Flächenfraß, industrielle Landwirtschaft und Umweltverschmutzung setzen der Tier- und Pflanzenwelt zu, prangert NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger an. Deshalb der Umweltverband ein Notprogramm formuliert. Es richtet sich an die kommende Bundesregierung. Darin werden wirksame und schnell umsetzbare Sofortmaßnahmen beschrieben, mit denen dem Artensterben jetzt engagiert entgegengetreten werden soll.
"Biodiversität muss endlich ein politisches Schwerpunktthema werden, um den dramatischen Artenverlusten entgegen zu wirken. Je weniger artenreich und stabil Gewässer, Wälder, Meere und Agrarlandschaften sind, desto schutzloser sind wir den Auswirkungen der Klimakrise ausgeliefert. Die Zeit rinnt uns durch die Finger. Wir brauchen einen energisch geführten und von ernsthaftem Wollen geprägten Wettkampf für die Natur, nicht gegen sie. In den Parteiprogrammen fehlen entsprechende Angebote und Ideen", sagte Krüger.
Die Rahmenbedingungen für eine andere Landwirtschaft, eine großräumige Renaturierung der Wälder, Moore und Meere und eine moderne naturverträgliche Infrastruktur müssten von der Politik gesetzt werden, so der NABU-Chef weiter. Er ruft indirekt dazu auf, bei der Bundestagswahl die richtige Entscheidung zu treffen.
Die sieben Forderungen des NABU-Notprogramms im Überblick:
1. Wir geben der Natur mehr Raum
2. Wir schaffen Schutzgebiete, die auch tatsächlich schützen
3. Wir schließen einen Pakt für den Artenschutz und grüne Infrastruktur
4. Wir fördern und fordern Landwirtschaft mit Zukunft
5. Wir schließen einen „Blue Deal“ für den Schutz der Meere
6. Wir stärken den Wald
7. Wir spannen einen internationalen Schutzschirm für die weltweite Artenrettung
Renaturierungsoffensive und Agrarwende
Krüger wünscht sich ein besseres Schutzgebietsnetzwerk und die dafür erforderliche Finanzierung. Und die Politik müsse den Rahmen dafür schaffen, dass der Wandel zu einer naturverträglicheren Landwirtschaft gelingt. „Wichtige Fragen sind: Wie gestalten wir die Umwandlung der Direktzahlungen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP)? Wie kommen wir wieder zu 10 % Habitaten und Strukturen in den Landschaften zurück?
Das muss gemeinsam mit den Landwirten umgesetzt werden – über eine Finanzierung aus Staatsmitteln, aber auch aus höheren und angemessenen Preisen für Lebensmittel. Es geht darum, aktiv Zukunftslandschaften zu gestalten! Zukunftslandschaften, in denen wir Artenvielfalt bewahren und neue Ökosystemdienstleistungsflächen schaffen. Das ist das große Ziel für die nächste Legislatur“, sagte er weiter.
Ein weiterer wichtiger Baustein ist seiner Meinung nach die Heilung geschädigter Ökosysteme: Der Nabu fordert daher eine Renaturierungsoffensive für entwässerte Moore & Auen, für artenreiches Grünland und für die großen geschädigten Waldflächen. „Nur intakte Ökosysteme können dauerhaft CO2 speichern, Hitzespitzen abmildern, starke Niederschläge und Hochwasser zurückhalten und vieles mehr – Funktionen, auf die wir in den nächsten Jahrzehnten mehr denn je angewiesen sein werden.“