Ab 2023 sind agroforstwirtschaftliche Methoden auf Ackerland Teil der Förderung der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik (GAP). Die Bundesregierung hat in ihren im April verabschiedeten Gesetzentwurf zur Umsetzung der Agrarreform in Deutschland „die Beibehaltung einer agroforstlichen Bewirtschaftungsweise auf Ackerland“ in den Katalog der Öko-Regelungen (Eco-Schemes) aufgenommen, für die 25% der Direktzahlungen reserviert werden. Zudem bereiten einige Länder Förderprogramme für Agroforstwirtschaft in der 2. Säule vor. Dazu gehören Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz.
Was steckt hinter den Methoden der Agroforstwirtschaft? Was für Vorteile bringen sie und welche Schwierigkeiten birgt die Anlage solcher Bewirtschaftung noch? Für welche Betriebe lohnt es sich mit diesen vertraut zu machen? Damit beschäftigt sich ein Analysepapier, das die Konrad-Adenauer-Stiftung veröffentlicht hat. Autor André Algermißen bezeichnet es als ein „Plädoyer für die Agroforstwirtschaft“.
Förderung von Anlage, Vermarktung und Bekanntheit nötig
Um die Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe mit Agroforstsystemen zu erhöhen, müsse die Aufnahme in die Agrarförderung der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik (GAP) in Deutschland konsequent umgesetzt werden, heißt es darin. Zusätzlich biete sich die Einführung einer Investitionsförderung sowie eine Stärkung der Vermarktungsmöglichkeiten an. Außerdem empfiehlt der Autor eine Öffentlichkeitskampagne, um die Agroforstwirtschaft innerhalb der Landwirtschaft aber auch in der Bevölkerung bekannter zu machen.
Wiederentdeckung einer traditionellen Landnutzungsform
Unter dem Begriff der Agroforstwirtschaft werden multifunktionale Landnutzungssyteme zusammengefasst, bei denen landwirtschaftliche oder gärtnerische Kulturpflanzen zusammen mit Gehölzen auf ein und derselben Bewirtschaftungsfläche angebaut und genutzt werden. Neben landwirtschaftlichen Kulturpflanzen können Agroforstsysteme auch mit Nutztierhaltung kombiniert werden. Sie wird oft in folgende drei Kategorien unterteilt:
- Gehölze mit Ackerkulturen (silvoarable Systeme)
- Gehölze mit Nutztierhaltung (silvopastorale Systeme)
- Gehölze mit Ackerkulturen und Tierhaltung (agrosilvopastorale Systeme)
Die Agroforstwirtschaft erlebt derzeit so etwas wie eine Wiederentdeckung. Bis ins 19. Jahrhundert hinein war sie in Deutschland in Form von Hutewäldern und Streuobstwiesen verbreitet. Durch die dann folgende systematische Trennung von Land- und Forstwirtschaft verloren Agroforstsysteme jedoch an Relevanz.
Viele ökologische Vorteile
Zu den Vorteilen von Agroforstsystemen gehört, dass sie über die Kombination mit Hecken und Bäumen einen Erosions- und Windschutz bieten. Zudem ermöglichen sie den Humusaufbau in Böden und tragen zu einer Steigerung der Bodenfruchtbarkeit bei. Agroforstsysteme sorgen dafür, dass die Stickstoffeinträge in das Grundwasser sowie in Oberflächengewässer verringert werden. Das Wurzelsystem der Bäume trägt unterstützend dazu bei, dass Nährstoffe (z. B. Phosphor), Schadstoffe (z. B. Pflanzenschutzmittel) und Sedimente zurückgehalten werden. Agroforstsysteme überzeugen auch als Schattenspender. Vor dem Hintergrund steigender Temperaturen kann der Boden kühl gehalten und die Verdunstung reduziert werden. Dadurch steht den Ackerpflanzen mehr Wasser zur Verfügung und positive Effekte auf die Ernteerträge sind die Folge. Zum Klimaschutz tragen sie durch Kohlenstoffbindung in der Holzbiomasse und einem geringen CO2-Ausstoß durch die geringere Bewirtschaftungsintensität bei. Durch Agroforstsysteme können neue Biotope entstehen, die den Strukturreichtum in der Agrarlandschaft erhöhen und Rückzugsmöglichkeiten für Tiere schaffen, wodurch die biologische Vielfalt gestärkt wird.
Herausforderungen bei der Bewirtschaftung
Die vielen Vorteile der Agroforstwirtschaft dürfen laut der Analyse jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Bewirtschaftung von Agroforstsystemen mit Herausforderungen verbunden ist. Noch gehen die Bewirtschafter mit der Anlage von Agroforstsystemen ein ökonomisches Risiko ein, denn die Etablierung ist mit hohen Kosten verbunden und die Bewirtschaftung bedeutet einen zusätzlichen Mehraufwand, da in vielen Fällen manuelle Arbeit notwendig ist. Ein häufig unterschätztes Problem besteht laut der Analyse darin, dass viele Landwirtinnen und Landwirte nicht über ausreichende Kenntnisse zu Agroforstsystemen verfügen und auch die vielfältigen Produkt- und Absatzmöglichkeiten nur unzureichend bekannt sind. Die Sorge vieler Landwirtinnen und Landwirte, dass ihre Investitionen in Gehölze in wenigen Jahren als naturschutzrelevante Maßnahme definiert werden und sie durch das Beseitigungsverbot ihre Flexibilität im Umgang mit den Agroforstsystemen verlieren, stellt ebenfalls eine große Hürde dar.