top agrar-Chefredakteur zur Agritechnica: Landwirte sollten selbstbewusster auftreten
„Unsere Branche darf auch mal stolz sein auf das, was sie kann“, sagt Guido Höner. Die Agritechnica zeigt, was die Landwirtschaft leistet und wie sie für die aktuellen Herausforderungen Lösungen anbietet.
Ein Kommentar von top agrar-Chefredakteur Guido Höner:
Okay, das ist vielleicht etwas abgegriffen. Trotzdem kam mir der Wahlspruch von Obama in den Sinn, als wir die Neuheiten zur Agritechnica recherchiert haben. Ist es nicht mal an der Zeit, dass unsere Landwirtschaft viel offensiver sagen sollte: Yes, we can – anstatt was wir nicht wollen, oder was alles nicht geht?
Ist es wirklich bei den Bürgerinnen und Bürgern angekommen, wie präzise, effizient und schonend wir mittlerweile wirtschaften können? Und dass wir damit weltweit auf den vordersten Plätzen rangieren – übrigens gerade auch, was die Klimaeffizienz angeht.
Beispiel Bodenbearbeitung: Die Witterung der letzten Jahre war eine echte Herausforderung. Deshalb gibt es Geräte, die von ultraflach bis tief alles abdecken und sich flexibel anpassen. Die konventionelle Landwirtschaft hat vom Bioanbau gelernt. Hybride Konzepte kombinieren die mechanische Unkrautbekämpfung mit einer Bandspritzung; der Mittelaufwand pro Hektar sinkt rapide.
Beispiel Gülledüngung: Mich ärgert, dass bei Fotos in der allgemeinen Presse meist Prallteller zu sehen sind, wenns um Gülle geht. Wir müssen erklären, dass wir Gülle und Co. heute bedarfsgerecht und bodennah ausbringen. Dass der so eingesetzte Wirtschaftsdünger absolut positiv für den Boden ist und Nährstoffkreisläufe schließt.
Beispiel Pflanzenschutz und mineralische Düngung: Auch wenn nicht direkt alle auf das noch sehr teure Spotspraying umsteigen können, also auf die Unkrauterkennung per Kamerasystem am Spritzgestänge – viele Betriebe nutzen bereits Biomassekarten aus dem All, digitale Bodenproben, Applikationskarten. Die Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln und Düngern ist immer mehr auf den Punkt. Das kann heute fast jede Spritze, jeder Streuer mit Isobus.
Ja, ich weiß, die genannten Ansätze sind teils kostspielig und passen derzeit vielleicht nur auf wenige Betriebe. Das hat aber mein Onkel auch gesagt, als sein Nachbar vor 45 Jahren den Traktor mit Allrad und Kabine bekommen hat. Heute sind Schlepper Standard, die auf Lkw-Niveau fahren. Wer erinnert sich noch an die bange Frage, ob sich der Maisberg überhaupt verdichten lässt, als der Dreireiher aufs Feld fuhr?
Nach vier Jahren ist endlich wieder Agritechnica. Auch wenn gerade die Lage in der Welt sehr angespannt ist und die Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft in Deutschland teils unsicher sind – unsere Branche darf auch mal stolz auf das Erreichte und die Möglichkeiten sein. Viel Kritik an der Landwirtschaft fußt auf Fehlern in den 70er- bis 90er-Jahren. Deshalb sollten wir viel offensiver sagen: Wir haben verstanden! Und das hier sind unsere Lösungen. Oder griffiger: Yes, we can!
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Ein Kommentar von top agrar-Chefredakteur Guido Höner:
Okay, das ist vielleicht etwas abgegriffen. Trotzdem kam mir der Wahlspruch von Obama in den Sinn, als wir die Neuheiten zur Agritechnica recherchiert haben. Ist es nicht mal an der Zeit, dass unsere Landwirtschaft viel offensiver sagen sollte: Yes, we can – anstatt was wir nicht wollen, oder was alles nicht geht?
Ist es wirklich bei den Bürgerinnen und Bürgern angekommen, wie präzise, effizient und schonend wir mittlerweile wirtschaften können? Und dass wir damit weltweit auf den vordersten Plätzen rangieren – übrigens gerade auch, was die Klimaeffizienz angeht.
Beispiel Bodenbearbeitung: Die Witterung der letzten Jahre war eine echte Herausforderung. Deshalb gibt es Geräte, die von ultraflach bis tief alles abdecken und sich flexibel anpassen. Die konventionelle Landwirtschaft hat vom Bioanbau gelernt. Hybride Konzepte kombinieren die mechanische Unkrautbekämpfung mit einer Bandspritzung; der Mittelaufwand pro Hektar sinkt rapide.
Beispiel Gülledüngung: Mich ärgert, dass bei Fotos in der allgemeinen Presse meist Prallteller zu sehen sind, wenns um Gülle geht. Wir müssen erklären, dass wir Gülle und Co. heute bedarfsgerecht und bodennah ausbringen. Dass der so eingesetzte Wirtschaftsdünger absolut positiv für den Boden ist und Nährstoffkreisläufe schließt.
Beispiel Pflanzenschutz und mineralische Düngung: Auch wenn nicht direkt alle auf das noch sehr teure Spotspraying umsteigen können, also auf die Unkrauterkennung per Kamerasystem am Spritzgestänge – viele Betriebe nutzen bereits Biomassekarten aus dem All, digitale Bodenproben, Applikationskarten. Die Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln und Düngern ist immer mehr auf den Punkt. Das kann heute fast jede Spritze, jeder Streuer mit Isobus.
Ja, ich weiß, die genannten Ansätze sind teils kostspielig und passen derzeit vielleicht nur auf wenige Betriebe. Das hat aber mein Onkel auch gesagt, als sein Nachbar vor 45 Jahren den Traktor mit Allrad und Kabine bekommen hat. Heute sind Schlepper Standard, die auf Lkw-Niveau fahren. Wer erinnert sich noch an die bange Frage, ob sich der Maisberg überhaupt verdichten lässt, als der Dreireiher aufs Feld fuhr?
Nach vier Jahren ist endlich wieder Agritechnica. Auch wenn gerade die Lage in der Welt sehr angespannt ist und die Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft in Deutschland teils unsicher sind – unsere Branche darf auch mal stolz auf das Erreichte und die Möglichkeiten sein. Viel Kritik an der Landwirtschaft fußt auf Fehlern in den 70er- bis 90er-Jahren. Deshalb sollten wir viel offensiver sagen: Wir haben verstanden! Und das hier sind unsere Lösungen. Oder griffiger: Yes, we can!