In Italien ist einer der größten Strafprozesse aller Zeiten zu Ende gegangen. Angeklagt war die „Mafia dei Pascoli“ oder „Mafia der Weiden“, die über eine Dekade massiv EU-Agrarsubventionen hinterzogen hat. Das Gericht der sizilianischen Stadt Patti verurteilte Anfang dieser Woche 91 von ursprünglich 101 Angeklagten zu insgesamt rund 660 Jahren Freiheitsstrafe, im Schnitt muss jeder Angeklagte also nun gut 6,5 Jahre einsitzen.
Die Mafia nutzte für ihren Milliardenbetrug den Naturpark der Nebrodi, einen Bergzug über der nordöstlich gelegenen sizilianischen Stadt Messina. Die von der Bande angewandten Methoden waren dem Gericht zufolge altbekannt: Dazu wurden Gebiete als Acker- und Weideland deklariert, obwohl dort gar keine Landwirtschaft betrieben wurde. Tatsächliche Pächter wurden eingeschüchtert und gezwungen, als Strohmänner aufzutreten. Wer sich weigerte, wurde aufs Übelste drangsaliert: Stallungen und Hof wurden in Brand gesteckt, Tiere getötet. Sobald sich die Mafiosi die Pacht unter den Nagel gerissen hatten, kümmerten sie sich nicht mehr um die Betriebe. Es ging ihnen allein um die Fördergelder.
Mit „Anti-Mafia-Zertifikat“ gegen kriminelle Umtriebe
Dieser Betrug ging mehr als ein Jahrzehnt lang gut, bis im Jahr 2013 Giuseppe Antoci zum neuen Präsidenten des 86.000 ha großen Naturparks bestellt wurde. Antoci wurde schnell klar, wer in dem Naturpark die Macht übernommen hatte. Er setzte der Mafia aber Widerstand entgegen.
Zur Wende kam es 2015, als das von Antoci ausgearbeitete Ausschreibungsprotokoll in Kraft trat. Auch für Pachtflächen im Wert unter 150 000 € musste der Teilnehmer dann ein „Anti-Mafia-Zertifikat“ vorlegen. Diese als „Antoci-Protokoll“ bekanntgewordene Regelung wurde 2016 auf ganz Sizilien erweitert. Auch ein Attentat der „Padrini“ auf seine Person brachte Antoci nicht davon ab.
EU-Gelder nur für anständige Leute bestimmt
Laut Schätzung des Naturparkpräsidenten hat die Mafia auf den Weiden der Nebrodi während der gut zehn Jahre, in denen sie dort ungehindert agieren konnte, insgesamt an die 5,5 Mio € an Agrarfördergeldern hinterzogen. Der Prozess dauerte 20 Monate. Die höchste Freiheitsstrafe, nämlich 30 Jahre, bekam der Mafiaboss Aurelio Salvatore Faranda.
Unter den Verurteilten ist auch der Bürgermeister einer der Gemeinden des Naturparks. Neben den Freiheitsstrafen wurden Besitztümer im Wert von 4 Mio Euro beschlagnahmt, außerdem 17 Betriebe. Antoci sagte nach der Urteilsverlesung: „Wir haben getan, was zu tun war. Wir haben eindeutig zu verstehen gegeben, dass die EU-Gelder nur für anständige Leute bestimmt sind und nicht für Mafia-Bosse.“
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In Italien ist einer der größten Strafprozesse aller Zeiten zu Ende gegangen. Angeklagt war die „Mafia dei Pascoli“ oder „Mafia der Weiden“, die über eine Dekade massiv EU-Agrarsubventionen hinterzogen hat. Das Gericht der sizilianischen Stadt Patti verurteilte Anfang dieser Woche 91 von ursprünglich 101 Angeklagten zu insgesamt rund 660 Jahren Freiheitsstrafe, im Schnitt muss jeder Angeklagte also nun gut 6,5 Jahre einsitzen.
Die Mafia nutzte für ihren Milliardenbetrug den Naturpark der Nebrodi, einen Bergzug über der nordöstlich gelegenen sizilianischen Stadt Messina. Die von der Bande angewandten Methoden waren dem Gericht zufolge altbekannt: Dazu wurden Gebiete als Acker- und Weideland deklariert, obwohl dort gar keine Landwirtschaft betrieben wurde. Tatsächliche Pächter wurden eingeschüchtert und gezwungen, als Strohmänner aufzutreten. Wer sich weigerte, wurde aufs Übelste drangsaliert: Stallungen und Hof wurden in Brand gesteckt, Tiere getötet. Sobald sich die Mafiosi die Pacht unter den Nagel gerissen hatten, kümmerten sie sich nicht mehr um die Betriebe. Es ging ihnen allein um die Fördergelder.
Mit „Anti-Mafia-Zertifikat“ gegen kriminelle Umtriebe
Dieser Betrug ging mehr als ein Jahrzehnt lang gut, bis im Jahr 2013 Giuseppe Antoci zum neuen Präsidenten des 86.000 ha großen Naturparks bestellt wurde. Antoci wurde schnell klar, wer in dem Naturpark die Macht übernommen hatte. Er setzte der Mafia aber Widerstand entgegen.
Zur Wende kam es 2015, als das von Antoci ausgearbeitete Ausschreibungsprotokoll in Kraft trat. Auch für Pachtflächen im Wert unter 150 000 € musste der Teilnehmer dann ein „Anti-Mafia-Zertifikat“ vorlegen. Diese als „Antoci-Protokoll“ bekanntgewordene Regelung wurde 2016 auf ganz Sizilien erweitert. Auch ein Attentat der „Padrini“ auf seine Person brachte Antoci nicht davon ab.
EU-Gelder nur für anständige Leute bestimmt
Laut Schätzung des Naturparkpräsidenten hat die Mafia auf den Weiden der Nebrodi während der gut zehn Jahre, in denen sie dort ungehindert agieren konnte, insgesamt an die 5,5 Mio € an Agrarfördergeldern hinterzogen. Der Prozess dauerte 20 Monate. Die höchste Freiheitsstrafe, nämlich 30 Jahre, bekam der Mafiaboss Aurelio Salvatore Faranda.
Unter den Verurteilten ist auch der Bürgermeister einer der Gemeinden des Naturparks. Neben den Freiheitsstrafen wurden Besitztümer im Wert von 4 Mio Euro beschlagnahmt, außerdem 17 Betriebe. Antoci sagte nach der Urteilsverlesung: „Wir haben getan, was zu tun war. Wir haben eindeutig zu verstehen gegeben, dass die EU-Gelder nur für anständige Leute bestimmt sind und nicht für Mafia-Bosse.“