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"Klimapartner Landwirtschaft": Wie lässt sich der Kartoffelanbau optimieren?

Wie lässt sich die CO2-Bilanz im Ackerbau bei stabilen Erträgen verbessern? Diese Frage stellt sich Landwirt Heinrich Esser zusammen mit der RWZ und BASF im Projekt "Klimapartner Landwirtschaft".

Lesezeit: 5 Minuten

Als wir uns mit Landwirt Heinrich Esser an den großen Esszimmertisch im Betriebsleiterhaus setzen, um mit ihm über das Projekt "Klimapartner Landwirtschaft" zu sprechen, musste er unsere Vorstellungen korrigieren, dass vor uns ein regelrechter Klimapionier sitze. Heinrich Esser betreibteinen konventionellen Ackerbaubetrieb in Vettweiß im Rheinland.

Dabei setzt er beispielsweise sowohl auf die Mulchsaat wie auch weiterhin auf den Einsatz des Pfluges. Auch wenn er in relativ vielen Naturschutzprojekten involviert ist, ist die Rolle als Klimabetrieb für ihn noch neu. Doch das könnte sich bald ändern...

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Ackerbaulich breit aufgestellt

Heinrich Esser baut auf seinen rund 150 ha Ackerfläche zahlreiche Kulturen an. Dabei setzt er nicht allein auf Marktfrüchte wie Weizen, Gerste oder Raps. Auch der Leguminosenanbau in Form von Erbsen spielt eine Rolle. Außerdem wachsen Spargel, Erdbeeren und Kartoffeln auf seinen Äckern. Zusätzlich stehen auf einzelnen Flächen Zucchini, Kohl und Kürbisse. "Das Gemüse verkaufen wir an örtliche Supermärkte, Edeka und Rewe", beschreibt der Landwirt seinen Betrieb.

Die guten 75er- bis 85er-Böden bilden eine solide Basis für den Ackerbau- Dass der Betriebsleiter sehr versuchsfreudig ist, zeigt auch die Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum Jülich. "Wir haben auf kleinen Teilstücken in diesem Jahr Kapuzinerkresse und Saflor (Färberdistel) angebaut, was sehr untypisch für diese Region ist", meint Esser.

Außerdem ist der Ackerbauer Mitglied in einer Erzeugergemeinschaft, in der sie Getreide ohne den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln produzieren. "Einige unserer Flächen liegen im Wasserschutzgebiet. Dort wollen wir zum Schutz des Trinkwassers den Pflanzenschutz auf das Nötigste reduzieren. Über die Erzeugergemeinschaft verzichten wir beim Getreide sogar ganz darauf. Wir verkaufen die Ernte an eine örtliche Mühle und können so die Erlöse bei etwas geringerem Ertrag relativ hoch halten", sagt Esser.

Projektteilnahme eher durch einen Zufall

Doch wie kommt man nun zum Projekt "Klimapartner Landwirtschaft"? "Durch unsere Teilnahme an relativ vielen Naturschutzprojekten sind wir über die Landwirtschaftskammer NRW im Expertendialog Biodiversität und Landwirtschaft der BASF vertreten", holt Esser etwas aus. "Zu dieser Expertengruppe gehört auch die BASF. Auf der Suche nach einem Partner für ihr Projekt Klimapartner Landwirtschaft zusammen mit der RWZ sind sie an uns herangetreten."

Bei einem Vor-Ort-Termin stellten die beiden Firmen dem Landwirt ihr Projekt vor. "Es geht darum, den CO2-Ausstoß in den Kulturen Weizen und Kartoffeln zu ermitteln", erklärt uns Esser grob. Gleichzeitig will man die mögliche CO2-Bindung im Boden untersuchen und herausfinden, wie sich CO2 speichern lässt.

Es geht darum, den CO2-Ausstoß in den Kulturen Weizen und Kartoffeln zu ermitteln." - Heinrich Esser

Das Projekt ist in diesem Herbst mit der Aussaat von Winterweizen gestartet. "Im ersten Step wollen wir die Ist-Situation auf unserem Betrieb für die beiden Kulturen Winterweizen und Kartoffeln feststellen", erklärt uns Esser weiter. "Das geht über spezielle Berechnungsmodelle, bei dem der CO2-Ausstoß sowie die Bindung durch die Kulturen berechnet und in einer Bilanz gegenübergestellt werden", skizziert Esser das Vorhaben. "Danach wollen wir im zweiten Step die Auswirkungen verschiedener Dünge- und Pflanzenschutzmaßnahmen prüfen, um im dritten Step die größten Hebel für die Einsparpotenziale herauszufinden", so der Landwirt.

Konkrete Ergebnisse gibt es natürlich zum Start des Projektes noch nicht. Das Vorhaben ist über eine Dauer von zehn Jahren angelegt, um möglichst viele Ansätze prüfen zu können.

Wie und wo am besten einsparen?

"Wenn man sich Gedanken über den CO2-Ausstoß im Ackerbau macht, ist man schnell bei Stichworten wie der guten fachlichen Praxis oder dem integrierten Pflanzenschutz. Auch die wirtschaftliche Schadschwelle hat eine wichtige Bedeutung", ist sich Heinrich Esser sicher. "Alle Steuermechanismen, die es dem Landwirt ermöglichen, Kosten zu sparen, helfen auch, CO2 einzusparen."

Alle Steuermechanismen, die es dem Landwirt ermöglichen, Kosten zu sparen, helfen auch, CO2 einzusparen." - Heinrich Esser

So bringt z.B. eine eiffiziente Gülledüngung durch moderne Ausbringverfahren eine bessere Nährstoffverfügbarkeit für die Nutzpflanzen, was wiederum Mineraldünger einspart. "Generell ist CO2 im natürlichen Kreislauf der Landwirtschaft gebunden. Pflanzen brauchen es zum Wachsen, Menschen stoßen es in vielen verschiedenen Formen aus", erklärt der Landwirt. Einfach gesagt, ist die CO2-Bilanz umso besser, je weniger Kohlendioxid z.B. über den Kraftstoffverbrauch oder durch Dünger und Pflanzenschutzmittel von außen in den Kreislauf hineinkommt.

"In vielen Fällen ist es gerade die Effizienzsteigerung, die unsere CO2-Bilanz verbessert", meint Esser weiter. "Wenn wir mit weniger Input die gleiche Menge ernten, sinkt der CO2-Ausstoß pro erzeugter Einheit. Organische Dünger wie Gülle oder Mist leisten seiner Ansicht nach auch einen wichtigen Beitrag - man muss sie aber möglichst effizient einsetzen.

Einsparpotenziale sieht der Landwrit auch beim Einsatz neuer Techniken. So könnte z.B. die Spotapplikation den Pflanzenschutzmittelverbrauch senken. Eine bedarfsgerechte Düngung mit einer permanenten Messung der Inhaltsstoffe oder das Düngen nach Applikationskarten sind ebenfalls Steuermechanismen.

Dass sich eine bessere CO2-Bilanz auch mit einer verminderten Bodenbearbeitung erreichen lässt, will Esser dagegen nicht pauschal bestätigen. "Wir schauen uns die Böden vor der Bearbeitung und Saat genau an und entscheiden dann, welche Geräte zum Einsatz kommen. Manchmal ist es dann eben auch der Pflug."

Dass zusätzliche Bearbeitungsschritte eventuell die Bilanz sogar verbessern könnten, beschreibt uns der Landwirt an einem Beispiel der organischen Düngung zu Getreide: "Wir setzten im Frühjahr einen Tag nach der Gülledüngung per Schleppschuhverteiler einen Ackerstriegel auf den Flächen ein. Damit arbeiteten wir den Dünger in die Bodenoberfläche ein. Wir haben zwar keine konkreten Zahlen, das Getreide zeigte sich über den Wachstumsverlauf aber sehr vital."

Das Beispiel zeigt, dass bei den Berechnungen verschiedene Ansätze geprüft werden müssen, denn manchmal kann sogar mehr auch weniger sein.

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