In welchen Ländern ist im Labor kultiviertes Fleisch bzw. Fisch bereits zugelassen? Wo wurden entsprechende Anträge gestellt? Dieser Artikel gibt eine Übersicht, die bei neuen Entwicklungen stets aktualisiert wird.
Mai 2024, USA
Am 8. Mai 2024 hat Alabama offiziell den Verkauf und die Produktion von kultiviertem Fleisch verboten und ist damit der zweite Bundesstaat in den USA, der diese Maßnahme ergriffen hat. Gouverneur Kay Ivey unterzeichnete das neue Gesetz und sieht Strafen von bis zu drei Monaten Gefängnis und Geldstrafen von 500 Dollar vor für diejenigen, die gegen diese Bestimmungen verstoßen. Dieser Schritt folgt auf ähnliche Verbote in Florida und steht im Gegensatz zu den Genehmigungen, die Unternehmen wie Upside Foods und Good Meat in anderen Bundesstaaten für den Verkauf ihres kultivierten Hühnerfleisches erhalten haben (siehe unten). Alabama führt den Schutz der „echten“ Fleischproduktion und die Forderung nach Transparenz bei den Lebensmitteln als Hauptgründe für das Verbot an.
Singapur
Vorreiter bei der Zulassung von In-vitro-Fleisch ist Singapur. Seit 2020 darf das Unternehmen Good Meat (zu dt. Gutes Fleisch) dort kultiviertes Geflügelfleisch auf den Markt bringen.
USA
Seit Juni 2023 dürfen die Unternehmen Good Meat und Upside Foods auch in den USA Geflügelfleisch aus dem Labor vermarkten - allerdings vorerst nur in Restaurants.
Israel
Im Januar 2024 hat das israelische Gesundheitsministerium dem Unternehmen Aleph Farms die Erlaubnis für die Vermarktung von im Labor kultiviertem Rindfleisch gegeben. Zuerst sollte die Vermarktung in Restaurants starten, später dann im Einzelhandel.
Schweiz
Der erste Zulassungsantrag in Europa wurde im Juli 2023 in der Schweiz gestellt. Das israelische Unternehmen Aleph Farms hat den Antrag beim Schweizer Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) eingereicht und arbeitet dabei mit dem Lebensmittelkonzern Migros zusammen. Damals hieß es, das Antragsverfahren würde mindestens 12 Monate dauern. Im Falle einer Zulassung soll der Rindfleischersatz zuerst in der gehobenen Gastronomie angeboten werden.
Italien
Italien hat Ende 2023 Laborfleisch und irreführende Namen für Fleischersatzprodukte verboten. Das Land verbietet seit dem die Herstellung, Vermarktung und Verwendung von kultiviertem Fleisch. Auch täuschende Begriffe wie "vegane Salami" oder "pflanzenbasiertes Steak" für pflanzliche Ersatzprodukte sind verboten.
Österreich, Frankreich, Italien
Als selbsternannte "Kulinarik-Allianz" forderten Österreich, Frankreich und Italien im Januar 2024 eine breite Diskussion auf EU-Ebene, bevor Laborfleisch in der EU zugelassen werden. Die Länder fordern:
Folgenabschätzung für die strategische Autonomie und Ernährungssouveränität der EU
Faktenbasierte Informationen anstatt Greenwashing
Transparenz und klare Kennzeichnung
Niederlande
Seit Mitte 2023 können Verbraucher in den Niederlanden unter kontrollierten Bedingungen In-vitro-Fleisch verkosten. Damit ist das Land das erste in der EU, das Laborfleisch ohne Zulassung verköstigen lässt - auch wenn dieses außerhalb von "Forschungs- und Entwicklungsarbeiten" stattfindet.
In-vitro-Fisch: Singapur, USA, Israel
Laborfisch wird ähnlich in der Petrischale gezüchtet, wie das etwas bekanntere Laborfleisch. Stammzellen von beispielsweise Atlantischem Lachs bzw. der Regenbogenforelle wachsen innerhalb eines geschlossenen Fermenters in einem Nährmedium heran, teilen sich, werden mit pflanzlichen Proteinen versetzt und am Ende zu Fischstäbchen oder Fischbällchen verarbeitet.
In Singapur, in den USA und in Israel sind die Zulassungsbedingungen für kultivierten Fisch durch die zuständigen Behörden bereits definiert. Daher rechnet das Start-up Bluu Seafood Anfang 2025 mit einer ersten Zulassung in Singapur. Die USA sowie die Europäische Union sollen folgen.
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