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Mehr Kühe, weniger Arbeit: So gelang Familie Feiner der Umbau des Anbindekuhstalls

Wie es Familie Feiner gelang, ihren Milchviehbestand trotz beengter Hoflage mit einer gelungenen Umbaulösung aus der Anbindehaltung zu führen und die Herde aufzustocken.

Lesezeit: 6 Minuten

Der konventionelle Milchviehbetrieb von Anita und Johann Feiner befindet sich in Strallegg in der Steiermark (Österreich) auf 850 m Höhe und wird im Nebenerwerb geführt. Die tägliche Arbeit meistert Johann Feiner überwiegend allein. Seine Frau Anita ist die Bürgermeisterin der Gemeinde, aber hilft im Betrieb mit, wo immer es möglich ist.

Durch den Umbau gelang es dem Ehepaar, nicht nur die Arbeitsbelastung zu senken, sondern auch den Kuhbestand aufzustocken und ihren Tieren höchsten Komfort zu ermöglichen. Die Umbaulösung der Familie Feiner ist eines von mehreren Dutzend Beispielen aus dem EIP-Projekt „Berg-Milchvieh“. Finanziell unterstützt wurde das Projekt durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds (ELER) sowie das LE-Programm des österreichischen Landwirtschaftsministeriums.

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Große Arbeitsbelastung

Die Ausgangssituation am Betrieb Feiner war ein typischer zweireihiger Anbindestall mit einem zentralen Mistgang, Kurzstandsystem mit Rost und Schwemmkanal und zwei wandständigen Futtergängen. Die Jungrinder wurden ausschließlich per Hand entmistet. Die Kühe kamen außerdem zur Brunstbeobachtung jeden Tag in den Auslauf und mussten abends wieder eingestallt werden.

Die damals 14 Milchkühe und weibliche Nachzucht in Anbindehaltung forderten den vollen Körpereinsatz. Die tägliche Stallarbeit benötigte über 5,5 Stunden Zeit. Trotzdem konnte kein zufriedenstellender Tierkomfort erreicht werden. Wenig Licht und Luft, kaum Platz – hierfür galt es eine Lösung zu finden.

„Unser Ziel beim Stallbau war ein hoher Kuhkomfort und die Arbeitserleichterung bei sämtlichen Abläufen. Wir wollten außerdem so viel Licht in den Stall bringen, dass wir am Tag ohne künstliches Licht auskommen“, berichtet Johann Feiner.

Auf Neubau und Anbau folgte Umbau

Zusätzlich musste bei der Planung einerseits die steile Hoflage und andererseits eine bestehende Güllegrube mitberücksichtigt werden. Das jetzt vorliegende Ergebnis zeugt von Präzisionsarbeit!

Aufgrund der beengten Hofstelle musste der Altbestand integriert und umgebaut werden. Das Projekt konnte nur in zwei Bauabschnitten umgesetzt werden: zuerst Neubau und Anbau, danach der Umbau. Im Winter 2017 wurde Bauholz im eigenen Wald geschlagen. Dann kam der erste Bauabschnitt mit dem An- und Neubau des einreihigen Milchviehlaufstalls mit dem 2 x 2er-Autotandem-Melkstand, der Milchkammer und dem Abkalbebereich.

Im zweiten Bauabschnitt im Jahr 2018 baute Familie Feiner den alten Stall für das Jungvieh um. „Bei der Stallarbeit mussten wir ein Jahr lang improvisieren, der Futtertisch war teilweise nur einen halben Meter breit“, erzählt Johann Feiner.

Einreihige Liegeboxenreihe plus Tandemmelkstand

Beim Umbau musste die vorgebaute Milchkammer dem Anbau des Abkalbe- und Kälberbereichs weichen. Auf der Längsseite bauten Feiners einen Laufgang und eine einreihige Liegeboxenreihe für 20 Milchkühe sowie den neuen Doppel-Zweier-Tandemmelkstand und die Milchkammer samt Büro, Technikraum und WC an.

Der Anbau ist auf der Längsseite neben den Liegeboxen bis auf den Boden offen und kann mit Curtains geschützt werden. So bekommen die Kühe beim Liegen im Kopfraum ausreichend Licht und Luft.

Durch die einreihige Bauweise ließ sich der direkte Abwurf der Gülle in die Güllegrube mit einem Schieber leichter umsetzen. Zudem ersparte die schmale Bauweise unnötig hohe Stützmauern im schwierigen Gelände.

Schräge Decke über dem Futtertisch

Eine Besonderheit des Stalles ist die schräge Decke über dem Futtertisch. Dabei handelt es sich nicht um eine Dachschräge, sondern um eine speziell zur besseren Belichtung und Luftführung angehobene Decke im Altgebäude. Denn der alte Stall war niedrig, finster und schlecht durchlüftet. Nun herrschen im gesamten Stallinneren, auch im Jungviehbereich, beste Licht- und Luftverhältnisse.

Im Stall und im Melkstand sind die planbefestigten Böden mit Gummi ausgelegt. Zum Fressen stehen die Tiere auf erhöhten Fressständen. An rund 90 Tagen im Jahr lässt Feiner seine Kühe auf die Weide. Vom Laufgang aus gelangen die Kühe direkt auf den großzügigen Auslauf und von dort aus auf die Weide.

„Der optimale Tierkomfort bringt weniger Probleme. Die Tiere fühlen sich wohl und sind gesund“, berichtet der Milcherzeuger. „Das bringt den Erfolg und motiviert mich. Jetzt ist die Arbeit bewältigbar, auch wenn nur eine Arbeitskraft am Betrieb verfügbar ist.“ Trotz des größeren Kuhbestands nach dem Umbau konnte die tägliche Arbeitszeit für die komplette Stallarbeit deutlich auf 3,8 Stunden pro Tag gesenkt werden.

Die Investitionskosten für den Umbau teilen sich in 250.000 € für den Milchviehstall und 70.000 € für den Jungviehbereich auf. Damit ergeben sich Investitionskosten je Kuhplatz (inkl. Nachzucht) von 14.600 € ohne bzw. 1.600 € mit Berücksichtigung der Investitionsförderung.

Weniger Beton, mehr Luft

„Der Stallumbau soll leistbar und finanzierbar sein, hier kann man durch Eigenleistung sehr viel sparen. Damit sich die Tiere wohlfühlen, muss der Stall nicht teuer sein! Stichwort: Weniger Beton – mehr Luft und Licht“, ist Johann Feiner überzeugt.

„Die Planungsphase ist entscheidend, man sollte sich dafür genug Zeit nehmen. Bei grundlegenden Entscheidungen sollte man sich aber auch nicht zu viel dreinreden lassen, sondern für sich selbst definieren, was wichtig ist und Prioritäten setzen.“ Die gewonnene Arbeits- und Lebensqualität und das Tierwohl zeigen, dass Johann Feiner die richtigen Entscheidungen getroffen hat.




Österreich: Druck auf Anbindehalter steigt

Das Ende der Anbindehaltung kommt in Österreich früher als geplant. Denn im Sommer letzten Jahres hat die Agrarmarkt Austria (AMA) beschlossen, dass ab 2023 Milch und Milchprodukte mit dem AMA-Gütesiegel nicht mehr aus Betrieben mit dauernder Anbindehaltung stammen dürfen. Seit Herbst 2022 gilt das bereits für Rindfleisch und Rindfleischprodukte. Die AMA, eine Körperschaft des öffentlichen Rechts, ist in unserem Nachbarland nicht nur für das Marketing für Agrarprodukte zuständig, sondern auch für die Entwicklung und Anwendung von Qualitätsrichtlinien für agrarische Produkte.

Damit sind rund 8.500 rinderhaltende Betriebe in Österreich, die derzeit noch in Anbindehaltung wirtschaften, gezwungen, sobald wie möglich auf Kombinations- bzw. Laufstallhaltung umzustellen. Dies ist vor allem für kleinere Betriebe mit beengten und/oder hängigen Hofstellen eine große Herausforderung.

Wie der Schritt trotzdem gelingen kann, zeigt das EIP-Projekt „Berg-Milchvieh“ ( www.berg-milchvieh.at ). Dabei wurden 32 maßgeschneiderte Umbau­lösungen für kleine Milchviehbetriebe im Berggebiet dokumentiert. Der hier vorgestellte Stall der Familie Feiner stammt aus dieser Sammlung.

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