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Leserfrage

Familienarbeit auf dem Hof: Wie sollte ich mich für die Rente absichern?

Nach der Elternzeit weiter im Haushalt und Betrieb zu arbeiten, ist für viele Frauen eine erfüllende Entscheidung. Um Altersarmut vorzubeugen, erklärt Wiebke Wennemer, wie man sich richtig absichert.

Lesezeit: 4 Minuten

Frage: Ich bin 33 Jahre alt und habe zwei kleine Kinder. Meine Elternzeit ist bald zu Ende. Bei uns in der Nähe hätte ich mit meiner Ausbildung gute Möglichkeiten, wieder in einen Job außerhalb des Betriebes einzusteigen. Lieber würde ich aber bei meinen Kindern bleiben und im Betrieb mitarbeiten. Das Geld ist mir dabei nicht so wichtig, der Hof steht gut da. Außerdem erhalte ich gesetzliche Absicherung durch die Pflege des behinderten Onkels meines Mannes, das wird auch noch lange so bleiben. Einige Freundinnen und meine Mutter reden mir aber ständig ins Gewissen, ich solle lieber arbeiten gehen, wegen der Rente. Haben sie recht?

 

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Antwort: Wenn Sie sich dafür entscheiden, auf dem Hof zu bleiben, um dort den Haushalt zu führen, sich um die Kindererziehung zu kümmern und im Betrieb mitzuarbeiten, sollte sich das in Ihrer persönlichen Absicherung widerspiegeln. Sie sollten dabei berücksichtigen, dass Sie ohne Berufstätigkeit kein Gehalt erwirtschaften, mit dem Sie ein eigenes Vermögen oder Rentenansprüche aufbauen könnten. Außerdem wird Ihr Wert am Arbeitsmarkt mit jedem Jahr in der Berufspause sinken. Das heißt auch, dass es schwieriger wird, eine Anstellung in Ihrem alten Beruf zu finden, falls Sie im Fall der Fälle dorthin zurückkehren müssen.

Das gilt es zu bedenken

Was passiert, falls Ihre Ehe zerbricht? Wie stehen Sie finanziell da, wenn Ihr Partner verstirbt oder berufsunfähig wird? Wie sind Sie selbst abgesichert, falls die Hofübergabe Ihres Mannes scheitert oder er verstirbt, bevor der Übergabevertrag an ihn unterschrieben ist?

Eine eigene Berufstätigkeit federt die Auswirkungen dieser Fälle auf Ihre Finanzen zumindest geringfügig ab. Wenn Sie darauf verzichten und sich für Familie und Hof entscheiden, müssen Sie daher unbedingt aktiv werden und die oben genannten Risiken absichern. Dazu bedarf es mindestens eines Ehevertrages, der nicht nur den Hof, sondern Sie selbst absichert, ein Testament und eine Risikolebensversicherung Ihres Mannes zu Ihren Gunsten sowie gegenseitiger Vorsorgevollmachten. Außerdem sollte die Kraft und Arbeit vergütet werden, die Sie für den Betrieb aufbringen. Zum Beispiel in Form eines Arbeitsvertrags und damit eines eigenen Einkommens aus dem Sie Privatvermögen aufbauen können. Alternativ durch Schenkungen von Ihrem Mann. Letzteres wird in der Praxis beispielsweise durch eine Immobilie umgesetzt, die Sie kaufen und die dann aus dem versteuerten Einkommen des Betriebes finanziert wird.

Das bringt die Pflegezeit für die Rente

Auch die Pflege des Onkels ist eine Familienleistung, die im Sinne der Fairness eine Vergütung für Ihr persönliches Vermögen verdient. Darüber hinaus erhalten Sie dafür Rentenansprüche. Diese sind abhängig vom Pflegegrad und davon, ob Sie z.B. die Hilfe eines Pflegedienstes in Anspruch nehmen. Bei Pflegegrad drei erhalten Sie später z.B. zwischen 10 Euro und 15 Euro mehr monatliche Rente pro Jahr der Pflegezeit.

Wenn Sie jetzt aktiv werden, haben Sie gute Möglichkeiten, das persönliche Risiko der Altersarmut deutlich zu senken – egal ob Sie sich dafür entscheiden, sich auf dem Betrieb einzubringen oder außerhalb zu arbeiten.

Die Teilzeitlücke schließen

Selbiges gilt übrigens auch für den Fall, dass Sie sich dazu entscheiden, z.B. in Teilzeit arbeiten zu gehen. Auch dann erbringen Sie Familienarbeit, die dazu führt, dass Sie ein geringeres Einkommen haben, als es der Fall wäre, wenn Sie keine Kinder hätten oder nicht mit auf dem Betrieb arbeiten würden. Diese finanzielle Lücke kann und sollte ebenfalls durch entsprechende Verträge  geschlossen werden.

Besonders gut zeigt dieses Ungleichgewicht eine Studie der Bertelsmann-Stiftung auf. Die sogenannte „Gender Lifetime Earnings Gap“ veranschaulicht, dass Frauen mit Kindern über ihr gesamtes Berufsleben gesehen in Westdeutschland 62 % weniger Bruttoeinkommen erzielen als Männer. In Ostdeutschland beträgt diese Einkommenslücke 48 % im Vergleich zum anderen Geschlecht.

Unsere Expertin: Wiebke Wennemer, Versicherungsfachfrau IHK, sozioökonomische Beraterin und Mediatorin bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen.

Ihre Meinung ist gefragt

Was möchten Sie noch zum Thema Altersarmut, finanzielle Vorsorge oder Rente wissen? Haben Sie Fragen, eigene Erfahrungen oder Hinweise? Schreiben Sie mir unter katharina.meusener@topagrar.com

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