Der Lebensmitteldiscounter ALDI kündigt in einer aktuellen Werbekampagne einen „#Haltungswechsel“ für mehr Tierwohl an, was beim Bayerischen Bauernverband für Unmut sorgt. Denn nach dessen Ansicht knausere ALDI auf der anderen Seite beim Tierwohl. Tierwohl sei aber nicht nur eine Frage der Haltung, sondern auch der Umsetzung und des Geldes – zu einem Haltungswechsel gehöre dementsprechend am Ende auch ein Ende der Niedrigpreise.
In einem offenen Brief an die Geschäftsleitung von ALDI Süd macht der Bayerische Bauernpräsident Walter Heidl dem Ärger seiner Mitglieder Luft: „Die bayerischen Bauernfamilien sind wütend und enttäuscht. Aldi inszeniert sich als Hüter und Unterstützer von Tierwohl in der Landwirtschaft. Tatsächlich erleben wir Aldi aber anders: Aggressive Niedrigpreisstrategien, auch für Tierwohl-Fleisch.“
BBV: ALDI nutzt Machtposition und gefährdet damit regionale Landwirtschaft
Frischfleisch soll bis 2030 nur noch aus den Haltungsformen 3 und 4 kommen. Zusätzlich hat ALDI vor wenigen Tagen angekündigt, dass bei Eigenmarken ab 2024 keine Frischmilch aus Haltungsform 1 mehr verkauft wird und die Anforderungen an die Lieferanten weiter steigen sollen. Betroffen wären insbesondere kleinere Tierhalter und Milchbauern in Süddeutschland.
Während Politik und Bauernverbände in Bayern und Baden-Württemberg in den letzten Jahren gemeinsam an Wegen gearbeitet haben, damit genau diese Betriebe ihre Tierhaltung Schritt für Schritt weiterentwickeln können, habe ALDI nun seine Machtposition ausgenutzt. Der Handelskonzern stelle Bäuerinnen und Bauern einmal mehr vor vollendete Tatsachen und gefährde damit die regionale Landwirtschaft.
Heidl fordert von ALDI angemessene Honorierung von Tierwohl
Nach zweijährigen Verhandlungen über ein branchenweites Tierwohlprogramm für Rindfleisch und Milch haben die Vertreter des Lebensmitteleinzelhandels Heidl zufolge zuletzt einen umfangreicheren Katalog an Tierwohlkriterien verhindert, da sie den Kostenausgleich für die Landwirte nicht bezahlen konnten oder wollten.
„Gleichzeitig sind aber anscheinend riesige Werbebudgets vorhanden. Das passt einfach nicht zusammen!“, sagt Heidl und fordert von ALDI eine angemessene Honorierung von Tierwohl, die Berücksichtigung der besonderen Situation kleinerer Betriebe sowie Einbeziehung aller Marktsegmente in Tierwohlprogramme, aber dafür schrittweise Entwicklungen und mehr Nebeneinander der verschiedenen Haltungsformstufen. „Das wäre ein ernsthafter gemeinsamer Weg hin zu mehr Tierwohl, der auch die kleineren Betriebe mitnehmen würde, statt sie aus dem Markt zu drängen“, so Heidl.