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Mutterkuhhaltung: Viel Arbeit und wenig Lohn

Durch den Wegfall der Mutterkuhprämie ist auch die Anzahl der Kühe zurückgegangen. Einige Landwirte setzen weiterhin auf die Betriebsform, wir stellen zwei von ihnen vor.

Lesezeit: 5 Minuten

Bericht von Susanne Derler

Weidende Kühe mit ihren Kälbern inmitten malerischer Landschaft. Das typische Bild der österreichischen Mutterkuhhaltung wird seltener. Vor allem im Berg- und Hügelland ist die Betriebsform noch ein wichtiger Erwerbszweig. Denn so können teils schwer zu bewirtschaftende Flächen genützt werden. Den besonders auf Tierwohl ausgerichteten Betrieben geht mit Stundenlöhnen von 5,40 €, laut LK Steiermark, „die Luft zum Atmen aus“. Gut die Hälfte dieser Betriebe wird im Nebenerwerb geführt.

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Seit 2015 ist die Mutterkuhprämie eingestellt worden, was zu einem starken Rückgang der Mutterkuhbetriebe führte.

Im Schnitt hält ein Mutterkuhbetrieb neun Kühe, oft werden Almen und ­Steilflächen bewirtschaftet. Laut LK liegt der Stundenlohn der Bauern bei etwa 5,40 €.

Immer wieder wird eine neue Mutterkuhprämie gefordert. Derzeit haben ­Bauern nur die Möglichkeit, mehrere ­Fördermaßnahmen zu kombinieren.

Weniger Mutterkühe im Land

Laut der jährlichen Viehbestandserhebung der Statistik Austria, wurden in Österreich, mit Stichtag 1.12.2023 156.000 Mutterkühe gehalten, im Schnitt sind es neun pro Betrieb. 2010 waren es laut Grünem Bericht noch 265.000 Mutterkühe. Sieben Stück hält Stefan Gruber aus Gasen im Bezirk Weiz. Auf einer landwirtschaftlichen Nutzfläche von 14 ha produziert er unter widrigsten Bedingungen Bergheu und Silage für seine Tiere im Nebenerwerb. Die Fleckvieh- und Limousinrinder werden in den Sommermonaten auf der betriebseigenen Alm gehalten. „Wir haben 387 Erschwernispunkte“, erklärt Gruber.

Als es die Mutterkuhprämie noch gab, hat sein Vater den Betrieb geführt. 230 € gab es pro Tier an Förderung. Trotz Prämie war die Zahl der Mutterkühe in Österreich bereits rückläufig, das Ende der Prämie 2015 hat den Strukturwandel in diesem Bereich noch beschleunigt.

Handarbeit auf Steillagen

Durch die extreme Steillage der Flächen von Gruber ist das Befahren großteiles nur mit Bergmaschinen möglich. Rund 6 ha sind sogar dafür zu steil und die Bewirtschaftung ist nur mit Handarbeit möglich. „Die Pflege dieser Flächen ist arbeits- und zeitaufwendig und oft nicht einfach mit meinem Brotberuf als Tischler zu vereinbaren“, sagt Gruber.

Den Betrieb will er trotzdem weiterführen. „Ich möchte den seit Generationen in unserer Familie geführten landwirtschaftlichen Betrieb nicht aufgeben. Ich habe große Freude an der Natur und der Landwirtschaft“, sagt Gruber. Für die Zukunft wünscht er sich bessere Absatzmöglichkeiten und mehr Wertschätzung gegenüber der harten Arbeit. „Viele können es sich gar nicht vorstellen, wie steil unsere Flächen sind und welcher Gefahr wir in der Bewirtschaftung dadurch oft ausgesetzt sind“, sagt Gruber. Mitten im Naturpark Almenland ist auch der Wert der Landschaftspflege nicht außer Acht zu lassen. Gruber vermarktet im Jahr rund sechs Einsteller, zum Großteil über den Viehmarkt in Gasen.

Einkommen sind niedrig

So passend das Konzept der Mutterkuhhaltung für ein alpines Land wie Österreich klingen mag, so schwierig ist es für diese Betriebe, ein Auskommen mit dem Einkommen zu finden. „Investitionen, die z. B. den Arbeitsablauf erleichtern und die Sicherheit erhöhen, sind vor allem für  kleinere Betriebe nicht so einfach möglich“, erklärt Anna Koiner, Fachreferentin für Fleischrinderzucht von Rinderzucht Austria. Die Landwirtschaftskammer rät Mut­ter­kuhhaltern zur Optimierung ihrer Ausgleichszahlungen.

Die möglichen Förderprogramme in den Bundesländern gleichen einem „Fleckerleppich“, weiß Koiner. Es gibt die bundesweit geltenden ÖPUL-Maßnahmen. Zudem das Qplus Rind und für Zuchtbetriebe auch QPlus Kuh.  Das Programm soll zur Qualitätsverbesserung in der Mutterkuhhaltung sowie der Rinder- und Kälbermast beitragen. Teilnehmen können Betriebe mit einem AMA-Gütesiegelvertrag. Zusätzlich ist ein Vertrag mit einer Abwicklungsstelle notwendig. Was nicht immer so einfach ist.

„Betriebe mit Extensivrassen  berichteten, dass sie von Bündlern abgelehnt werden, da sie die Kriterien nicht erfüllen würden. In einem anderen Bundesland ist die Teilnahme mit derselben Rasse hingegen möglich. Das sorgt natürlich für Unverständnis. Zumal  die Teilnahme am QPlus Rind mittlerweile  auch eine Anforderung für die Teilnahme an der ÖPUL-Maßnahme ,Tierwohl Stallhaltung‘ für die weiblichen Rinder über 6 Monate ist“, sagt Koiner.

Rund 23 % der Betriebe erhalten laut LK Steiermark eine Q-Plus Rind Qualitätsprämie in Österreich. Je nach Betriebsgröße gibt es einen gestaffelten Zuschuss von 1.000 bis 2.400 € im Jahr.

Die Prämien bei der Alpung von Mutterkühen, die Tierwohlprämie Stallhaltung, die mehr Platz für die Tiere und eine eingestreute Liegefläche beinhaltet, können die Fördersätze pro Mutterkuh erhöhen. Diese Betriebe erhalten 180 €/RGVE für förderbare Tiere. Mit der Kombination Tierwohlprämie Weidehaltung sind es 150 € pro RGVE. In der Kombination können über die Tierwohlprämie Weide­haltung zusätzliche 50 €/RGVE ausgelöst werden.

Die Förderungen optimieren

Von den Förderungen kann Johann Lipp aus Welten in St. Martin an der Raab im Südburgenland nicht leben. „Nach meiner Berechnung bekommen wir pro Tier 12 € im Jahr“, meint der Landwirt. Er hält 125 Mutterkühe und bewirtschaftet mit seinem Vater Hannes rund 270 ha Nutzfläche, davon 130 ha Weide. „Wir setzen seit 2011 auf Bio und halten Fleckviehkühe“, sagt Lipp. Für Arbeitsspitzen hat er noch einen geringfügigen Mitarbeiter für seine insgesamt 265 Rinder. „Durch die Zupachtung von sehr kleinstrukturierten Flächen ist auch der Arbeitsaufwand sehr hoch“, erklärt der Landwirt.

Seit 2011 hat die Familie einen Tierwohlstall gebaut. „Zusätzlich sind unsere Tiere auch auf den weiter entfernten Weiden zu betreuen, das benötigt viel Zeit“, sagt Lipp. Doch würde er diese Flächen nicht bewirtschaften, würde sie keiner pflegen. „Unsere Verpächter sind froh, denn das ist nicht mehr selbstverständlich“, sagt Lipp.

Vermarktet werden pro Jahr im Schnitt 50 Biojungrinder und 20 Zuchtstiere. Seit 2016 wird der Betrieb im Vollerwerb geführt. Jedoch steht dies auf sehr wackeligen Beinen. Laut Lipp ist es derzeit nicht möglich, mit den betrieblichen Erlösen und den Förderungen kostendeckend zu wirtschaften. Dieses Problem haben viele Mutterkuhhalter im Land.

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