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topplus Reportage Bayern

Geförderte Mehrgefahrenpolice: „Das ist mir die gute Absicherung wert“

Im ersten Förderjahr haben mehr als 5.000 bayerische Landwirte die geförderte Ernteversicherung abgeschlossen. Für Ackerbauer Jürgen Seufferlein hat sich das schon bezahlt gemacht.

Lesezeit: 4 Minuten

„Für mich hat sich der Einstieg in die Mehrgefahrenversicherung gelohnt: Direkt im ersten Jahr bekam ich eine Entschädigung von 46.000 €, und zur Versicherungsprämie von 14.000 € erhielt ich 5.000 € Zuschuss vom Staat“, berichtet Nebenerwerbslandwirt Jürgen Seufferlein aus dem mittelfränkischen Herbolzheim. Auf rund 90 ha Ackerland baut der Biolandwirt Spelzweizen, vor allem Dinkel und ­Emmer, Sommerweizen, Sommerhafer, Win­terackerbohne und Kleegras an. Hinzu kommen ca. 10 ha Grünland.

„Bis 2022 hatte ich nur eine Hagelpolice. Als dann 2023 die ge­förderte Bayernpolice auf den Markt kam, wusste ich sofort, dass ich die neue Mehrgefahrenpolice testen will“, erzählt Seufferlein. Ausschlag­gebend war das zunehmende Trockenheitsrisiko. „Gerade als Biobetrieb mit weniger verfügbarem Stickstoff hatte ich aufgrund von Trockenheit zuletzt immer wieder Mindererträge und Probleme mit Qualitäten“, so der Landwirt.

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Bis zu 50 % Prämienzuschuss

Aktuell bieten die Allianz Agrar, die Vereinigte Hagel und die Versicherungskammer Bayern verschiedene Varianten der geförderten Police an. Dabei können Landwirte einzelne Kulturen versichern, die Risiken aber nur im Paket:

Ackerbau: Hagel, Starkregen, Sturm, Frost, Dürre sowie Fraßschäden (Wildgans, Saatkrähe) in einem Paket.

Grünland: Hagel, Dürre sowie Fraßschäden (Engerling) in einem Paket.

Hopfen, Wein, Obst, Baumschulen: Hagel zuzüglich mindestens einer Gefahr von Sturm, Starkregen oder Frost.

Die Landwirte bekommen einen Zuschuss von bis zu 50 % der förderfähigen Nettoprämie. Versicherungssteuer, Gebühren u. ä. gehören nicht dazu.

Höhere Selbstbeteiligung

Außerdem gilt ein Selbstbehalt von mindestens 20 % der Schadenquote und eine Maximalentschädigung von 80 % der Versicherungssumme je Feldstück. Die Eigenbeteiligung ist damit deutlich höher als bei „normalen“ Hagelversicherungen – denn Sinn der Förderung ist die Absicherung von Großschäden.

Mit einer Deckungserweiterung können Landwirte diese „Lücke“ jedoch schließen und den relativ hohen Selbstbehalt der Bayernpolice senken. Diese und andere von den Versicherern angebotenen Deckungserweiterungen müssen die Landwirte aber komplett selbst zahlen, dafür gibt es keinen Zuschuss.

Verschiedene Versicherungsmodelle

Die Prämie für eine geförderte Police fällt im Ergebnis auf jeden Fall höher aus als die der reinen Hagelpolice. Je nach Betrieb, Lage, Risiko sowie individuellen Versicherungsmodell steigt die Prämie moderat, kann aber auch bis auf das Doppelte und mehr steigen.

Entscheidend für mich war das zunehmende Trockenheitsrisiko."

Mit dem Prämienzuschuss von bis zu 50 % ist es dann bei einer Basisabsicherung mitunter nur ein kleiner Aufpreis im Vergleich zur Hagelpolice. Manch ein Landwirt zahlt auch mehrere Hundert oder Tausend Euro mehr als bisher, ist aber froh über eine umfassende und vergleichsweise günstige Absicherung oberhalb der Basisdeckung.

„Teuer, aber bezahlbar“

So geht es auch dem bei der Vereinigten ­Hagel versicherten Jürgen Seufferlein. „14.000 € Nettoprämie für die Absicherung von ca. 80 ha Acker, statt bis dahin 3.000 € für die reine Hagelpolice – das ist eine Riesensumme. Mit knapp 5.000 € Zuschuss ist es dann aber „nur“ noch ein Aufpreis von ca. 6.000 €. Das ist mir die gute Absicherung mehrerer Risiken auch wert“, so der Landwirt.

Gerade beim Trockenheitsrisiko hat der Landwirt sich deutlich oberhalb der Basisdeckung versichert und sich für eine höherwertige Absicherungs­variante mit einer erhöhten Entschä­digungspauschale entschieden. Hinzu kommt die Deckungserweiterung in Sachen Selbstbeteiligung.

„Im September zahlte die Versicherung mir dann eine Entschädigung in Höhe von 46.000 €, die meine Ertragsverluste größtenteils abdeckten“.

Beantragung über Mehrfachantrag

Um die Förderung zu bekommen, müssen Landwirte sich ein oder mehrere Versicherungsangebote einholen, ggf. beim aktuellen Versicherer. Der eigentliche Antrag erfolgt mit dem Mehrfachantrag. Voraussetzung für die Auszahlung ist, dass die Landwirte ihre Versicherungsprämie (pünktlich) begleichen, anschließend erfolgt eine Abstimmung zwischen Versicherung und Ministerium. Die Auszahlung des Zuschusses erfolgt im späten Herbst.

Die Finanzierung der Bayernpolice erfolgt über die zweite Säule der EU-Förderung, konkret über den Euro­päischen Landwirtschaftsfonds für die ländliche Entwicklung (ELER) im GAP-Strategieplan. Für fünf Jahre stehen 100 Mio. € Fördermittel zur Verfügung.

Gute Akzeptanz

Im ersten Jahr der Förderung stellten insgesamt rund 5.300 Betriebe einen Förderantrag, davon 3.900 für das Paket Ackerbau, 90 für das Paket Grünland, 1.300 für das Paket Dauerkulturen. Die gewährten Prämienzuschüsse betrugen 12 Mio. €. Entscheidend für den Bayerischen Bauernverband dabei ist, dass diese Förderung nicht zu Kürzungen für landwirtschaftliche Betriebe an anderer Stelle geführt haben.

Wichtig ist: Im Rahmen der geförderten Police bieten die Versicherer verschiedene Beitrags- und Entschädigungsmodelle an. Landwirte sollten sich intensiv damit beschäftigen und gut vergleichen.

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