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Mutterkühe treiben – ohne Stress

Lesezeit: 4 Minuten

Mutterkühe sind häufig weniger an den Kontakt mit Menschen gewöhnt als Milchkühe. Um mit ihnen arbeiten zu können, ist ein stressfreier Umgang wichtig. Zwei Experten geben Tipps.


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Viele Mutterkuhhalter kennen die Situation: Bei der täglichen Kontrolle auf der Weide bleiben die Tiere liegen, kauen wieder und lassen sich streicheln. Wenn man aber die Kühe zum Stall treiben möchte, weil der Klauenpfleger kommt, ist ein Teil der Herde schnell verschwunden.


Der erste Eindruck zählt


Diese Situation zeigt: Die Kontaktaufnahme zwischen Mensch und Tier beginnt schon beim ersten gegenseitigen Wahrnehmen. „Ob der Mensch vertrauenswürdig ist oder nicht, merken die Tiere schnell. Die meisten negativen Situationen entstehen durch Missverständnisse“, sagt Philipp Wenz, Berater für stressarmen Umgang mit Rindern.


Wenn die Tiere nicht so reagieren, wie geplant, würden Landwirte häufig laut werden, fuchteln oder weitere Personen zur Hilfe holen. „Der erste Eindruck, den die Tiere von einem Landwirt haben, hält lange an und ist schwer wieder auszugleichen“, sagt Philipp Wenz.


Regelmäßige Arbeiten in der Herde, wie das Kontrollieren von Zaun oder Wasser, helfen dabei grundsätzliches Vertrauen aufzubauen. Entscheidend ist aber der Umgang mit den Tieren, wenn sie sich z.B. zum Stall oder eine neue Weide bewegen sollen. „Viele Mutterkuhhalter locken ihre Tiere. Aber das funktioniert nicht mehr, wenn sie in den Behandlungsstand müssen“, sagt Kuhexperte Philipp Wenz. „Man muss mit den Tieren arbeiten können, ohne sie zu locken – dann ist man gut.“ So berichtet der Experte, dass er auch in einer fremden Herde schon Kuh und Kalb voneinander trennen konnte.


Inhalt seiner Arbeit ist unter anderem das Zonenkonzept vom „Low-Stress-Stockmanship“. Dabei wird die Umgebung des Rindes in drei Zonen eingeteilt: Die äußerste Zone ist neutral, in der das Tier den Landwirt nicht wahrnimmt. In der Mitte liegt die Beobachtungszone, in der das Tier den Landwirt wahrnimmt und beobachtet. Geht der Mensch näher heran, tritt er in die Bewegungszone. Dort wirkt er so starken Druck auf das Tier aus, dass es sich in Bewegung setzt.


„Wie schnell die Tiere reagieren, ist individuell und hängt von der Vorerfahrung ab“, sagt Philipp Wenz. Deshalb sind die Zonen von Milch- und Mutterkühen nicht vergleichbar. Milchkühe im Stall sind das Treiben und den Kontakt zum Mensch gewohnt.


Weniger Stress für Kälber


Wie Kälber in Mutterkuhherden aufwachsen, spielt ebenfalls eine große Rolle für deren Verhalten innerhalb der Herde und gegenüber dem Menschen. Erfolgt die Abkalbung im Stall z.B. in einer Abkalbebox, kann sich das Kalb gut an die Gerüche und Laute der Mutter gewöhnen.


Zudem ähneln sich verwandte Tiere auch im Verhalten. Die Kälber beobachten das Verhalten der Mutter – auch gegenüber dem Menschen. Eine ängstliche Mutterkuh, die schlechte Erfahrungen mit dem Klauenpfleger gemacht hat, gibt diese Angst an ihr Kalb weiter.


Ein stressarmer Umgang erleichtert nicht nur das Arbeiten mit einer Rinderherde, sondern reduziert auch den Stress der Kälber nach dem Absetzen. Bei Stress funktioniert die Verdauung nicht mehr richtig und die Kälber bekommen Durchfall. Auch eine zu geringe Wasseraufnahme mit Folgeproblemen ist möglich.


Wenig gestresste Kälber hingegen bleiben gesund und erreichen hohe Tageszunahmen. „Voraussetzung dafür ist ein gutes Verhältnis zu den Tieren“, betont Benedikt Rodens, Berater für Unfallprävention bei der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG). Es gibt viele Methoden, wie sich Kälber und Kühe trennen lassen. Wichtig ist dabei ein möglichst stressarmer Umgang, statt schnelles Arbeiten.


Hilfsmittel nutzen


Neben dem richtigen Verhalten unterstützen Treibhilfen beim stressfreien Selektieren in Mutterkuhherden. Das können zum Beispiel ein Weidepanel, Treibgang oder Behandlungsstand sein.


Für kleine Betriebe sind die aber häufig kaum rentabel. Philipp Wenz meint daher: „Es wäre gut, wenn sich Landwirte, Zuchtverbände oder Lohnunternehmen für die Finanzierung zusammenschließen. Denn bei Behandlungen oder Klauenpflege stehen alle Betriebe vor den gleichen Herausforderungen – egal ob drei oder 150 Mutterkühe.“


Laut der Unfallverhütungsvorschrift VSG 4.1 ist es zudem vorgeschrieben, dass Rinder bei Behandlungen fixiert sind, ergänzt Benedikt Rodens. Das sollten Mutterkuhhalter berücksichtigen und sich darauf zum Beispiel mit Fangständen vorbereiten.


Noah VoßIhr Kontakt zur Redaktion:


anke.reimink@topagrar.com


△ Ruven Hener und Mitarbeiter Julian Baum sind überzeugt vom stressfreien Treiben.


△ Beim Treiben möchte Ruven Hener nichts hören. Weder vom Menschen, noch vom Tier.

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