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Kritik

Heidl zu Aldi-Initiative: Erst vor der eigenen Tür kehren

Aldi muss sich laut Walter Heidl grundsätzlich die Frage gefallen lassen, was sie in ihrem Verantwortungsbereich unternehmen, damit die Tierhalter eine Perspektive haben.

Lesezeit: 3 Minuten

Im Sommer 2021 hat Aldi medienwirksamen ankündigt, bis 2030 sein Frischfleischangebot komplett auf Haltungsformstufe drei und vier umzustellen. Aktuell hat Aldi nachgelegt und sich in einem Positionspapier mit Forderungen an die zukünftige Bundesregierung gewandt.

BBV-Präsident Heidl beurteilt dies so: „Zwar finden sich in dem Aldi-Positionspapier auch Forderungen, die wir schon lange vehement vorantreiben, wie zum Beispiel Baurecht für Tierwohlställe vereinfachen. Grundsätzlich muss sich Aldi aber die Frage gefallen lassen, was sie in ihrem Verantwortungsbereich unternehmen, damit unsere Tierhalter eine Perspektive haben. Wenn einer der marktmächtigsten Lebensmitteleinzelhandels-Konzerne hierzu nur Forderungen an die Politik stellt, ist das unredlich! Statt mit dem Thema Tierwohl ihr eigenes Image aufzupolieren, müssen Aldi und Co. unseren Landwirten endlich einen angemessenen Preis bezahlen und konsequent auf heimische Ware setzen.“

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DBV hinterfragt "Haltungswechsel"

Ende Juni hat Aldi medienwirksam einen „Haltungswechsel“ angekündigt: Bis 2030 soll das Frischfleischangebot auf die Haltungsformkennzeichnung Stufe 3 und 4 umgestellt werden. BBV-Präsident Heidl hatte damals bereits die Glaubwürdigkeit dieser Ankündigung stark bezweifelt.



Denn bei aktuellen Projekten wie der Brancheninitiative Tierwohl (ITW) müsse die Landwirtschaft mit dem Lebensmitteleinzelhandel um jeden Zehntelcent Kostenerstattung für höhere Tierwohlforderungen heftig ringen. Dabei gehe es bei ITW um Haltungsformstufe 2. Die Anforderungen, und damit der nötige Mehrpreis, sind bei Stufe 3 und 4 noch wesentlich höher, sagt Heidl.

Aktuell haben sich der Deutsche Bauernverband, der Deutsche Raiffeisenverband und der Bundesverband Rind und Schwein in einem gemeinsamen Schreiben an Aldi Nord und Süd gewandt. Sie kritisieren, dass es bislang keine Gespräche mit den Tierhaltern dazu gegeben hat. Sie weisen darauf hin, dass ein Umstieg Investitionen von mehreren Milliarden Euro sowie die nötigen Genehmigungsverfahren erfordern würde. Dies wäre überhaupt nur verbunden mit einem angemessenen, langfristig verbindlichen Mehrpreis und einer Abnahmegarantie für die Tierhalter denkbar.

Bislang ist der Lebensmitteleinzelhandel dazu aber nicht bereit. Die ITW-Laufzeiten betragen stets nur drei Jahre. Außerdem warten seit 1. Juli 2021 ITW-Schweine an Schlachthöfen auf Abnehmer. Der Lebensmitteleinzelhandel, und damit auch Aldi, hatte gelobt, nur noch Haltungsstufe 2 zu vermarkten. Die Realität sieht anders aus. Kritisch hinterfragen die Verbände, warum sich der Haltungswechsel nur auf Frischfleisch beziehen soll. Wenn verarbeitete Produkte außen vor bleiben, muss der nötige Mehrpreis allein über das Frischfleisch gestemmt werden. Das ist mit Blick auf die tatsächliche Bereitschaft der Verbraucher, mehr zu bezahlen, völlig unrealistisch.

Eine weitere offene Flanke sehen die Verbände im System Haltungsformkennzeichnung darin, dass es keine Bindung an die hohen gesetzlichen Standards in Deutschland gibt. Schlupflöcher für ausländische Produkte sind inakzeptabel.

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