Die Deutsche Bahn AG verzichtet nach eigenen Angaben bereits auf den Einsatz von Glyphosat und möchte schnellstmöglich komplett ohne Herbizid-Einsatz auskommen. Das bringt aber einige Probleme mit sich, weil die Alternativen nicht funktionieren oder zu umständlich sind.
Im Auftrag des Deutschen Zentrums für Schienenverkehrsforschung beim Eisenbahn-Bundesamt (DZSF) haben Forscher der RWTH Aachen Alternativen zum Einsatz von Pflanzengiften wie Glyphosat an Gleisanlagen gesucht. Nun verkünden sie eine Lösung: Die Kombination aus drei verschiedenen Verfahren soll es richten.
Mit einem alten Gleis-Unimog haben die Pflanzenfachleute ein Verfahren entwickelt, das die drei Einzelmethoden maschinelles Jäten, Strom und einen harten Wasserstrahl vereinen. Beim maschinellen Jäten werden die Pflanzen in und am Gleisbett mittels gegenläufig rotierender Walzen erfasst und ausgerissen. Beim Einsatz von Strom, auch „Electro Weeding“ genannt, wird die Zellmembran der Pflanzen durch Strom – der mittels herunterhängender Blechlamellen fließt – so geschädigt, dass sie absterben. Und um auch direkt an der Schiene Pflanzen entfernen zu können, wird ein harter mit etwas Sand versetzter Wasserstrahl eingesetzt.
„Ursprünglich wollten wir erforschen, welche der 18 Einzelmethoden am besten geeignet sei, die umstrittenen Chemikalien bei der Pflanzenbekämpfung zu ersetzen“, sagt Prof. Christian Schindler vom Institut für Schienenfahrzeuge und Transportsysteme (IfS). Die Erkenntnis: Alle Methoden funktionieren durchaus auch einzeln, „aber in der Kombination dieser drei Methoden haben wir die beste Wirkung nachweisen können“, ergänzt Aileen Schulte-Marxloh vom Institut für Pflanzenphysiologie (iPP).
Kraut im Gleisbett
Die Feinde eines reibungslosen Schienenverkehrs heißen Schafgarbe und Beifuß, Storchenschnabel, Gundermann oder Wiesen-Bärenklau. Und es ist durchaus von Bedeutung, welches Kraut im Gleisbett wuchert: „Kräuter wie den Storchenschnabel kann man problemlos entfernen, bei einer tief wurzelnden Brombeere, die zudem überaus lange Fasern hat, oder verholzten Pflanzen braucht es schon komplexere Lösungen“, erläutert Prof. Uwe Conrath, Leiter des Instituts für Pflanzenphysiologie an der RWTH.
Eine solche komplexe Lösung stellten die Forschenden nun gemeinsam mit ihren Partnern aus der Industrie am Donnerstag vor.
„Mit dem Ergebnis sind wir sehr zufrieden“, sagte DZSF-Direktor Eckhard Roll. Er sieht Einsatzmöglichkeiten nicht nur bei der Deutschen Bahn und den vielen privaten Bahnen in Deutschland, „auch aus der Schweiz, Österreich und Frankreich gibt es bereits Anfragen zu dem Projekt. Mit dem heutigen Tag sind wir einen großen Schritt weiter“, so Eckhard Roll.