Marahrens: Agrarwirtschaft sollte den Wandel aktiv gestalten
Der niedersächsische Agrar-Staatssekretär wirbt für „neue Denkansätze“, sowohl bei Erzeugung als auch Konsum. Vermeidung von Lebensmittelverschwendung hat für ihn auch eine ethische Komponente.
Klimawandel und Artensterben, aber auch viele andere Krisen erhöhen den Anpassungsdruck in der Landwirtschaft, ob auf dem Acker oder im Stall. Die Agrarwirtschaft sei gut beraten, den Wandel aktiv zu gestalten, statt nur zu reagieren, empfahl der Staatssekretär im Hannoverschen Landwirtschaftsministerium, Dr. Michael Marahrens, zum Auftakt der Zukunftswerkstatt der niedersächsischen Land- und Ernährungswirtschaft am Mittwoch in Berlin. Im Mittelpunkt der auch in diesem Jahr von der Niedersächischen Marketinggesellschaft ausgerichteten Veranstaltung standen „Perspektiven für eine Lebensmittelproduktion in globaler Verantwortung“.
Landwirte stärker an Wertschöpfung beteiligen
Marahrens wirbt für „neue Denkansätze“, sowohl bei Erzeugung als auch Konsum. Die mit nachhaltigerer Agrarproduktion verbundenen höheren Kosten – ebenso wie eine absehbar schrumpfende Tierhaltung – bedingten dabei eine stärkere Beteiligung der Landwirte an der Wertschöpfung, stellte klar. Er wünscht sich zudem im Außenhandel mehr Tierwohl und würde Tiere lieber hierzulande halal schlachten als Lebendtiere in Drittländer mit unbekannten Tierschutzbedingungen zu exportieren.
GAP als Motor von Veränderungen nutzen
Genauso wichtig für eine besser angepasste Ernährung nach Marahrens Überzeugung eine bessere Ernährungsbildung in der Bevölkerung und die konsequente Vermeidung von Lebensmittelabfällen. Für jedes Nutztier, das nicht verzehrt werde, fehle die ethische Begründung für dessen Schlachtung, gab der studierte Tiermediziner zu bedenken.
Als Motor dieser Veränderungen sieht er auf landwirtschaftlicher Ebene die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP). Deren Förderung müsse künftig stärker auf Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz ausgerichtet werden. In der Landwirtschaft müsse zudem der Input von Dünger und Pflanzenschutz runter, ohne dass die Produktivität leide. Hier kommen für den Staatssekretär technische Innovationen ins Spiel.
Brandenburg: Mehr Kreislaufwirtschaft und Nährstoffrückgewinnung
Das sieht auch der Staatssekretär im Bundesforschungsministerium, Mario Brandenburg, so. Er räumte ein, dass der Transfer von Wissen und Know-how in der Landwirtschaft schwerer sei, als beispielsweise in der digitalen Welt. Dennoch stünden Politik und Agrarwirtschaft vor der Aufgabe, die Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit landwirtschaftlicher Systeme deutlich zu verbessern.
Mehr Nachhaltigkeit, Klima- und Artenschutz bedeutet für Brandenburg jedoch nicht die Konzentration auf den Ökolandbau, denn dieser könne allein für sich nicht für Ernährungssicherheit sorgen, betonte der FDP-Politiker. Er denkt dabei eher an Kreislaufwirtschaft und die Rückgewinnung von Nährstoffen, beispielsweise aus Kläranlagen.
Agrosysteme der Zukunft sind technologieoffen
Auf dem Acker müsse die Effizienz ebenfalls steigen, so Brandenburg. Dies könne durch alternative Anbausysteme, Präzisionslandwirtschaft oder vernetzte Produktionssysteme geschehen. Die „Agrosysteme der Zukunft“ seien jedenfalls unkonventionell und technologieoffen, meint der Staatssekretär. Er plädiert in diesem Zusammenhang für eine offene Diskussion um die Chancen und Risiken der Neuen Züchtungstechnologien.
Hinweis:
Bitte aktivieren Sie Javascipt in Ihrem Browser, um diese Seite optimal nutzen zu können
Zum Lesen dieses Artikels benötigen Sie ein top agrar Abonnement
Klimawandel und Artensterben, aber auch viele andere Krisen erhöhen den Anpassungsdruck in der Landwirtschaft, ob auf dem Acker oder im Stall. Die Agrarwirtschaft sei gut beraten, den Wandel aktiv zu gestalten, statt nur zu reagieren, empfahl der Staatssekretär im Hannoverschen Landwirtschaftsministerium, Dr. Michael Marahrens, zum Auftakt der Zukunftswerkstatt der niedersächsischen Land- und Ernährungswirtschaft am Mittwoch in Berlin. Im Mittelpunkt der auch in diesem Jahr von der Niedersächischen Marketinggesellschaft ausgerichteten Veranstaltung standen „Perspektiven für eine Lebensmittelproduktion in globaler Verantwortung“.
Landwirte stärker an Wertschöpfung beteiligen
Marahrens wirbt für „neue Denkansätze“, sowohl bei Erzeugung als auch Konsum. Die mit nachhaltigerer Agrarproduktion verbundenen höheren Kosten – ebenso wie eine absehbar schrumpfende Tierhaltung – bedingten dabei eine stärkere Beteiligung der Landwirte an der Wertschöpfung, stellte klar. Er wünscht sich zudem im Außenhandel mehr Tierwohl und würde Tiere lieber hierzulande halal schlachten als Lebendtiere in Drittländer mit unbekannten Tierschutzbedingungen zu exportieren.
GAP als Motor von Veränderungen nutzen
Genauso wichtig für eine besser angepasste Ernährung nach Marahrens Überzeugung eine bessere Ernährungsbildung in der Bevölkerung und die konsequente Vermeidung von Lebensmittelabfällen. Für jedes Nutztier, das nicht verzehrt werde, fehle die ethische Begründung für dessen Schlachtung, gab der studierte Tiermediziner zu bedenken.
Als Motor dieser Veränderungen sieht er auf landwirtschaftlicher Ebene die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP). Deren Förderung müsse künftig stärker auf Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz ausgerichtet werden. In der Landwirtschaft müsse zudem der Input von Dünger und Pflanzenschutz runter, ohne dass die Produktivität leide. Hier kommen für den Staatssekretär technische Innovationen ins Spiel.
Brandenburg: Mehr Kreislaufwirtschaft und Nährstoffrückgewinnung
Das sieht auch der Staatssekretär im Bundesforschungsministerium, Mario Brandenburg, so. Er räumte ein, dass der Transfer von Wissen und Know-how in der Landwirtschaft schwerer sei, als beispielsweise in der digitalen Welt. Dennoch stünden Politik und Agrarwirtschaft vor der Aufgabe, die Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit landwirtschaftlicher Systeme deutlich zu verbessern.
Mehr Nachhaltigkeit, Klima- und Artenschutz bedeutet für Brandenburg jedoch nicht die Konzentration auf den Ökolandbau, denn dieser könne allein für sich nicht für Ernährungssicherheit sorgen, betonte der FDP-Politiker. Er denkt dabei eher an Kreislaufwirtschaft und die Rückgewinnung von Nährstoffen, beispielsweise aus Kläranlagen.
Agrosysteme der Zukunft sind technologieoffen
Auf dem Acker müsse die Effizienz ebenfalls steigen, so Brandenburg. Dies könne durch alternative Anbausysteme, Präzisionslandwirtschaft oder vernetzte Produktionssysteme geschehen. Die „Agrosysteme der Zukunft“ seien jedenfalls unkonventionell und technologieoffen, meint der Staatssekretär. Er plädiert in diesem Zusammenhang für eine offene Diskussion um die Chancen und Risiken der Neuen Züchtungstechnologien.