Die Geflügelwirtschaft hält wiederkehrende Aussagen hinsichtlich der Belastung von Geflügelfleisch mit antibiotikaresistenten Keimen für unseriös.
„Eine vollständige Freiheit von Bakterien kann bei keinem natürlichen Lebensmittel erwartet werden“, erklärte der Geschäftsführer des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG), Wolfgang Schleicher. Dies gelte unabhängig davon, wo dieses Lebensmittel verkauft wurde und unabhängig von der jeweiligen Haltungsform oder Besatzdichte.
Schleicher regierte damit auf Ergebnisse einer Untersuchung von Lidl-Hühnerfleisch in mehreren europäischen Ländern, die unter anderem von der Albert Schweizer-Stiftung in Auftrag gegeben worden war. Danach fanden sich auf rund der Hälfte der Proben antibiotikaresistente Bakterien.
Der Vorsitzende vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Olaf Bandt, bezeichnete die Ergebnisse als „erschreckend“. Der Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung sei noch immer deutlich zu hoch.
Sensibles Produkt
Hähnchenfleisch als Naturprodukt, das nach den rechtlichen Vorgaben der EU keiner chemischen Endproduktbehandlung unterzogen werde, sei niemals keimfrei, heißt es hingegen beim ZDG. Geflügelfleisch im rohen Zustand sei ein sensibles Produkt, das eine angemessene Küchenhygiene erfordere.
Auf Initiative der Wirtschaft und des Handels gebe es seit Langem entsprechende Verbraucherhinweise auf den Verpackungen. Vollständig durchgegartes Geflügelfleisch sei grundsätzlich ein sicheres Lebensmittel.
Einsatz bei Puten und Masthähnchen rückläufig
Die Geflügelwirtschaft wisse um die Bedeutung von Antibiotikaresistenzen und stehe zu der Verantwortung, ihren Beitrag zu einer Minimierung von Resistenzen zu leisten, so der ZDG. Die Branche habe es sich zur Aufgabe gemacht, den Einsatz von Antibiotika so weit wie möglich zu reduzieren. Bereits vor mehr als zehn Jahren habe man zur Schaffung einer verlässlichen Datengrundlage die Einrichtung eines Antibiotika-Monitoring-Systems auf Ebene des QS-Systems initiiert.
Der erste Jahresbericht des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) zu Therapiehäufigkeit und Antibiotika-Verbrauchsmengen vom August 2023 zeige, dass der Antibiotika-Einsatz sowohl bei Puten als auch Masthähnchen im Berichtsjahr 2022 gesunken sei.
Auch die populationsweite Therapiehäufigkeit sei rückläufig. Allerdings gebiete es der Tierschutz, erkrankte Tiere adäquat zu behandeln, bei bakteriellen Infektionen gegebenenfalls auch mit geeigneten Antibiotika nach Antibiogramm.