Mitmach-Tagung zur Bioschweinehaltung: Welche Chancen haben Umsteller?
Auf einer von der Initiative "Bio2030" veranstalteten Onlinetagung berichteten Bioschweinehalter und Firmen der Biofleisch-Lieferkette über die Chancen und Herausforderungen bei der Bioumstellung.
Mit dem Rücken zur Wand stehen aktuell viele konventionellen Schweinehalter. Angesichts der tiefgreifenden Preiskrise, der neuen Haltungs-VO und steigenden Anforderungen der Gesellschaft stehen sie vor immer größeren Herausforderungen. Währenddessen erlebt der Fleischmarkt für Bioschweine derzeit einen Aufschwung – allerdings von einem sehr geringen Marktanteil von 0,6 bis 0,7 % kommend.
Unter dem Motto „Wem bieten Bioschweine Chancen?“ hat die Initiative „Bio2030“ Ende Februar eine Online-Mitmachtagung veranstaltet. Rund 100 Teilnehmende, davon rund zwei Drittel Landwirte, tauschten sich mit Beratern und Firmenvertretern in intensiven Diskussionen über die Chancen und Herausforderungen beim Einstieg in die Bioschweinehaltung aus.
Engpässe bei Biorohware und -eiweißkomponenten
In parallelen virtuellen Arbeitsräumen berichteten zunächst Sauenhalter und Mäster über den Einstieg in die Bioschweinehaltung. Welche Herausforderungen die Umstellung in puncto Fütterung mit sich bringt, erklären zwei Futtermittelunternehmen. So müssen Bioschweinehalter unter anderem seit Jahresanfang Tiere ab 35 kg zu 100 % mit Biofutter versorgen. Den Bedarf an essenziellen Aminosäuren decken Bioschweinehalter über eine Mischung von Ölpresskuchen und Leguminosen in der Ration. Verbandsbetriebe sind zudem dazu verpflichtet, 50 % der Ration aus eigenen Komponenten zu bestreiten bzw. aus einer Futter-Mist-Kooperation.
Die Situation am Markt für Biofuttermittel ist nach Aussage von Ernst-Friedemann von Münchhausen, Geschäftsführender Gesellschafter der Firma Gut Rosenkrantz Bio-Futter äußerst angespannt und aktuell geprägt von Engpässen und Knappheit – und dass nicht nur bei den Proteinkomponenten, sondern auch bei der Rohware. Der Krieg in der Ukraine verschärft die Situation zusätzlich. „Damit wird es interessanter, heimische Leguminosen zu toasten, aber diese Mengen sind ebenfalls sehr knapp“, so von Münchhausen.
Kosten nicht unterschätzen
Über die Ökonomie referierte Christian Wucherpfennig, Bioberater von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. „Bei einem Mastplatz können Umbaumaßnahmen je nach betrieblichen Gegebenheiten schnell mit rund 500 bis 600 € zu Buche schlagen, wenn z.B. schon ein Strohlager etc. vorhanden ist. Ist dies nicht der Fall, liegen die Kosten pro Mastplatz eher bei 800 bis 1.000 €“, erklärt der Berater. Gerade in der Biosauenhaltung liegen die Investitionskosten noch höher und Schweinehalter, die eine Umstellung in Erwägung ziehen, sollten diese nicht unterschätzen.
Bioferkel sind Mangelware
Im zweiten Teil der Veranstaltung stellten sich Firmen der Biofleisch-Lieferketten der Diskussion in virtuellen Arbeitsgruppen. Verarbeiter in den unterschiedlichen Größenordnungen schätzten unter anderem die Marktchancen ein. Der Handel signalisierte, dass er Bioschweinefleisch aufnehmen kann und will. Der frühere Bioland-Chef und heutige Leiter des Hauptstadtbüros der Tönnies-Unternehmensgruppe, Thomas Dosch, bekundete: „Wir wollen mehr deutsches Bioschweinefleisch, bekommen es aktuell aber leider nicht!“. Vor allem sind Bioferkel, „made in Germany“ Mangelware, aber auch die Mastkapazitäten fehlen. „Aktuell stammen zwei Drittel des Fleisches aus dem europäischen Ausland, was wir garantiert nicht forcieren. Aber die Ware fehlt“, so Dosch. Diesen Trend gelte es nach Aussage von Dosch umzudrehen.
Conrad Thimm von der Initiative Bio2030 riet umstellungswilligen Landwirten zum Abschluss der Veranstaltung, gemeinsam mit Beratern betriebsindividuell zu prüfen, ob eine Umstellung möglich sei. „Bioschweine lohnen sich, ganz individuell – für die passenden Betriebe“, ist Thimm überzeugt.
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Mit dem Rücken zur Wand stehen aktuell viele konventionellen Schweinehalter. Angesichts der tiefgreifenden Preiskrise, der neuen Haltungs-VO und steigenden Anforderungen der Gesellschaft stehen sie vor immer größeren Herausforderungen. Währenddessen erlebt der Fleischmarkt für Bioschweine derzeit einen Aufschwung – allerdings von einem sehr geringen Marktanteil von 0,6 bis 0,7 % kommend.
Unter dem Motto „Wem bieten Bioschweine Chancen?“ hat die Initiative „Bio2030“ Ende Februar eine Online-Mitmachtagung veranstaltet. Rund 100 Teilnehmende, davon rund zwei Drittel Landwirte, tauschten sich mit Beratern und Firmenvertretern in intensiven Diskussionen über die Chancen und Herausforderungen beim Einstieg in die Bioschweinehaltung aus.
Engpässe bei Biorohware und -eiweißkomponenten
In parallelen virtuellen Arbeitsräumen berichteten zunächst Sauenhalter und Mäster über den Einstieg in die Bioschweinehaltung. Welche Herausforderungen die Umstellung in puncto Fütterung mit sich bringt, erklären zwei Futtermittelunternehmen. So müssen Bioschweinehalter unter anderem seit Jahresanfang Tiere ab 35 kg zu 100 % mit Biofutter versorgen. Den Bedarf an essenziellen Aminosäuren decken Bioschweinehalter über eine Mischung von Ölpresskuchen und Leguminosen in der Ration. Verbandsbetriebe sind zudem dazu verpflichtet, 50 % der Ration aus eigenen Komponenten zu bestreiten bzw. aus einer Futter-Mist-Kooperation.
Die Situation am Markt für Biofuttermittel ist nach Aussage von Ernst-Friedemann von Münchhausen, Geschäftsführender Gesellschafter der Firma Gut Rosenkrantz Bio-Futter äußerst angespannt und aktuell geprägt von Engpässen und Knappheit – und dass nicht nur bei den Proteinkomponenten, sondern auch bei der Rohware. Der Krieg in der Ukraine verschärft die Situation zusätzlich. „Damit wird es interessanter, heimische Leguminosen zu toasten, aber diese Mengen sind ebenfalls sehr knapp“, so von Münchhausen.
Kosten nicht unterschätzen
Über die Ökonomie referierte Christian Wucherpfennig, Bioberater von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. „Bei einem Mastplatz können Umbaumaßnahmen je nach betrieblichen Gegebenheiten schnell mit rund 500 bis 600 € zu Buche schlagen, wenn z.B. schon ein Strohlager etc. vorhanden ist. Ist dies nicht der Fall, liegen die Kosten pro Mastplatz eher bei 800 bis 1.000 €“, erklärt der Berater. Gerade in der Biosauenhaltung liegen die Investitionskosten noch höher und Schweinehalter, die eine Umstellung in Erwägung ziehen, sollten diese nicht unterschätzen.
Bioferkel sind Mangelware
Im zweiten Teil der Veranstaltung stellten sich Firmen der Biofleisch-Lieferketten der Diskussion in virtuellen Arbeitsgruppen. Verarbeiter in den unterschiedlichen Größenordnungen schätzten unter anderem die Marktchancen ein. Der Handel signalisierte, dass er Bioschweinefleisch aufnehmen kann und will. Der frühere Bioland-Chef und heutige Leiter des Hauptstadtbüros der Tönnies-Unternehmensgruppe, Thomas Dosch, bekundete: „Wir wollen mehr deutsches Bioschweinefleisch, bekommen es aktuell aber leider nicht!“. Vor allem sind Bioferkel, „made in Germany“ Mangelware, aber auch die Mastkapazitäten fehlen. „Aktuell stammen zwei Drittel des Fleisches aus dem europäischen Ausland, was wir garantiert nicht forcieren. Aber die Ware fehlt“, so Dosch. Diesen Trend gelte es nach Aussage von Dosch umzudrehen.
Conrad Thimm von der Initiative Bio2030 riet umstellungswilligen Landwirten zum Abschluss der Veranstaltung, gemeinsam mit Beratern betriebsindividuell zu prüfen, ob eine Umstellung möglich sei. „Bioschweine lohnen sich, ganz individuell – für die passenden Betriebe“, ist Thimm überzeugt.