Rennsporttechnik für die Holzernte: Die MS 400 C-M ist die erste Motorsäge mit einem Kolben aus Magnesium statt Alu. Damit will Stihl Hubraum und Leistung erhöhen und Gewicht reduzieren.
Dieser Testbericht ist erstmals 2020 im Wochenblatt erschienen.
Äußerlich unterscheidet sich die MS 400 C-M kaum von der bekannten MS 362 C-M. Kein Wunder, denn viele Bauteile verwendet der Hersteller bei beiden Modellen, unter anderem die Haube, die Anwerfvorrichtung sowie die Tanks für Kraftstoff und Sägekettenhaftöl. Auch Kurbelgehäuse und Kurbelwelle sind ähnlich. Bei genauerer Betrachtung des Motors wird der Unterschied aber deutlich. Denn die MS 400 C-M ist die weltweit erste Motorsäge mit einem Magnesiumkolben.
Eine Säge für jeden Einsatzzweck
Konzipiert ist die MS 400 C-M für den universellen Einsatz in mittelstarken Beständen. Genau hier haben Wochenblatt-Tester Winfried Junker und seine Kollegen vom Lehr- und Versuchsrevier Breitenbruch, Wald und Holz NRW, die Motorsäge mehr als vier Monate lang eingesetzt. Dabei nutzten unsere Tester die MS 400 C-M vor allem in der Käferholzernte – in den vergangenen Monaten fällte die Säge rund 1.000 fm Stammholz, etwa ein Drittel davon wurde motormanuell aufgearbeitet, der Rest für den Harvester vorgefällt.
Schon jetzt sei verraten: Stihls Konzept ist aufgegangen, denn unsere Tester fällten, entasteten und trennten ausschließlich mit der MS 400 C-M – eine stärkere Säge zum Fällen oder eine leichtere Säge zum Entasten ist bei Nutzung der Waiblinger Neuheit in der Stärkeklasse 3a bis 3b – also in mittelstarken Beständen – nicht nötig, urteilt Forstwirtschaftsmeister Winfried Junker.
Neben der mitgelieferten 45 cm langen Rollomatic E Schneidgarnitur nutzten unsere Tester auch eine 40 cm lange Sägeschiene. Den dauerhaften Einsatz einer 50 cm langen Schneidgarnitur (oder länger) empfehlen Junker und seine Kollegen nicht.
Eine Säge für alle Anwendungen: dieses Ziel wollten die Stihl-Ingenieure vor allem mit einem verbesserten Leistungsgewicht, einem geringen Gesamtgewicht und einer optimierten Motorperformance erreichen. Deshalb kamen die Konstrukteure auf die Idee Magnesium, statt wie üblich Aluminium, als Material für den Kolben zu verwenden.
Übliche Magnesium-Legierungen sind zwar leichter als Aluminium, aber weniger verschleißfest sowie hitzebeständig und darum für die Verwendung als Kolben eigentlich ungeeignet. Deshalb verwendet Stihl obendrein eine spezielle warmfeste Sonderlegierung und Beschichtung, um die Probleme zu lösen. Das erhöht die Hitzebeständigkeit, reduziert den Verschleiß und sorgt damit für eine längere Lebensdauer des Kolbens. Den Kolben produziert Stihl selbst.
Verglichen mit der MS 362 C-M misst der Kolbendurchmesser jetzt 50 statt 47 mm, ist der Hubraum mit 67 statt 59 cm³ 14 % größer und das Kolbengewicht mit 70 statt 81 g 14 % leichter. Das Ergebnis ist ein 4,0 kW starker Motor mit einem Gewicht von 5,8 kg. Damit schließt die MS 400 C-M die Lücke zwischen der MS 362 C-M und der MS 462 C-M.
Neben dem Kolben haben die Waiblinger die MS 400 C-M auch mit neuem Zylinder und Vergaser sowie verbesserter Ansaugung und einem überarbeiteten Schalldämpfer ausgestattet. Diese Maßnahmen sollen vor allem den Frischluft- und Abgasfluss verbessern.
14 % mehr Leistung
Ergebnis der Verbesserungen ist laut Stihl eine vergleichsweise hohe Maximaldrehzahl von bis zu 14 .000 U/min, was vor allem den Arbeitsfortschritt beim Entasten verbessern soll. Im Vergleich zur MS 362 C-M verfügt die MS 400 C-M über etwa 14 % mehr Leistung und 17 % mehr Drehmoment.
Das spiegelt sich in der Praxis wider: Die Motorsäge spricht schnell auf Gasstöße an, zieht gut durch und macht einen „giftigen“ Eindruck, beschreibt Junker.
Die MS 400 C-M ist eine Universalsäge für den Forstbetrieb und den Waldbauern.
Betankt und mit 45 cm langer Rollomatic E ausgerüstet, haben wir ein Gewicht von 7,8 kg gewogen. Dadurch ergibt sich ein Systemgewicht von 1,95 kg/kW. Im Vergleich: Das Systemgewicht der MS 462 C-M mit 50 cm ES-Light Sägeschiene beträgt 1,84 kg/kW, das der Husqvarna 572 XP mit 4,3 kW und ebenfalls 45 cm Sägeschiene 2,1 kg/ kW.
Trotz größerem Hubraum hat sich die MS 400 C-M im Test nicht als „Säufer“ präsentiert. Verglichen mit anderen Sägen der sechsköpfigen Waldarbeitergruppe weicht ihr Verbrauch nicht wesentlich nach oben oder unten ab – auf eine Messung im Labor haben wir allerdings verzichtet.
Mit der MS 400 C-M führt Stihl auch eine neue Generation des HD-2 Luftfilters ein. Dieser ist weiß statt grau, wodurch unsere Tester Verschmutzungen besser und frühzeitiger erkennen konnten. Vor allem bei der Käferholzernte – hierbei fällt vergleichsweise mehr Staub an – sorgte der Filter für eine gute Luftreinigung. Jedoch war im Testbetrieb eine tägliche Reinigung des Filters nötig.
Wegen des erhöhten Staubanfalls mussten unsere Tester die MS 400 C-M auch häufiger neu kalibrieren. Das ermöglicht die 3. Generation der M-Tronic-Motorsteuerung. Die Motorsäge ist von Haus aus mit dem vollelektronischen Motormanagement ausgestattet. Es regelt in jedem Betriebszustand den Zündzeitpunkt und die Kraftstoffdosierung unter Berücksichtigung äußerer Faktoren wie Temperatur, Höhenlage und in unserem Falle Verunreinigungen des Luftfilters. Dadurch will der Hersteller eine durchweg optimale Motorleistung, konstante Höchstdrehzahl und bestmögliches Beschleunigungsverhalten sicherstellen.
In der Praxis erwies sich das mitunter mehrmals nötige Kalibrieren, infolge von Frühnebel oder Verschmutzung des Luftfilters, als nervig, sagt Junker. Zwar ist das Verfahren einfach, dauert aber durchschnittlich drei Minuten und kostet somit zusätzliche Rüstzeit. Für das Kalibrieren sind mehrere Arbeitsschritte nötig – diese sind in der Betriebsanleitung leicht verständlich beschrieben. Grundsätzlich verbessert das Kalibrieren tatsächlich die Motorperformance, urteilt Junker.
Dazu Stihl: Die Funktion stellt nach größeren Veränderungen, wie zum Beispiel der Umstellung des Kraftstoffs, der Einsatzhöhe oder nach Reparaturen, die Säge schnell wieder auf Bestleistung ein. Filterreinigungen oder ähnliches sind keine großen Veränderungen. Die M-Tronic kann solche Umstände problemlos im normalen Betrieb justieren. In der Betriebsanleitung wird darauf verwiesen, dass die Maschine vor der Kalibrierung warm gesägt werden soll.
Das Testurteil Insgesamt waren unsere Tester mit der MS 400 C-M sehr zufrieden. Die Motorsäge ist handlich und stark. Bis zur 4. Stärkeklasse eignet sie sich sowohl zum Fällen und Asten, sodass keine zweite Säge für den Arbeitsablauf nötig ist. Für schwaches Holz ist die MS 400 C-M aus Sicht unserer Tester zu schwer, bei Fällarbeiten in stärkerem Holz stößt sie an ihre Grenzen – allerdings ist die Säge hierfür auch nicht konzipiert. Alles in allem eine „Universalsäge“ für den Forstbetrieb sowie den Waldbauern, fasst Winfried Junker zusammen.
Hinweis:
Bitte aktivieren Sie Javascipt in Ihrem Browser, um diese Seite optimal nutzen zu können
Zum Lesen dieses Artikels benötigen Sie ein top agrar Abonnement
Dieser Testbericht ist erstmals 2020 im Wochenblatt erschienen.
Äußerlich unterscheidet sich die MS 400 C-M kaum von der bekannten MS 362 C-M. Kein Wunder, denn viele Bauteile verwendet der Hersteller bei beiden Modellen, unter anderem die Haube, die Anwerfvorrichtung sowie die Tanks für Kraftstoff und Sägekettenhaftöl. Auch Kurbelgehäuse und Kurbelwelle sind ähnlich. Bei genauerer Betrachtung des Motors wird der Unterschied aber deutlich. Denn die MS 400 C-M ist die weltweit erste Motorsäge mit einem Magnesiumkolben.
Eine Säge für jeden Einsatzzweck
Konzipiert ist die MS 400 C-M für den universellen Einsatz in mittelstarken Beständen. Genau hier haben Wochenblatt-Tester Winfried Junker und seine Kollegen vom Lehr- und Versuchsrevier Breitenbruch, Wald und Holz NRW, die Motorsäge mehr als vier Monate lang eingesetzt. Dabei nutzten unsere Tester die MS 400 C-M vor allem in der Käferholzernte – in den vergangenen Monaten fällte die Säge rund 1.000 fm Stammholz, etwa ein Drittel davon wurde motormanuell aufgearbeitet, der Rest für den Harvester vorgefällt.
Schon jetzt sei verraten: Stihls Konzept ist aufgegangen, denn unsere Tester fällten, entasteten und trennten ausschließlich mit der MS 400 C-M – eine stärkere Säge zum Fällen oder eine leichtere Säge zum Entasten ist bei Nutzung der Waiblinger Neuheit in der Stärkeklasse 3a bis 3b – also in mittelstarken Beständen – nicht nötig, urteilt Forstwirtschaftsmeister Winfried Junker.
Neben der mitgelieferten 45 cm langen Rollomatic E Schneidgarnitur nutzten unsere Tester auch eine 40 cm lange Sägeschiene. Den dauerhaften Einsatz einer 50 cm langen Schneidgarnitur (oder länger) empfehlen Junker und seine Kollegen nicht.
Eine Säge für alle Anwendungen: dieses Ziel wollten die Stihl-Ingenieure vor allem mit einem verbesserten Leistungsgewicht, einem geringen Gesamtgewicht und einer optimierten Motorperformance erreichen. Deshalb kamen die Konstrukteure auf die Idee Magnesium, statt wie üblich Aluminium, als Material für den Kolben zu verwenden.
Übliche Magnesium-Legierungen sind zwar leichter als Aluminium, aber weniger verschleißfest sowie hitzebeständig und darum für die Verwendung als Kolben eigentlich ungeeignet. Deshalb verwendet Stihl obendrein eine spezielle warmfeste Sonderlegierung und Beschichtung, um die Probleme zu lösen. Das erhöht die Hitzebeständigkeit, reduziert den Verschleiß und sorgt damit für eine längere Lebensdauer des Kolbens. Den Kolben produziert Stihl selbst.
Verglichen mit der MS 362 C-M misst der Kolbendurchmesser jetzt 50 statt 47 mm, ist der Hubraum mit 67 statt 59 cm³ 14 % größer und das Kolbengewicht mit 70 statt 81 g 14 % leichter. Das Ergebnis ist ein 4,0 kW starker Motor mit einem Gewicht von 5,8 kg. Damit schließt die MS 400 C-M die Lücke zwischen der MS 362 C-M und der MS 462 C-M.
Neben dem Kolben haben die Waiblinger die MS 400 C-M auch mit neuem Zylinder und Vergaser sowie verbesserter Ansaugung und einem überarbeiteten Schalldämpfer ausgestattet. Diese Maßnahmen sollen vor allem den Frischluft- und Abgasfluss verbessern.
14 % mehr Leistung
Ergebnis der Verbesserungen ist laut Stihl eine vergleichsweise hohe Maximaldrehzahl von bis zu 14 .000 U/min, was vor allem den Arbeitsfortschritt beim Entasten verbessern soll. Im Vergleich zur MS 362 C-M verfügt die MS 400 C-M über etwa 14 % mehr Leistung und 17 % mehr Drehmoment.
Das spiegelt sich in der Praxis wider: Die Motorsäge spricht schnell auf Gasstöße an, zieht gut durch und macht einen „giftigen“ Eindruck, beschreibt Junker.
Die MS 400 C-M ist eine Universalsäge für den Forstbetrieb und den Waldbauern.
Betankt und mit 45 cm langer Rollomatic E ausgerüstet, haben wir ein Gewicht von 7,8 kg gewogen. Dadurch ergibt sich ein Systemgewicht von 1,95 kg/kW. Im Vergleich: Das Systemgewicht der MS 462 C-M mit 50 cm ES-Light Sägeschiene beträgt 1,84 kg/kW, das der Husqvarna 572 XP mit 4,3 kW und ebenfalls 45 cm Sägeschiene 2,1 kg/ kW.
Trotz größerem Hubraum hat sich die MS 400 C-M im Test nicht als „Säufer“ präsentiert. Verglichen mit anderen Sägen der sechsköpfigen Waldarbeitergruppe weicht ihr Verbrauch nicht wesentlich nach oben oder unten ab – auf eine Messung im Labor haben wir allerdings verzichtet.
Mit der MS 400 C-M führt Stihl auch eine neue Generation des HD-2 Luftfilters ein. Dieser ist weiß statt grau, wodurch unsere Tester Verschmutzungen besser und frühzeitiger erkennen konnten. Vor allem bei der Käferholzernte – hierbei fällt vergleichsweise mehr Staub an – sorgte der Filter für eine gute Luftreinigung. Jedoch war im Testbetrieb eine tägliche Reinigung des Filters nötig.
Wegen des erhöhten Staubanfalls mussten unsere Tester die MS 400 C-M auch häufiger neu kalibrieren. Das ermöglicht die 3. Generation der M-Tronic-Motorsteuerung. Die Motorsäge ist von Haus aus mit dem vollelektronischen Motormanagement ausgestattet. Es regelt in jedem Betriebszustand den Zündzeitpunkt und die Kraftstoffdosierung unter Berücksichtigung äußerer Faktoren wie Temperatur, Höhenlage und in unserem Falle Verunreinigungen des Luftfilters. Dadurch will der Hersteller eine durchweg optimale Motorleistung, konstante Höchstdrehzahl und bestmögliches Beschleunigungsverhalten sicherstellen.
In der Praxis erwies sich das mitunter mehrmals nötige Kalibrieren, infolge von Frühnebel oder Verschmutzung des Luftfilters, als nervig, sagt Junker. Zwar ist das Verfahren einfach, dauert aber durchschnittlich drei Minuten und kostet somit zusätzliche Rüstzeit. Für das Kalibrieren sind mehrere Arbeitsschritte nötig – diese sind in der Betriebsanleitung leicht verständlich beschrieben. Grundsätzlich verbessert das Kalibrieren tatsächlich die Motorperformance, urteilt Junker.
Dazu Stihl: Die Funktion stellt nach größeren Veränderungen, wie zum Beispiel der Umstellung des Kraftstoffs, der Einsatzhöhe oder nach Reparaturen, die Säge schnell wieder auf Bestleistung ein. Filterreinigungen oder ähnliches sind keine großen Veränderungen. Die M-Tronic kann solche Umstände problemlos im normalen Betrieb justieren. In der Betriebsanleitung wird darauf verwiesen, dass die Maschine vor der Kalibrierung warm gesägt werden soll.
Das Testurteil Insgesamt waren unsere Tester mit der MS 400 C-M sehr zufrieden. Die Motorsäge ist handlich und stark. Bis zur 4. Stärkeklasse eignet sie sich sowohl zum Fällen und Asten, sodass keine zweite Säge für den Arbeitsablauf nötig ist. Für schwaches Holz ist die MS 400 C-M aus Sicht unserer Tester zu schwer, bei Fällarbeiten in stärkerem Holz stößt sie an ihre Grenzen – allerdings ist die Säge hierfür auch nicht konzipiert. Alles in allem eine „Universalsäge“ für den Forstbetrieb sowie den Waldbauern, fasst Winfried Junker zusammen.