Modern und Regional: Wie zwei Landwirte den Tag des offenen Hofes erlebten
Ein Tag des offenen Hofes bringt viel Arbeit. Wir haben zwei Betriebe begleitet. Wie waren die Hoffeste für die Betriebsleiter? Lohnt sich der Aufwand?
Einen offenen Hoftag zu planen kann für Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter zur Belastung werden. Wie ein gut organisierter Hoftag aussehen kann, zeigten die Familien Schoster und Hagemann-Krystosek aus dem Raum Osnabrück am vergangenen Wochenende.
Der Eine mit Unterstützung des Landvolkes, der Andere auf eigene Faust. Während Hof Schoster auf Unterstützung beim Marketing und der Versicherung setzte, war für Hof Hagemann-Krystosek gerade die planerische Unabhängigkeit wichtig. Beide Betriebe zeigten sich zufrieden damit, den Schritt gewagt zu haben, erzählen sie gegenüber top agrar. Geholfen hat ihnen ein planerisches Grundgerüst, auf dem sie aufgebaut haben.
Regionale Schätze und innovative Vermarktung auf dem Hof Schoster
Martin Schoster hat seine Hoftore in Bad Essen zum Tag des offenen Hofes 2024 geöffnet. Als Saisongeschäft stieg Schoster 1993 in den Spargelanbau ein. 2003 folge der Hofladen als Ganzjahresgeschäft. Im gleichen Jahr folgten Legehennen in Freilandhaltung, Kartoffelanbau und Fleisch und Wurst aus der eigenen Schweinehaltung. Seitdem sind zwei Landwirte mit in den Betrieb eingestiegen und der eigene Anbau wurde um Süßkartoffeln und Wassermelonen erweitert. Insgesamt bewirtschaftet die Familie Schoster 70 Hektar Ackerfläche mit 400 Mastschweinen und 2000 Legehennen.
Alle erzeugten Produkte können bei Schoster von Kunden im eigenen Hofladen erworben werden. Was nicht selbst erzeugt wurde, wird von regional ansässigen Landwirten und Unternehmen zugeliefert. Dazu zählt saisonales Obst und Gemüse, Nudeln und Soßen sowie verschiedene Feinkostwaren.
Regionale Produkte als Zukunftsmodell?
Die regionale Direktvermarktung als nachhaltiges und kundenfreundliches Konzept bringe vermarktungstechnisch viele Vorteile. Doch die Etablierung am Markt und der Konzeptaufbau haben Tücken, betonte Schoster: „Direktvermarktung ist kein Sprint“.
Zum einen ändere sich das Einkaufsverhalten der Kunden nur langsam. Die Produkte müssten stets ansprechend und ordentlich sein und selbst dann sei „kein Blitzstart zu erwarten“, sagte der Betriebsleiter Schoster. Es sei auch fraglich, wie sich die Infrastruktur in den nächsten Jahren entwickele.
Allerdings ist die Zukunft der regionalen Schlachtung für Familie Schoster noch unsicher. Martin Schoster erklärte, dass es fraglich sei, wie die regionale Schlachtung der eigenen Schweine und Hennen erhalten bleiben solle, wenn kleine Familienschlachter keinen Nachfolger haben oder durch namenhafte Schlachthäuser wie Tönnies verdrängt würden. Einen Wechsel zu großen Schlachtbetrieben will Schoster erstmal vermeiden. Einerseits will er den regionalen Bezug nicht verlieren. Aber auch die Transport- und Schlachtkosten spielen für ihn eine Rolle.
Bei den Schosters ist es an diesem Sonntag nicht der erste Hoftag, an dem sich Besucher ein Bild von ihrer Landwirtschaft machen können. Aber es ist der erste offizielle „Tag des offenen Hofes“ bei dem die Familie Schoster mitmacht. Die Programmideen für diesen Tag entstanden durch ein „kreatives Köpfchen“, so Martin Schoster. Bei der Planung und der Vermarktung hatten sie dennoch Hilfe von Vertretern vom Landvolk. Das habe die Familie sehr entlastet. Martin Schoster betont: „Man muss den Betrieb ja auch immer noch weiterführen“.
Besonders jetzt in der Spargelsaison könne das Hoffest zum Terminkollaps mit der Ernte führen, so Schoster. Für andere Ackerbaubetriebe läge der Tag besser, denn die Ernte ist noch einige Wochen entfernt. Schoster betont, dass der Arbeitsaufwand vertretbar gewesen sei. Einem weiteren Feldtag würde es nicht im Wege stehen.
Auf Familien mit kleinen Kindern warteten beim Hof Schoster Stroh- und Hüpfburgen, ein Malwettbewerb in Zusammenarbeit mit den umliegenden Kindergärten und Kinderschminken. Als kreatives Highlight hatten die Besucher zusätzlich die Möglichkeit, Nistkästen für Vögel aus Holz anzufertigen. Fachliche Hilfestellung gab es dabei von einem Tischler aus der Umgebung.
Wer sich für die Haltung von Mastschweinen interessierte, konnte den neuen Schweineauslauf der 200 Mastschweine besichtigen. Genaue Fragen rund um den Stall hat die verantwortliche Stallbaufirma selbst vor Ort beantwortet.
Eine Attraktion bot der Hof auch für Kunst- und Handwerkbegeisterte. Mitten auf dem Hof gab es unterschiedliche Stände mit regionalen Herstellern, die Schmuck und Kleidung aus Handarbeit, Eisenwaren und Töpfe sowie Fruchtsirup und Marmelade verkauften.
Auf der Rasenfläche neben dem Hof gab es eine Ausstellungsfläche mit Vertretern der großen Landmarken, wie Claas oder Valtra. Auch Vertreter des Landvolks, ein Jagd-Infomobil und Vertreter der Forstwirtschaft präsentierten ihre Geräte und standen den Besuchern bei Fragen zur Seite.
Regional vom Betrieb in die Küche
Beim Hoftag präsentierten sich auch Vertreter der Serviceplattform Wochenmarkt 24. In Zusammenarbeit mit dem Hof Schoster haben Kundinnen und Kunden die Möglichkeit, die hofeigenen Produkte über das Online-Portal von Wochenmarkt 24 zu kaufen. Die Preise sind dabei dieselben wie im Hofladen. Die Logistik übernimmt Wochenmarkt 24.
Als Erzeugergemeinschaft arbeitet Wochenmarkt 24 mit mittlerweile fast 400 Erzeugern in NRW und Niedersachsen aus 10 Regionen zusammen. Die Kunden haben die Möglichkeit, die Produkte bis 18 Uhr zu kaufen, anschließend wird der Transport der Ware unter Einhaltung der Kühlkette bis 6 Uhr morgens am Folgetag gewährleistet.
Mit Radlerrast und Pferdetournier überzeugt Hof Hagemann-Krystosek
Bereits zum vierten Mal öffnete der Betrieb von Brigit Hagemann-Krystosek und Uwe Krystosek seine Türen für interessierte Hofbesucher. Mit insgesamt 76 Pferden zieht der Hof insbesondere Pferdeliebhaber an. Doch Familie Hagemann-Krystosek hat 2024 versucht, einen zu großen Ansturm an Besuchern gezielt zu vermeiden. Grund sind ihre Erfahrungen ihres ersten Hoffests Anfang der 2000er Jahre. Damals kamen 5000 Besucher an diesem Tag zum Hof Hagemann-Krystosek, was den Hoftag in einen Kraftakt verwandelte. Seitdem hat der Familienbetrieb beschlossen, sich alleinohne die Anbindung an das Landvolk um die Ausrichtung und das Programm zu kümmern. Besonders aus gastronomischer Sicht seien die Rahmenbedingungen so leichter umsetzbar, erzählt Uwe Krystosek.
Neben Stallbesichtigungen und einer Erholungsstelle für Fahrradfahrer („Radlerrast“) veranstaltete die Familie zeitgleich ein Reittournier am Rande des Hofgeländes. Weitere Hoftage und Events seien geplant, so Krystosek. Er erhofft sich davon auch seine Eigenmarke mit Pflanzendüngemitteln aus Pferdedung zu bewerben und auszubauen zu können.
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Einen offenen Hoftag zu planen kann für Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter zur Belastung werden. Wie ein gut organisierter Hoftag aussehen kann, zeigten die Familien Schoster und Hagemann-Krystosek aus dem Raum Osnabrück am vergangenen Wochenende.
Der Eine mit Unterstützung des Landvolkes, der Andere auf eigene Faust. Während Hof Schoster auf Unterstützung beim Marketing und der Versicherung setzte, war für Hof Hagemann-Krystosek gerade die planerische Unabhängigkeit wichtig. Beide Betriebe zeigten sich zufrieden damit, den Schritt gewagt zu haben, erzählen sie gegenüber top agrar. Geholfen hat ihnen ein planerisches Grundgerüst, auf dem sie aufgebaut haben.
Regionale Schätze und innovative Vermarktung auf dem Hof Schoster
Martin Schoster hat seine Hoftore in Bad Essen zum Tag des offenen Hofes 2024 geöffnet. Als Saisongeschäft stieg Schoster 1993 in den Spargelanbau ein. 2003 folge der Hofladen als Ganzjahresgeschäft. Im gleichen Jahr folgten Legehennen in Freilandhaltung, Kartoffelanbau und Fleisch und Wurst aus der eigenen Schweinehaltung. Seitdem sind zwei Landwirte mit in den Betrieb eingestiegen und der eigene Anbau wurde um Süßkartoffeln und Wassermelonen erweitert. Insgesamt bewirtschaftet die Familie Schoster 70 Hektar Ackerfläche mit 400 Mastschweinen und 2000 Legehennen.
Alle erzeugten Produkte können bei Schoster von Kunden im eigenen Hofladen erworben werden. Was nicht selbst erzeugt wurde, wird von regional ansässigen Landwirten und Unternehmen zugeliefert. Dazu zählt saisonales Obst und Gemüse, Nudeln und Soßen sowie verschiedene Feinkostwaren.
Regionale Produkte als Zukunftsmodell?
Die regionale Direktvermarktung als nachhaltiges und kundenfreundliches Konzept bringe vermarktungstechnisch viele Vorteile. Doch die Etablierung am Markt und der Konzeptaufbau haben Tücken, betonte Schoster: „Direktvermarktung ist kein Sprint“.
Zum einen ändere sich das Einkaufsverhalten der Kunden nur langsam. Die Produkte müssten stets ansprechend und ordentlich sein und selbst dann sei „kein Blitzstart zu erwarten“, sagte der Betriebsleiter Schoster. Es sei auch fraglich, wie sich die Infrastruktur in den nächsten Jahren entwickele.
Allerdings ist die Zukunft der regionalen Schlachtung für Familie Schoster noch unsicher. Martin Schoster erklärte, dass es fraglich sei, wie die regionale Schlachtung der eigenen Schweine und Hennen erhalten bleiben solle, wenn kleine Familienschlachter keinen Nachfolger haben oder durch namenhafte Schlachthäuser wie Tönnies verdrängt würden. Einen Wechsel zu großen Schlachtbetrieben will Schoster erstmal vermeiden. Einerseits will er den regionalen Bezug nicht verlieren. Aber auch die Transport- und Schlachtkosten spielen für ihn eine Rolle.
Bei den Schosters ist es an diesem Sonntag nicht der erste Hoftag, an dem sich Besucher ein Bild von ihrer Landwirtschaft machen können. Aber es ist der erste offizielle „Tag des offenen Hofes“ bei dem die Familie Schoster mitmacht. Die Programmideen für diesen Tag entstanden durch ein „kreatives Köpfchen“, so Martin Schoster. Bei der Planung und der Vermarktung hatten sie dennoch Hilfe von Vertretern vom Landvolk. Das habe die Familie sehr entlastet. Martin Schoster betont: „Man muss den Betrieb ja auch immer noch weiterführen“.
Besonders jetzt in der Spargelsaison könne das Hoffest zum Terminkollaps mit der Ernte führen, so Schoster. Für andere Ackerbaubetriebe läge der Tag besser, denn die Ernte ist noch einige Wochen entfernt. Schoster betont, dass der Arbeitsaufwand vertretbar gewesen sei. Einem weiteren Feldtag würde es nicht im Wege stehen.
Auf Familien mit kleinen Kindern warteten beim Hof Schoster Stroh- und Hüpfburgen, ein Malwettbewerb in Zusammenarbeit mit den umliegenden Kindergärten und Kinderschminken. Als kreatives Highlight hatten die Besucher zusätzlich die Möglichkeit, Nistkästen für Vögel aus Holz anzufertigen. Fachliche Hilfestellung gab es dabei von einem Tischler aus der Umgebung.
Wer sich für die Haltung von Mastschweinen interessierte, konnte den neuen Schweineauslauf der 200 Mastschweine besichtigen. Genaue Fragen rund um den Stall hat die verantwortliche Stallbaufirma selbst vor Ort beantwortet.
Eine Attraktion bot der Hof auch für Kunst- und Handwerkbegeisterte. Mitten auf dem Hof gab es unterschiedliche Stände mit regionalen Herstellern, die Schmuck und Kleidung aus Handarbeit, Eisenwaren und Töpfe sowie Fruchtsirup und Marmelade verkauften.
Auf der Rasenfläche neben dem Hof gab es eine Ausstellungsfläche mit Vertretern der großen Landmarken, wie Claas oder Valtra. Auch Vertreter des Landvolks, ein Jagd-Infomobil und Vertreter der Forstwirtschaft präsentierten ihre Geräte und standen den Besuchern bei Fragen zur Seite.
Regional vom Betrieb in die Küche
Beim Hoftag präsentierten sich auch Vertreter der Serviceplattform Wochenmarkt 24. In Zusammenarbeit mit dem Hof Schoster haben Kundinnen und Kunden die Möglichkeit, die hofeigenen Produkte über das Online-Portal von Wochenmarkt 24 zu kaufen. Die Preise sind dabei dieselben wie im Hofladen. Die Logistik übernimmt Wochenmarkt 24.
Als Erzeugergemeinschaft arbeitet Wochenmarkt 24 mit mittlerweile fast 400 Erzeugern in NRW und Niedersachsen aus 10 Regionen zusammen. Die Kunden haben die Möglichkeit, die Produkte bis 18 Uhr zu kaufen, anschließend wird der Transport der Ware unter Einhaltung der Kühlkette bis 6 Uhr morgens am Folgetag gewährleistet.
Mit Radlerrast und Pferdetournier überzeugt Hof Hagemann-Krystosek
Bereits zum vierten Mal öffnete der Betrieb von Brigit Hagemann-Krystosek und Uwe Krystosek seine Türen für interessierte Hofbesucher. Mit insgesamt 76 Pferden zieht der Hof insbesondere Pferdeliebhaber an. Doch Familie Hagemann-Krystosek hat 2024 versucht, einen zu großen Ansturm an Besuchern gezielt zu vermeiden. Grund sind ihre Erfahrungen ihres ersten Hoffests Anfang der 2000er Jahre. Damals kamen 5000 Besucher an diesem Tag zum Hof Hagemann-Krystosek, was den Hoftag in einen Kraftakt verwandelte. Seitdem hat der Familienbetrieb beschlossen, sich alleinohne die Anbindung an das Landvolk um die Ausrichtung und das Programm zu kümmern. Besonders aus gastronomischer Sicht seien die Rahmenbedingungen so leichter umsetzbar, erzählt Uwe Krystosek.
Neben Stallbesichtigungen und einer Erholungsstelle für Fahrradfahrer („Radlerrast“) veranstaltete die Familie zeitgleich ein Reittournier am Rande des Hofgeländes. Weitere Hoftage und Events seien geplant, so Krystosek. Er erhofft sich davon auch seine Eigenmarke mit Pflanzendüngemitteln aus Pferdedung zu bewerben und auszubauen zu können.