Durch den Einsatz organischer Dünger wie Stallmist und Rindergülle kann Mineraldünger eingespart werden. Doch wieviel mineralischer Stickstoff lässt sich konkret einsparen und welche Rolle spielt dabei die Anwendungsdauer? Beantworten lässt sich das nur mit langjährigen Feldversuchen. Auf einem Feldstück im Landkreis Fürstenfeldbruck untersucht die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) in Zusammenarbeit mit den Bayerischen Staatsgütern (BaySG) seit 1984 die Wirkung von organischen Düngern. Dabei werden 50 verschiedene Kombinationen aus organischer und mineralischer Stickstoffdüngung in dreifacher Wiederholung getestet. Der sogenannte Internationale Organische Stickstoffdauerversuch (IOSDV) zeigt laut LfL, dass durch die Düngung mit Rindergülle sowie langjährigem Stallmisteinsatz in der Fruchtfolge der Ertrag signifikant gesteigert bzw. der Aufwand an mineralischem N-Dünger deutlich reduziert werden kann.
Knapper Mineraldünger, begehrter organischer Dünger
Wie es in einer Mitteilung der LfL heißt, werde der Wert der organischen Düngung gern unterschätzt. Gleichzeitig sei die Langzeitwirkung organischer Dünger nicht so einfach bewertbar. Stark gestiegene Preise für Mineraldünger und deren zeitweilig knappe Verfügbarkeit rücken den Wert der organischen Düngung nun wieder stärker in den Vordergrund. Die Düngeverordnung setzt dabei eine Mindestwirksamkeit von organischen Düngern an, die im landwirtschaftlichen Betrieb bei den jährlichen schriftlichen Düngebedarfsberechnungen der einzelnen Kulturen berücksichtigt werden muss.
Versuch in Silomais, Winterweizen und Wintergerste
Im Versuch werden neben der Wirkung von unterschiedlichen Düngungskombinationen auf die Entwicklung der Bodenfruchtbarkeit (Ertrag, Qualität, Humusgehalt, N-Mineralisation) bei einer dreigliedrigen Fruchtfolge aus Silomais, Winterweizen und Wintergerste auch die Wirkung der organischen Düngung im Vergleich zur mineralischen Düngung untersucht. Um die Ertragsergebnisse der verschiedenen Fruchtarten miteinander vergleichen zu können, wurden die Erträge in sogenannte Getreideeinheiten (GE) umgerechnet.
In der Auswertung von 36 Versuchsjahren ist auf den ersten Blick der Trend erkennbar, dass sich die Ertragsabstände sowohl innerhalb als auch zwischen einzelnen Düngungsvarianten mit zunehmender Versuchsdauer vergrößert haben bzw. die Erträge durch die Düngung gestiegen sind. Dabei konnte bei Verzicht auf eine mineralische Stickstoffdüngung durch ausschließliche Düngung mit Rindergülle ein niedriges Ertragsniveau langfristig nicht nur gehalten, sondern sogar gesteigert werden.
Die höchste Stickstoffausnutzung des durch Rindergülle ausgebrachten Stickstoffs wurde sowohl in der Gesamtwirkung als auch in der Wirkung im Anwendungsjahr innerhalb der dreijährigen Fruchtfolge zu Silomais erzielt. Dabei können im Mittel im Anwendungsjahr bis zu 64 % und unter Berücksichtigung der Stickstoffnachlieferung bis zu 72 % an Mineraldüngerstickstoff eingespart werden.
Mineralischer Stickstoff einsparbar
Die Düngevarianten mit Stallmist belegen laut LfL, dass über die Fruchtfolge gesehen gegenüber einer rein mineralischen Stickstoffdüngung im Mittel pro 100 Kilogramm mit Rindermist ausgebrachtem Gesamtstickstoff 24 kg bzw. nach 36 Jahren 35 kg mineralischer Stickstoff eingespart werden können, um den gleichen Ertrag zu erzielen.
Organische Dünger entfalten ihre Düngewirkung über mehrere Jahre. Dies berücksichtigt die Düngeverordnung, indem sie für die Düngergabe im Anwendungsjahr eine sogenannte Mindestwirksamkeit ausgibt. Diese wird anhand des im Dünger enthaltenden Gesamtstickstoff berechnet und bei der Düngeplanung der jeweiligen Kultur berücksichtigt. Zugleich muss auch die organische Düngewirkung aus dem Vorjahr anteilig angesetzt werden.
Die nach Düngeverordnung bei der Düngebedarfsermittlung anzusetzende Mindestwirksamkeit von Rinderstallmist wurde im Versuch jedoch nicht bzw. erst nach sehr langer Anwendungsdauer erreicht.
Bei Rindergülle konnte die Mindestwirksamkeit im untersuchten Versuchszeitraum bei Mais im Anwendungsjahr sowie bei Mais und Weizen in der Gesamtwirkung (inklusive Stickstoffnachlieferung aus den Vorjahren) erreicht werden. Auch die im Versuch ermittelte durchschnittliche Stickstoffnachlieferung von 12 Prozent langjähriger Gülledüngung bestätigt die nach Düngeverordnung gesetzten Vorgaben.