Naturschutz integrieren: Das sagen die top agrar-Leser
Die Forderung aus der Wissenschaft, mehr Naturschutz auf landwirtschaftlichen Flächen zu integrieren – statt daneben – hat unsere Leser in dieser Woche bewegt.
Wissenschaftler der Universitäten Göttingen und Hohenheim sowie des Centre for Ecological Research im ungarischen Vácrátót fordern, Naturschutzmaßnahmen in die Landwirtschaft zu integrieren. Sie plädieren daher für die Landnutzungsform des „land sharing“. Naturschutzgebiete alleine reichen den Forschern zufolge nicht aus, um die Artenvielfalt zu erhalten.
Der „land sparing“-Ansatz hingegen beschreibt eine Landnutzungsform, bei der auf einem Teil der Fläche intensiv gewirtschaftet wird, um andere Gebiete zu entlasten.
Man möge es mir verzeihen, dass ich bereits beim ersten Satz schmunzeln muss. Aber hier wird vom globalen Artensterben gesprochen und wir wollen in Deutschland mal wieder alles umkrempeln, um die Welt zu retten?
Sicherlich kann man vieles tun, um einer Artenvielfalt gerecht zu werden. Aber es müssen dabei wirklich alle mitmachen - nicht nur die Landwirtschaft, sondern auch die Privathaushalte und die öffentlichen Einrichtungen. Und das überall auf der Welt!
Aber dort wo Krieg, Hunger, Geldgier und Intoleranz herrschen, ist Umwelt- und Klimaschutz kein Thema. Das sollten wir bei allen Überlegungen auch nicht vergessen. (Stefan Lehr)
Es braucht mehr Agrarökologie
Die Vertreter des "land sparing"-Ansatzes vergessen oft den Rebound-Effekt. Dieser besagt, dass mit steigender Effizienz sinkende Preise marktwirtschaftlich zu einem höheren Verbrauch führen. Wenn man früher nur 4 t/ha Weizen ernten konnte und heute 8 t/ha, dann hat das nicht dazu geführt, dass weniger Land bewirtschaftet wird.
Die Mehrerträge im Pflanzenbau sind neben einem Anstieg der Weltbevölkerung auch und insbesondere durch einen steigenden Verbrauch tierischer Lebensmittel im wahrsten Sinne des Wortes von den Nutztieren aufgefressen worden. Vor 200 Jahren wäre niemand auf die Idee gekommen, Nutztiere mit wertvollem Getreide zu füttern. Auch der Anbau von Energiepflanzen hat zu einem höheren Verbrauch von Agrargütern geführt.
Wer mit Verweis auf den "land sparing"-Ansatz "land-sharing"-Vorhaben verhindert, muss dann bitte auch konsequent sein. Der "land sparing"-Ansatz kann nur zu mehr Naturschutz führen, wenn man bereit ist, im größeren Umfang Flächen stillzulegen und zwar nicht irgendwo auf anderen Kontinenten, sondern auch hier in Mitteleuropa.
Dass es in der EU nicht einmal möglich ist, vier Prozent der Ackerflächen aus der Nutzung zu nehmen, beweist, dass der "land sparing"-Ansatz nicht funktioniert. Dass Wissenschaftler mehr produktionsintegrierte Maßnahmen ("land sharing"-Ansatz) fordern, ist daher nur folgerichtig. Es braucht mehr Agrarökologie. (Phillip Düming)
Von Feldversuchen lernen
Wenn wir "Biodiversität" als ein Werkzeug für eine effiziente Produktion sehen und nicht nur als ein "gutgemeintes" Ziel, dann wird ein Schuh draus! Nicht "gutgemeint" Fördermittel anwenden für bestimmte Programme. Durchdachte mehrjährige Feldversuche machen und davon lernen. Dafür lohnt es sich, Fördermittel anzuwenden. Wenn wir sehen, dass dadurch die Produktion resilienter wird, haben wir alle etwas davon. (Maarten Sillekens)
Hinweis:
Bitte aktivieren Sie Javascipt in Ihrem Browser, um diese Seite optimal nutzen zu können
Zum Lesen dieses Artikels benötigen Sie ein top agrar Abonnement
Wissenschaftler der Universitäten Göttingen und Hohenheim sowie des Centre for Ecological Research im ungarischen Vácrátót fordern, Naturschutzmaßnahmen in die Landwirtschaft zu integrieren. Sie plädieren daher für die Landnutzungsform des „land sharing“. Naturschutzgebiete alleine reichen den Forschern zufolge nicht aus, um die Artenvielfalt zu erhalten.
Der „land sparing“-Ansatz hingegen beschreibt eine Landnutzungsform, bei der auf einem Teil der Fläche intensiv gewirtschaftet wird, um andere Gebiete zu entlasten.
Man möge es mir verzeihen, dass ich bereits beim ersten Satz schmunzeln muss. Aber hier wird vom globalen Artensterben gesprochen und wir wollen in Deutschland mal wieder alles umkrempeln, um die Welt zu retten?
Sicherlich kann man vieles tun, um einer Artenvielfalt gerecht zu werden. Aber es müssen dabei wirklich alle mitmachen - nicht nur die Landwirtschaft, sondern auch die Privathaushalte und die öffentlichen Einrichtungen. Und das überall auf der Welt!
Aber dort wo Krieg, Hunger, Geldgier und Intoleranz herrschen, ist Umwelt- und Klimaschutz kein Thema. Das sollten wir bei allen Überlegungen auch nicht vergessen. (Stefan Lehr)
Es braucht mehr Agrarökologie
Die Vertreter des "land sparing"-Ansatzes vergessen oft den Rebound-Effekt. Dieser besagt, dass mit steigender Effizienz sinkende Preise marktwirtschaftlich zu einem höheren Verbrauch führen. Wenn man früher nur 4 t/ha Weizen ernten konnte und heute 8 t/ha, dann hat das nicht dazu geführt, dass weniger Land bewirtschaftet wird.
Die Mehrerträge im Pflanzenbau sind neben einem Anstieg der Weltbevölkerung auch und insbesondere durch einen steigenden Verbrauch tierischer Lebensmittel im wahrsten Sinne des Wortes von den Nutztieren aufgefressen worden. Vor 200 Jahren wäre niemand auf die Idee gekommen, Nutztiere mit wertvollem Getreide zu füttern. Auch der Anbau von Energiepflanzen hat zu einem höheren Verbrauch von Agrargütern geführt.
Wer mit Verweis auf den "land sparing"-Ansatz "land-sharing"-Vorhaben verhindert, muss dann bitte auch konsequent sein. Der "land sparing"-Ansatz kann nur zu mehr Naturschutz führen, wenn man bereit ist, im größeren Umfang Flächen stillzulegen und zwar nicht irgendwo auf anderen Kontinenten, sondern auch hier in Mitteleuropa.
Dass es in der EU nicht einmal möglich ist, vier Prozent der Ackerflächen aus der Nutzung zu nehmen, beweist, dass der "land sparing"-Ansatz nicht funktioniert. Dass Wissenschaftler mehr produktionsintegrierte Maßnahmen ("land sharing"-Ansatz) fordern, ist daher nur folgerichtig. Es braucht mehr Agrarökologie. (Phillip Düming)
Von Feldversuchen lernen
Wenn wir "Biodiversität" als ein Werkzeug für eine effiziente Produktion sehen und nicht nur als ein "gutgemeintes" Ziel, dann wird ein Schuh draus! Nicht "gutgemeint" Fördermittel anwenden für bestimmte Programme. Durchdachte mehrjährige Feldversuche machen und davon lernen. Dafür lohnt es sich, Fördermittel anzuwenden. Wenn wir sehen, dass dadurch die Produktion resilienter wird, haben wir alle etwas davon. (Maarten Sillekens)