Flache Bodenbearbeitung: Mit Spezial- oder Universalgerät?
Die Geräteauswahl für die ultraflache Bodenbearbeitung ist riesig. Wir zeigen, worauf es bei der flachen Bodenbearbeitung ankommt und wie sich die Geräte unterscheiden.
Nach den Kurzscheibeneggen sind nun Geräte für die ultraflache Bodenbearbeitung gefragt. Hersteller bieten verschiedene Konzepte für die Bodenbearbeitung in einer Tiefe von 2 bis 5 cm an. Einige davon sind alte Bekannte, andere ganz neu und allenfalls als Vorserie im Einsatz.
Auf den DLG-Feldtagen waren 18 Geräte im praktischen Einsatz zu sehen. Wir fassen zusammen, worauf es bei der flachen Bodenbearbeitung ankommt und wie sich die Konzepte unterscheiden.
Saatbett für Unkräuter
Verschärfte Auflagen für Pflanzenschutzmittel, nachlassende Effekte einiger Wirkstoffe oder gar komplette Resistenzen: Alles Gründe, warum Landwirtinnen und Landwirte nach alternativen Verfahren in der Bodenbearbeitung suchen. Die ultraflache Bodenbearbeitung ist eine davon. Statt Unkrautsamen zu vergraben und die Probleme in die Folgejahre zu verschieben, stellt die flache Bodenbearbeitung ideale Keimbedingungen für die Unkrautsamen her. Ein weiterer Arbeitsschritt beseitigt sie später.
Diese Effekte sind besonders für Ackerfuchsschwanz und Ausfallraps von Bedeutung. Zu tief eingearbeitet, fallen sie in die sekundäre Keimruhe, reichern das Samenpotenzial im Boden an und keimen zu einem späteren, unerwünschten Zeitpunkt. Ein weiterer Einsatzbereich für die Geräte ist die Stoppelbearbeitung und Zünslerbekämpfung im Mais. Hier kommt es darauf an, den untersten Knoten zu zerstören und den Maisstoppel aufgespleißt auf der Bodenoberfläche zu belassen.
Darauf kommt es an
Um die Arbeit der Geräte beurteilen zu können, müssen zunächst die Anforderungen definiert sein.
Prof. Dr. Wolfgang Kath-Petersen von der Technischen Hochschule Köln, mit dem wir am Rande der Vorführungen gesprochen haben, sagt dazu: „Die Werkzeuge müssen in der Lage sein, den Boden und damit auch die organische Substanz auf der gesamten Arbeitsbreite entsprechend der eingestellten Tiefe flach abzuschneiden und sie am besten noch „auf den Kopf stellen“.
Ideal sind Werkzeugkombinationen, die es schaffen, die Stoppeln etwas zu enterden. Dadurch trocknen die Pflanzenreste ab und das erneute Anwachsen wird verhindert.
Voraussetzung für gleichmäßig flaches Arbeiten ist jedoch nicht nur die passende Technik, sondern auch ein ebener Acker, der es den Geräten erlaubt, die Tiefe zu halten.
Verschiedene Konzepte
Die Hersteller setzen bei der sehr flachen Bodenbearbeitung auf ganz unterschiedliche Konzepte.
Federzinkengrubber: Je nach Einstellung und Auswahl der Schare sind sie nicht nur für sehr flache Bodenbearbeitung, sondern auch für Arbeitstiefen jenseits der 10 cm geeignet. Beispiele sind der Köckerling „Allrounder Flatline“ oder Güttlers „Super Maxx Bio“. Hier steht die Einsatzvielfalt im Vordergrund.
Beide Geräte sind auch ein Beispiel für den Trend zu vielbalkigen Geräten. Die Idee dabei: Mehr Balken, weitere Abstände zwischen den Zinken, geringere Verstopfungsneigung und engere Strichabstände.
Auffällig bei den Zinkengrubbern sind die unterschiedlichen Zinkenbaubweisen. Von zwei- bzw. dreifach gewendelten Spiralfederzinken über ein- oder doppellagige Federzinken bis hin zu blattgefederten, relativ starren Zinken ist die Auswahl für den Kunden sehr groß.
Dabei gilt es, folgenden Zusammenhang zu beachten: Je breiter die Schare, desto größer ist die Anforderung an die Federkraft der Zinken, um die Tiefe und die Spur einzuhalten. Zu weiche Federn stellen das Schar bei steigendem Widerstand „auf den Kopf“, was zu einer ungleichmäßigen Arbeitstiefe führt. Hier sind eher schmale Gänsefußschare angebracht. Sehr starre Zinken vertragen dagegen auch breite Flügelschare.
Universalgrubber: Ihr Einsatzspektrum ist noch breiter. Sie sollen eine Arbeitstiefe von 3 bis 25 cm abdecken. Typische Beispiele sind die dreibalkigen Varianten Kerner „Corona C 300“ und Horsch „Terrano 3FX“. Bei ihnen müssen sehr breite Flügelschare den flächigen Schnitt sicherstellen. Ob das tatsächlich gelingt, werden Messungen zeigen, die die TU Köln auf den Feldtagen durchgeführt hat.
Wichtig bei allen Grubberbauarten sind Schare ohne Untergriff. Sie führen meist zu ungleichmäßigen Arbeitstiefen.
Scheibenwerkzeuge: Speziell für die flache Bearbeitung haben zum Beispiel Väderstad und Amazone Wellscheiben entwickelt, die ab 3 cm arbeiten sollen. Messungen des Agrartechnik-Magazins „profi“ haben gezeigt, dass sie keinen gleichmäßigen Schnitthorizont erreichen. Mit glatten Scheiben und hoher Fahrgeschwindigkeit arbeiten Kettenscheibeneggen und erreichen so große Flächenleistungen. Das Einstellen der Arbeitstiefe ist jedoch nicht möglich.
Zwei Spezialisten
Während die Zinken- und Universalgrubber ein breiteres Einsatzspektrum bieten, sind die zur Agritechnica 2023 vorgestellten Schneidgrubber „ActiCut“ sowie der Saphir „GrindStar“ echte Spezialisten für die sehr flache Bodenbearbeitung.
Das verdeutlicht schon die Produktbezeichnung. Saphir nennt den GrindStar Rotationsschleifer. Die in zwei Reihen montierten, nur durch die Fahrgeschwindigkeit angetriebenen Rotoren sollen den Boden in einer Tiefe von 0 bis 3 cm bearbeiten. Jedes Werkzeug wird von einem eigenen Parallelogramm geführt, was zu einer sehr guten Bodenanpassung führt.
Auf aktiven Antrieb der Schneidscheiben setzt hingegen 4Disc am ActiCut.
Die horizontal drehenden Scheiben schneiden den Boden bereits in 1 cm Tiefe, können nach Angaben des Herstellers aber auch bis zu 12 cm tief arbeiten. Dazu sind die Scheiben um 5° gegen die Fahrtrichtung angestellt. Drehrichtung und -geschwindigkeit der mit jeweils einem eigenen Ölmotor angetriebenen Scheiben bestimmt der Fahrer über die Schlepperhydraulik. Während die Scheiben das Abschneiden der oberirdischen Pflanzenteile übernimmt, soll der dafür neu entwickelte Striegelzinken „Turn Over“ Unkräuter zum Vertrocknen locker auf der Bodenoberfläche ablegen.
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Nach den Kurzscheibeneggen sind nun Geräte für die ultraflache Bodenbearbeitung gefragt. Hersteller bieten verschiedene Konzepte für die Bodenbearbeitung in einer Tiefe von 2 bis 5 cm an. Einige davon sind alte Bekannte, andere ganz neu und allenfalls als Vorserie im Einsatz.
Auf den DLG-Feldtagen waren 18 Geräte im praktischen Einsatz zu sehen. Wir fassen zusammen, worauf es bei der flachen Bodenbearbeitung ankommt und wie sich die Konzepte unterscheiden.
Saatbett für Unkräuter
Verschärfte Auflagen für Pflanzenschutzmittel, nachlassende Effekte einiger Wirkstoffe oder gar komplette Resistenzen: Alles Gründe, warum Landwirtinnen und Landwirte nach alternativen Verfahren in der Bodenbearbeitung suchen. Die ultraflache Bodenbearbeitung ist eine davon. Statt Unkrautsamen zu vergraben und die Probleme in die Folgejahre zu verschieben, stellt die flache Bodenbearbeitung ideale Keimbedingungen für die Unkrautsamen her. Ein weiterer Arbeitsschritt beseitigt sie später.
Diese Effekte sind besonders für Ackerfuchsschwanz und Ausfallraps von Bedeutung. Zu tief eingearbeitet, fallen sie in die sekundäre Keimruhe, reichern das Samenpotenzial im Boden an und keimen zu einem späteren, unerwünschten Zeitpunkt. Ein weiterer Einsatzbereich für die Geräte ist die Stoppelbearbeitung und Zünslerbekämpfung im Mais. Hier kommt es darauf an, den untersten Knoten zu zerstören und den Maisstoppel aufgespleißt auf der Bodenoberfläche zu belassen.
Darauf kommt es an
Um die Arbeit der Geräte beurteilen zu können, müssen zunächst die Anforderungen definiert sein.
Prof. Dr. Wolfgang Kath-Petersen von der Technischen Hochschule Köln, mit dem wir am Rande der Vorführungen gesprochen haben, sagt dazu: „Die Werkzeuge müssen in der Lage sein, den Boden und damit auch die organische Substanz auf der gesamten Arbeitsbreite entsprechend der eingestellten Tiefe flach abzuschneiden und sie am besten noch „auf den Kopf stellen“.
Ideal sind Werkzeugkombinationen, die es schaffen, die Stoppeln etwas zu enterden. Dadurch trocknen die Pflanzenreste ab und das erneute Anwachsen wird verhindert.
Voraussetzung für gleichmäßig flaches Arbeiten ist jedoch nicht nur die passende Technik, sondern auch ein ebener Acker, der es den Geräten erlaubt, die Tiefe zu halten.
Verschiedene Konzepte
Die Hersteller setzen bei der sehr flachen Bodenbearbeitung auf ganz unterschiedliche Konzepte.
Federzinkengrubber: Je nach Einstellung und Auswahl der Schare sind sie nicht nur für sehr flache Bodenbearbeitung, sondern auch für Arbeitstiefen jenseits der 10 cm geeignet. Beispiele sind der Köckerling „Allrounder Flatline“ oder Güttlers „Super Maxx Bio“. Hier steht die Einsatzvielfalt im Vordergrund.
Beide Geräte sind auch ein Beispiel für den Trend zu vielbalkigen Geräten. Die Idee dabei: Mehr Balken, weitere Abstände zwischen den Zinken, geringere Verstopfungsneigung und engere Strichabstände.
Auffällig bei den Zinkengrubbern sind die unterschiedlichen Zinkenbaubweisen. Von zwei- bzw. dreifach gewendelten Spiralfederzinken über ein- oder doppellagige Federzinken bis hin zu blattgefederten, relativ starren Zinken ist die Auswahl für den Kunden sehr groß.
Dabei gilt es, folgenden Zusammenhang zu beachten: Je breiter die Schare, desto größer ist die Anforderung an die Federkraft der Zinken, um die Tiefe und die Spur einzuhalten. Zu weiche Federn stellen das Schar bei steigendem Widerstand „auf den Kopf“, was zu einer ungleichmäßigen Arbeitstiefe führt. Hier sind eher schmale Gänsefußschare angebracht. Sehr starre Zinken vertragen dagegen auch breite Flügelschare.
Universalgrubber: Ihr Einsatzspektrum ist noch breiter. Sie sollen eine Arbeitstiefe von 3 bis 25 cm abdecken. Typische Beispiele sind die dreibalkigen Varianten Kerner „Corona C 300“ und Horsch „Terrano 3FX“. Bei ihnen müssen sehr breite Flügelschare den flächigen Schnitt sicherstellen. Ob das tatsächlich gelingt, werden Messungen zeigen, die die TU Köln auf den Feldtagen durchgeführt hat.
Wichtig bei allen Grubberbauarten sind Schare ohne Untergriff. Sie führen meist zu ungleichmäßigen Arbeitstiefen.
Scheibenwerkzeuge: Speziell für die flache Bearbeitung haben zum Beispiel Väderstad und Amazone Wellscheiben entwickelt, die ab 3 cm arbeiten sollen. Messungen des Agrartechnik-Magazins „profi“ haben gezeigt, dass sie keinen gleichmäßigen Schnitthorizont erreichen. Mit glatten Scheiben und hoher Fahrgeschwindigkeit arbeiten Kettenscheibeneggen und erreichen so große Flächenleistungen. Das Einstellen der Arbeitstiefe ist jedoch nicht möglich.
Zwei Spezialisten
Während die Zinken- und Universalgrubber ein breiteres Einsatzspektrum bieten, sind die zur Agritechnica 2023 vorgestellten Schneidgrubber „ActiCut“ sowie der Saphir „GrindStar“ echte Spezialisten für die sehr flache Bodenbearbeitung.
Das verdeutlicht schon die Produktbezeichnung. Saphir nennt den GrindStar Rotationsschleifer. Die in zwei Reihen montierten, nur durch die Fahrgeschwindigkeit angetriebenen Rotoren sollen den Boden in einer Tiefe von 0 bis 3 cm bearbeiten. Jedes Werkzeug wird von einem eigenen Parallelogramm geführt, was zu einer sehr guten Bodenanpassung führt.
Auf aktiven Antrieb der Schneidscheiben setzt hingegen 4Disc am ActiCut.
Die horizontal drehenden Scheiben schneiden den Boden bereits in 1 cm Tiefe, können nach Angaben des Herstellers aber auch bis zu 12 cm tief arbeiten. Dazu sind die Scheiben um 5° gegen die Fahrtrichtung angestellt. Drehrichtung und -geschwindigkeit der mit jeweils einem eigenen Ölmotor angetriebenen Scheiben bestimmt der Fahrer über die Schlepperhydraulik. Während die Scheiben das Abschneiden der oberirdischen Pflanzenteile übernimmt, soll der dafür neu entwickelte Striegelzinken „Turn Over“ Unkräuter zum Vertrocknen locker auf der Bodenoberfläche ablegen.