend kommen viele Meldungen beim Landwirt an, dass eine Kuh möglicherweise ein Problem hat.


Positiv dabei ist das weite Spektrum der Alarme. Diese gehen von Veränderungen der Körpertemperatur über niedrige Aktivität bis hin zu Hinweisen über geringe Wasseraufnahme. Letzteres wird über starke Schwankungen der Temperaturkurve ermittelt und ist ein Alleinstellungsmerkmal dieses Systems.


Weiteres Plus: Zu jeder Meldung gibt es eine Empfehlung, was vorliegen könnte bzw. was zu tun ist. Letzter Entscheider ist natürlich auch hier der Landwirt, da es sich ja nur um Hinweise und keine Diagnosen handelt. Durch die vielen Auswertungen kann die Liste der Meldungen sehr lang werden. Der Nutzer kann aber die Benachrichtigungen individuell einstellen und so deren Anzahl nach Bedarf begrenzen.


Für das Herdenmanagement ist die Gesundheitsüberwachung von großer Bedeutung. Unsere Erfahrung ist, dass gerade durch die Aktivitätsmessung die Tiere, die Hilfe benötigen, frühzeitig identifiziert werden können.


Bei der Temperaturmessung ist es schwieriger, eine Diagnose zu stellen. Aber für subklinische Erkrankungen ist die Temperatur ein guter Hinweis, sich ein Tier genauer anzuschauen.


Smaxtec kontra Heatime:

Da unsere halbe Herde seit Jahren mit dem System Heatime HR der Firma SCR ausgestattet ist, lag es nahe, die neuen Boli damit zu vergleichen.


Bei Heatime messen Halsband-Responder die Aktivität und das Wiederkauen. Anfänglich über ein Mikrofon, seit einiger Zeit über einen Beschleunigungssensor. Heatime meldet auch Alarme bei Brunsten und/oder abfallender Aktivität bzw. Wiederkauen. Somit ist auch eine Gesundheits- bzw. Fruchtbarkeitsüberwachung möglich.


Die Brunsterkennung funktioniert bei Heatime sehr zuverlässig und präzise. Ein Besamungsfenster ist ebenfalls angegeben. Hilfreich ist auch die Gesundheitsüberwachung über Aktivität und Kauen – dank gut abgestimmter Algorithmen. Die Wiederkau-Werte lassen auch zuverlässige Rückschlüsse auf die Rationskontrolle in der Gruppe und beim Einzeltier zu.


Wer punktet wo?

Beide Systeme haben in der Praxis gezeigt, dass sie ihre Aufgaben erfüllen. Heatime punktet bei uns im Stall mit guter Haltbarkeit der Responder und einer zuverlässigen Messung am Tier. Außerdem ist die Benutzeroberfläche einfach und logisch aufgebaut und kann ohne Anleitung bedient werden.


Die Hardwareausstattung ist überschaubar bei einer sehr hohen Reichweite der Antenne bis zu 500 m. Dies ist sicher auch interessant bei Weidebetrieben oder größeren Stallanlagen.


Smaxtec bietet dagegen viele Auswertungsmöglichkeiten. Vor allem für Betriebe, die keine Halsbänder haben oder haben wollen, ist der Bolus eine sichere Möglichkeit, die Tiere mit einem Sensor auszustatten.


Die Benutzeroberfläche ist überall via Internet abrufbar und zudem leicht verständlich aufgebaut. Neben den Meldungen bekommt der Nutzer eine Übersicht über den Fruchtbarkeits- und Gesundheitsstatus der Herde sowie eine Liste nötiger Maßnahmen wie Trockenstellen, Besamen usw.


Die Erfassung der Parameter inklusive der Abkalbemeldung ist zuverlässig. Zudem unterstützt Smaxtec die Landwirte durch einen guten Support. Über die Internetseite und eine Servicehotline bekommt der Landwirt sehr schnell eine konkrete Aussage bzw. Hilfe.


Wie hoch sind die Kosten?

Das Smaxtec-System kann man mieten oder kaufen. Das Mietmodell ist Standard, da der Bolus beim Abgehen des Tieres mit vom Hof geht. Er wird dann also auch nicht mehr verrechnet und dem ergänzten Tier wird ein neuer Bolus eingegeben.


Die Lebensdauer des Bolus wird begrenzt durch die Batterie, die vier Jahre halten soll. Ausfälle aus anderen Gründen gab es in Triesdorf bis jetzt nicht.


Die Infrastruktur zum Auslesen der Daten, sprich Basisstation, Repeater und Klimasensor, kostet für einen Betrieb mit bis zu 200 Kühen einmalig 2450 €. Für den Basisbolus verlangt Smaxtec im ersten Jahr 35,88€ pro Kuh, dann 2,99€ pro Kuh und Monat.


Der Premiumbolus kostet im ersten Jahr 359,88€ pro Kuh, danach 2,99 € pro Kuh und Monat. Nach einem Jahr Mindestlaufzeit sind beide Boli monatlich kündbar. Betriebe mit langer Nutzungsdauer können die Boli auch kaufen. Der Preis für den Basisbolus liegt bei 119€, der für den Premiumbolus bei 399€.


Ein Halsresponder wie von SCR muss hingegen gekauft werden. Deshalb fallen für die Inbetriebnahme höhere Kosten an. Dafür hat der Responder eine teils erheblich längere Batterielaufzeit.


Bei Milchviehherden mit hoher Nutzungsdauer kann die Variante „Mieten“ den Geldbeutel stärker belasten. Bei einer in Deutschland durchschnittlichen Nutzungsdauer schneidet das Mietmodell gleich gut oder vielleicht sogar besser ab, was die Kosten betrifft.


Kontakt: klaus.dorsch@topagrar.com

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