Dass Aldi Süd letzte Woche „mineralische Mehrnährstoffdünger“ anbot, während das örtliche Lagerhaus ihnen keinen Dünger wegen „unterbrochener Lieferketten“ verkaufte, veranlasste Landwirte auf der Schönbuchtlichtung südlich von Stuttgart am Donnerstag zu einer spontanen Schlepperdemo vor der Aldi-Filiale in Weil im Schönbuch.
Symbolisch kauften die Landwirte den Dünger, um diesen dann auf den zur Lebensmittelproduktion dienenden Flächen auszubringen. „Wir wollen auch weiterhin die Bevölkerung mit gesunden Lebensmitteln in ausreichender Menge versorgen können, auch mit dem wirtschaftlichen Risiko, das existenzbedrohend werden kann“, so Landwirt Martin Schmid aus Holzgerlingen. Mit dem "zuvorkommenden und hilfsbereiten Marktleiter" und mit einigen Kunden kamen die Landwirte dabei ins Gespräch und konnten ihr Lage erläutern.
„Unverständlich, dass Dünger unabhängig von der Fläche abgegeben wird“
„Es ist für viele Bauern unverständlich, dass Dünger an die Verbraucher zu extrem günstigen Preisen und unabhängig von der Fläche abgegeben wird, während dieser für uns Landwirte auf Grund vieler gesetzlichen Bestimmungen und landesrechtlichen Verordnungen nur mit umfangreicher Dokumentation, modernster Technik und in der Ausbringungsmenge streng reglementiert verkauft wird“, heißt es in einer Pressemitteilung der Landwirte. Hinzu komme noch, dass durch die Ukraine-Krise und den immer weiter steigenden Energiehunger der Welt, es für sie dieses Jahr sehr schwierig sein wird, den Ackerfrüchten genügend Nährstoffe, für eine ausreichende und qualitativ gute Ernte, bereitzustellen.
Die Bauern kennen den Ablauf eines Jahres im Wachstum der Pflanzen genau, sind bestens ausgebildet, um die Zusammenhänge von Nährstoffbereitstellung, Jahreszeitenverlauf, Ertrag und Qualität abzuschätzen und deshalb machen wir uns um die Ernährungssicherung der Bevölkerung Gedanken, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Durch die exorbitant gestiegenen Preise für Dünger-, Diesel-, sowie aller benötigten Betriebsmittel hätten die Landwirte ein zusätzliches und großes wirtschaftliches Risiko in der Erzeugung der Lebensmittel. „Mit Dieselpreisen von jenseits der 2 €-Marke und Preissteigerungen im letzten Jahr bei Dünger (400 %), Maschinen und Ersatzteile (25 %), sonstige Betriebsmittel (20 %), können wir nicht mehr kalkulieren, sondern müssen ohne ausreichende wirtschaftliche Absicherung in Vorleistung gehen. Wenn wir jetzt nicht auf dem Acker arbeiten – können wir im Sommer nichts ernten.“