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Agrarfinanztagung

Ist Deutschland wieder der „Kranke Mann Europas“?

Der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, Prof. Moritz Schularick, hat wenig Positives zur aktuellen wirtschaftlichen Lage Deutschlands zu berichten. Aber wie geht es weiter?

Lesezeit: 3 Minuten

Deutschlands Wirtschaft macht im internationalen Vergleich eine äußerst unglückliche Figur. Beim Bruttoinlandsprodukt, beim allgemeinen Wirtschaftswachstum oder bei der Wettbewerbsposition wichtiger Industrien wie dem Autobau fallen wir zurück und Deutschland wird wieder zum „Kranken Mann Europas“. Dafür gibt es ganz klare Gründe, wenn man dem Präsidenten des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Prof. Moritz Schularick, zuhört.

„Ausgeprägte Wachstumsschwäche“

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„Wir sind in einer ausgeprägten Wachstumsschwäche“, stellte Schularick bei der Agrarfinanztagung gestern in Berlin unmissverständlich fest. Die aktuelle Wachstumsprognose zur deutschen Wirtschaft liege für 2024 bei 0,1 %, könne am Ende aber durchaus im negativen Bereich landen. Auch jenseits der kurzfristigen Lage sei die Bundesrepublik längst nicht mehr auf der Überholspur.

Doch woran liegt das? Laut Schularick hat Deutschland mehrere große wirtschaftspolitische „Wetten“ verloren. So hätten die verschiedenen Regierungen auf dauerhaft günstige russische Energie als Brückentechnologie für die Klimatransformation der heimischen Wirtschaft gesetzt. Das ist aus den bekannten Gründen gescheitert.

Dann habe die Bundesrepublik zu lange auf China als Motor des eigenen Exportwachstums gesetzt. Doch sei die Globalisierung längst in eine neue Phase eingetreten und China habe selbst mit einer alternden Gesellschaft und wirtschaftlicher Schwäche zu kämpfen. Hinzu komme, dass China sich immer stärker vom Importeur deutscher Produkte zu einem harten Wettbewerber entwickle. Das werde in den kommenden Jahren insbesondere für die deutschen Auto- und Maschinenbauer zu einem ernsten Problem, prophezeit der Ökonom. Nach seiner Einschätzung werden deshalb „wahrscheinlich nicht alle der drei deutschen Autobauer in der jetzigen Form das Jahrzehnt überleben“.

„Grotesker“ Rückstand bei der Digitalisierung

Das hat ihm zufolge viel mit einer nachlassenden Innovationskraft hiesiger Konzerne zu tun, beispielsweise bei der Entwicklung und Vermarktung von Elektrofahrzeugen. Dann attestiert Schularick der Bundesrepublik auch einen „teilweise grotesken“ Rückstand bei der Digitalisierung. Beispielsweise liegt der Glasfaserausbau in Deutschland bei gerade einmal 5,4 %, während Länder wie Südkorea, Japan oder Spanien zwischen 73 und 85 % rangieren. „Das ist nicht das Glasfasernetz, das wir brauchen, wenn wir im 21. Jahrhundert erfolgreich sein wollen“, betont der IfW-Präsident.

Er warnt auch vor den Folgen einer möglichen Neuwahl Donald Trumps zum amerikanischen Präsidenten, dessen Chancen er derzeit bei 55:45 sieht. Damit scheint eine neue Amtszeit Trumps nicht mehr ganz unwahrscheinlich – mit allen wirtschafts- und sicherheitspolitischen Folgen für die EU und Deutschland. Schularick kann insbesondere den zweiten Aspekt nicht nachvollziehen. Er hat das Gefühl, dass die deutsche Politik in den heutigen Krisenzeiten beispielsweise bei den Ausgaben für Verteidigung immer noch so agiert wie vor 20 Jahren. Das dürfte nach einer Trumpwahl so nicht mehr möglich sein.

Wie geht es wirtschaftlich weiter?

Trotz der ungünstigen Ausgangslage ist Schularick verhalten optimistisch. Das macht er insbesondere an der Europäischen Zentralbank (EZB) fest, deren Spielraum für Zinssenkungen zuletzt spürbar gewachsen ist. Das könnte laut dem Wirtschaftswissenschaftler auf mittlere Sicht wieder ein günstigeres Klima für Investitionen schaffen.

Er plädiert dafür, wirtschaftspolitisch den Fokus auf neue Industrien zu setzen statt weiter zu versuchen, "Industrien von gestern zu erhalten". Ziel müsse sein, "grüne Industrienation Nummer 1 und Digitalnation" zu werden. Dafür müssen laut Schularick Investitionsanreize in die richtigen Branchen gesetzt werden.

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