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Betrug

Honig: Fast jeder zweite Import unter Fälschungsverdacht

Vor allem Honig aus China, der Türkei und UK ist mit Vorsicht zu genießen. Von insgesamt 89 Proben aus dem „Reich der Mitte“ hat die EU-Forschungsstelle bei einer Prüfung 66 als auffällig eingestuft.

Lesezeit: 3 Minuten

Beim Kauf von Honig aus Drittländern sollten Verbraucher Vorsicht walten lassen, sofern sie Wert auf ein unverfälschtes Produkt legen. Das zeigen die Ergebnisse der Aktion „Aus den Bienenstöcken“, die jetzt von der Europäischen Kommission vorgelegt wurden.

Ziel war es, sich einen Überblick über das Ausmaß der Verfälschung von Importhonigen mit Zuckersirup zu machen. Zu diesem Zweck hat die Gemeinsame Forschungsstelle (GFS) mit Unterstützung des Europäischen Amts für Betrugsbekämpfung (OLAF) insgesamt 320 Proben aus 20 verschiedenen Drittländern untersucht, die im Zeitraum von Oktober 2021 bis Februar 2022 gesammelt wurden.

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Massig Auffälligkeiten entdeckt

Bei 147 Honigen beziehungsweise 46 % der Proben wurden laut der GFS Auffälligkeiten festgestellt, die auf Verstöße gegen die Vorgaben der EU-Honigrichtlinie hindeuten.

Nach absoluten Zahlen stammten die meisten der beanstandeten Honige aus China. Von insgesamt 89 Proben aus dem „Reich der Mitte“ wurden 66 als auffällig eingestuft; das entspricht einem Anteil von 74 %.

Nochmals höher war die Beanstandungsquote bei Einfuhren aus der Türkei und dem Vereinigten Königreich. Von den Honigen aus der Türkei fielen der GFS zufolge 14 von 15 auf; bei den Importen aus dem Vereinigten Königreich waren es alle zehn untersuchte Honige. Laut den Fachleuten liegt das möglicherweise daran, dass die Ware vor dem Transport über den Kanal noch ein weiteres Mal verarbeitet beziehungsweise verschnitten worden ist.

Anderer Sirup

Die Beanstandungsquote war bei den aktuellen Untersuchungen deutlich höher als bei einer vergleichbaren Aktion aus den Jahren 2015 bis 2017; damals waren 14 % der Proben als auffällig eingestuft worden. Nach Angaben der GFS ist das möglicherweise auf verbesserte Analysemethoden zurückzuführen.

Wie die Forschungsstelle weiter berichtete, hat sich eine in der Vergangenheit bewährte Methode, die Isotopenuntersuchungen, nicht mehr als effektiv erwiesen. Das sei ein deutlicher Hinweis darauf, dass zur Verfälschung des Honigs nicht mehr Zuckersirup aus Maisstärke oder Zuckerrohr verwendet werde, sondern stattdessen Sirup aus Reis, Weizen oder Zuckerrüben zum Einsatz komme. Zugleich unterstrichen die Fachleute, dass die Ergebnisse der Analysen nur den untersuchten Zeitraum abbildeten und nicht generalisiert werden sollten.

Herkunft wird verschleiert

Nach Angaben der Generaldirektion Gesundheit (DG SANTE) wurden bislang gegen 44 Importunternehmen Ermittlungen eingeleitet; sieben wurden sanktioniert. Im Rahmen der Aktion sei deutlich geworden, dass die Handelsunternehmen mit den Produzenten kooperierten und verschiedene Techniken einsetzten, um ihre Verstöße zu verschleiern.

Unter anderem werden der DG SANTE zufolge vor der Einfuhr Analysen bei akkreditierten Laboren angefertigt, um das Ausmaß des Zuckerzusatzes auf die Nachweisverfahren der Kontrolleure abzustimmen. Zum Einsatz kämen ferner Zusatz- und Farbstoffe, um die pflanzliche Herkunft zu verschleiern; zum selben Zweck würden Pollen entfernt und Begleitdokumente gefälscht.

Veraltete Analysemethoden

Die EU-Ausschüsse der Bauernverbände (COPA) und ländlichen Genossenschaften (COGECA) sehen sich durch die Ergebnisse in ihrer Position bestätigt. Endlich werde aufgedeckt, wie der EU-Markt von vermeintlichem Honig auf Basis von Sirup überschwemmt werde.

Um Abhilfe zu schaffen, pochen die Ausschüsse auf eine bessere Kennzeichnung von Honigmischungen, modernere Analysemethoden bei den zuständigen Behörden sowie eine Ausweitung der Kontrollen.

In dieselbe Kerbe schlug die Verbraucherorganisation foodwatch. Sie forderte die zuständigen Stellen in Deutschland auf, die Maßnahmen gegen Lebensmittelbetrug auszuweiten. Laut foodwatch bleiben die meisten Fälschungen bei Honig unentdeckt, weil die staatlichen Labore veraltete Analysemethoden verwendeten. Von 32 in Deutschland genommen Proben war laut GFS die Hälfte auffällig.

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