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Start der Ernte 2024 Vereinfachungen für 2025 Pauschalierung

Landwirtschaft im Klimawandel

Landwirte nervös wegen Dauerregen – Rukwied sieht Ernte in Gefahr

Die ungewöhnlich starken Niederschläge mit Überschwemmungen und Staunässe belasteten den Getreidewuchs. Später kam Pilzbefall dazu und nun verzögert der Regen die Ernte.

Lesezeit: 9 Minuten

Die Landwirte stehen in den Startlöchern und wollen mit der Ernte beginnen. Die nasskalte Witterung hat die gerade begonnene Gerstenernte jedoch jäh gestoppt. Laut DBV hat das Folgen: In der am Montag vorgestellten Ernteschätzung senkt der Bauernverband die Erwartungen bei Getreide auf 42 Mio. t.

Auffällig in diesem Jahr ist der Zuwachs der Anbaufläche von Sommergetreide. Auch von Mais, Erbsen, Bohnen. Denn die starken Niederschläge sind nicht erst Thema dieses Sommers. Seit Herbst hat die Landwirtschaft mit Nässe zu kämpfen. Mancherorts konnte die Wintergerste deshalb nicht ausgebracht werden. Und dann die Spätfröste im Frühjahr – mitten in der Rapsblüte.

„Die Landwirtschaft bekommt die Auswirkungen des Klimawandels auch in diesem Jahr wieder deutlich zu spüren“, sagte DBV-Präsident Joachim Rukwied am Montag bei der Ernteauftakt-Pressekonferenz am Rande von Frankfurt. Jetzt muss schnell Sonne her. Bei Getreide entscheidet sie über die Stärke, bei der Zuckerrübe über den Zuckergehalt, schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Das sind die Qualitätsparameter.

Noch ist nichts entschieden. Bei viel Sonne und gelegentlichem Landregen könnte es mit der einen oder anderen Kultur noch was werden. Für Mais, Kartoffeln, Zuckerrüben sind die Monate Juli und August entscheidend. Doch jetzt muss es mal trocken werden.

Landwirte berichten über Ausfälle

Der SWR wollte es genauer wissen und hat Landwirt Uwe Bißbort in Windsberg (Rheinland-Pfalz) besucht. Dieser zeigt seine Felder, auf denen im Mai das Hochwasser stand. Die Saat konnte nicht angehen. Den Ausfall beziffert er mit 30 %.

"Wir haben hier normalerweise rund 750 Liter Regenwasser pro Jahr. Bislang waren es schon mehr als 1.200 Liter. Das war selbst nach den Trockenjahren viel zu viel." Bei der Gerste rechnet Bißbort mit Ausfällen von rund 60 % wegen der Nässe. Im regenreichen Mai kamen mit den ansteigenden Temperaturen dann noch verstärkt Pilzkrankheiten dazu, die Bißbort mit Pflanzenschutzmitteln bekämpfte, um zumindest seine reduzierten Erträge zu retten.

Seine Botschaft an die Verbraucher: "Ich bin mit meinen Ausfällen kein Einzelfall. Höhere Preise im Supermarkt dürfen aber nicht die Folge sein. Der Handel mit Agrarrohstoffen ist global. Das kann ausgeglichen werden", so der Landwirt. "Der Handel darf die Wetterkapriolen nicht missbrauchen, um höhere Preise durchzusetzen."

Dass dieses Jahr mehr Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden müssen, berichtet Landwirt Thomas Knecht aus Herxheim gegenüber dem SWR. "Der viele Regen im Herbst erschwerte die Aussaat des Wintergetreides und aufgrund des nassen und wechselhaften Wetters ist die Getreideernte etwas später als in den Vorjahren", so der 54-Jährige.

Auch Knecht musste sich mit vielen Pilzkrankheiten herumschlagen, deshalb brachte er dreimal Pflanzenschutzmittel aus. Normalerweise ist das nur einmal nötig. „Ohne Pflanzenschutz wäre die Ernte in diesem Jahr gefährdet gewesen. Zudem sind Schadpilze an dem Weizenkorn für Mensch und Tier auch ungesund", so Knecht. Der Landwirt erwartet in diesem Jahr ein durchschnittliches Ergebnis.

Pflanzenschutz-Werkzeugkasten nötig

Auch die Kartoffelernte leidet. Durch die feuchtwarme Witterung fand die Kraut- und Knollenfäule gute Bedingungen, sodass wegen kaum vorhandener Pflanzenschutzmittel Ernteausfälle drohten, sagte Rukwied am Montag weiter. „In Kombination mit steigenden Temperaturen lässt das vor allem das Risiko für Pilzbefall in vielen Beständen stark steigen.“

„Wir brauchen mehr im Werkzeugkasten.“ Eine weitere deutliche Reduzierung in der Verfügbarkeit von Pflanzenschutzmitteln und Wirkstoffen werde den Anbau von Getreide in Deutschland bedrohen. „Es ist dringend notwendig, dass uns Landwirten eine breite Palette von Wirkstoffen zur Verfügung steht, um einen Wechsel in der Anwendung vollziehen und so ein gutes Resistenzmanagement durchführen zu können.“

Zuletzt seien in Deutschland allerdings weniger Pflanzenschutzmittel und Wirkstoffe verfügbar gewesen, sodass der Getreideanbau in Deutschland bedroht sei.

Verband zeigt sich kämpferisch

Nicht hinnehmen will der DBV die Pläne aus dem "Zukunftsprogramm Pflanzenschutz", mit dem das grün-geführte Bundesagrarministerium die Pflanzenschutzmittel um 50 % reduzieren will. "Unser Ziel ist es, den Einsatz noch weiter zu reduzieren. Das geht aber nur über technische und innovative Lösungen und nicht über pauschale ordnungsrechtliche Vorgaben", so Rukwied.

"Der hohe Schädlings- und Pilzdruck in diesem Jahr zeigt erneut, dass es ohne Pflanzenschutzmittel nicht geht, weder im Konventionellen noch im Öko-Anbau. Die aktuellen Pläne des BMEL zum Pflanzenschutz gehen deshalb in die gänzlich falsche Richtung." Die Landwirte zeigen sich also auch für die Zukunft konfliktbereit, stellt der SWR fest.

Schwieriges Umfeld

Für die Betriebe belastend bleiben laut Rukwied die weiter steigenden Kosten für Energie und Sprit. Und wegen des höheren Mindestlohns rechne sich beispielsweise der Erdbeeranbau immer seltener. „Der ist fast doppelt so hoch wie in Spanien.“

Inakzeptabel findet der Funktionär das „Päckchen“, das die Bundesregierung kurz vor dem Deutschen Bauerntag zur Unterstützung der Landwirtschaft geschnürt habe. Das reiche bei weitem nicht, um die großen Herausforderungen zu bewältigen. Dazu gehöre auch der niedrige Weizenpreis, mit dem Russland seinen Krieg flankiert.

Neue Pflanzen ausprobieren?

Zurück zum Thema Ernte: Hier hat der WDR bei Fachleuten nachgefragt, wie Landwirte den Herausforderungen der Zukunft begegnen können. Prof. Harald Laser vom Fachbereich Agrarwirtschaft der Fachhochschule Südwestfalen betonte, dass der Klimawandel zwar auch Vorteile wie längere Vegetationsphasen mit sich bringe, unter dem Strich sei der Schaden aber höher.

Das mit Wasser gut versorgte Nordrhein-Westfalen treffe es nicht so hart wie andere Bundesländer. Aber mit Ernteeinbußen von 10 bis 20 % müsse man rechnen, so Laser gegenüber dem WDR. Man könne sich allerdings wappnen: Landwirte müssten vor allem ihre Bodenbearbeitung und die Fruchtfolgen anpassen. Nur Raps, Weizen und Gerste sei zu wenig - es brauche mehr Sorten.

Laser rät dazu, deutlich weniger zu pflügen und für mehr organisches Leben im Boden zu sorgen: "Es wird in Zukunft weniger Wasser geben, es wird trockener sein - wie gehen wir damit um." Das ist laut Laser die entscheidende Frage. Die Antwort sei ein Boden, der Wasser gut aufnimmt und auch halten kann. Dafür brauche er vor allem viele Regenwürmer und eine dicke Humusschicht. "Eine vernünftige Humuswirtschaft ist das A und O", sagt Laser.

Martin Schädler, Ökologe am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, rät den Landwirten zu genügsameren Pflanzen. So mag der "anspruchsvolle Weizen" weder regenarme noch regenreiche Jahre. "Roggen ist der genügsame kleine Bruder. Man muss davon abgehen, sich am Weizen zu orientieren. Wir werden nicht aus weniger Wasser mehr Biomasse machen. Da wird kein biologisches Wunder geschehen." Also müsse man auf trockenresistentere Arten setzen, so Schädler.

Dr. Kirsten Florentine Weber vom Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage bringt derweil den Sojaanbau ins Gespräch, der sich zunehmend lohne. Und die Landwirtschaftskammer ergänzt, dass Betriebe immer wieder neue Wege und Kulturen im Anbau ausprobieren. So seien in NRW bereits Melonen angebaut worden.

Und so wird das Agrarwetter diese Woche

Aktuell sorgt Tiefdruckeinfluss bis auf Weiteres für unbeständiges Wetter. Dabei gelangen mäßig warme Luftmassen vom Atlantik nach Deutschland.

Am Mittwoch gibt es im Osten und Nordosten viele Wolken, zeitweise etwas Sonne, es ist aber meist trocken. Sonst meist stark bewölkt oder bedeckt, von Westen in die Mitte ausgreifend schauerartiger Regen, im Süden gebietswese ganztägig regnerisch, dort am Nachmittag vereinzelt geringe Gewittergefahr. Tageshöchstwerte zwischen 15 und 20 Grad. Mäßiger, an den Küsten zeitweise böiger Wind aus westlichen Richtungen.

In der Nacht zum Donnerstag weiterhin stark bewölkt und gebietsweise etwas Regen. Im äußersten Osten und im Südwesten meist trocken. Tiefstwerte 14 bis 7 Grad. Mäßiger, im Nordwesten frischer Südwestwind, an der Küste und in den Hochlagen starke bis stürmische Böen.

Donnerstag

Am Donnerstag zeitweise stark bewölkt und von West nach Ost Durchzug von teils kräftigem Regen. Nach Norden zu vereinzelt Gewitter. Im äußersten Süden wechselnd bis stark bewölkt und nur einzelne Schauer. Vorab und nachfolgend einige Auflockerungen mit sonnigen Abschnitte und überwiegend trocken. Im Nordseeküstenumfeld am Abend einzelne Schauer und Gewitter. Höchsttemperatur 17 bis 22 Grad. Frischer Wind aus Südwest, später auf West drehend. Gebietsweise stark böig, im Bergland, an der Nordsee und bei kräftigen Schauern und Gewittern teils Sturmböen.

In der Nacht zum Freitag an Nord- und Ostsee wechselnd bewölkt und anhaltende Schauer- und Gewittertätigkeit, sonst kaum noch Schauer und teils größere Auflockerungen. Tiefsttemperatur 13 bis 8 Grad, im Bergland bis 6 Grad. An den Küsten weiterhin windig bis stürmisch, sonst rasch nachlassender Südwestwind.

Freitag

Am Freitag im Norden viele Wolken und gebietsweise Schauer oder schauerartiger Regen, vereinzelt Gewitter. Sonst oft wolkig, nach Süden zu heiter und meist trocken. Höchstwerte im Norden 16 bis 19 Grad, sonst 20 bis 24, im Süden örtlich bis 25 Grad. Mäßiger bis frischer Südwestwind, an den Küsten und auf den Bergen teils stürmische Böen.

In der Nacht zum Samstag an der Nordsee, später auch im Nordwesten und Westen stark bewölkt und weitere Schauer sowie einzelne Gewitter. Sonst häufig gering bewölkt und trocken. Tiefstwerte 16 bis 9 Grad. An den Küsten und auf den Bergen weiterhin starke bis stürmische Böen.

Samstag

Am Samstag im Osten und Süden noch länger freundlich. Sonst von Westen schauerartige Regenfälle, am Nachmittag teils kräftige Gewitter. Später auch im Westen Wetterberuhigung. Höchstwerte 20 bis 25, im Südosten lokal bis an die 30 Grad. An der Nordsee meist unter 20 Grad. Mäßiger, zeitweise böig auffrischender Wind aus Südwest bis West.

In der Nacht zum Sonntag vom Süden bis in die Lausitz stark bewölkt und teils länger anhaltende Regenfälle, anfangs örtlich noch gewittrig. An der See lokale Schauer. Sonst aufgelockert und trocken. Abkühlung auf 14 bis 8 Grad.

Sonntag

Am Sonntag von den Alpen bis zum Bayerischen Wald noch teils kräftige Regengüsse. Sonst von vereinzelten Schauern abgesehen meist trocken bei einem Wechsel aus Sonne und Wolken bei angenehmen 19 bis 24 Grad. Schwacher bis mäßiger Wind aus westlichen Richtungen.

In der Nacht zum Montag auch im äußersten Südosten allmählich nachlassende Regenfälle. Sonst oft locker bewölkt und trocken. Temperaturrückgang auf 14 bis 9 Grad.

Montag

Am Montag Mix aus Sonne und Wolken. Am ehesten im Nordwesten und an den Alpen örtlich Schauer oder Gewitter. Mit 22 bis 27 Grad wieder etwas wärmer. Meist schwacher Südwestwind. In der Nacht zum Dienstag Tiefstwerte 16 bis 10 Grad.

Trend ab 9. Juli

Aus Süden zunehmend sonnig und heiß. Nur vereinzelte Gewitter, dann aber wieder mit Unwetterpotential.

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