Gesetzlich vorgegebene faire Milchpreise hielten die Teilnehmer der Podiumsdiskussion für nicht sinnvoll. Wichtiger sei es, verlässliche Rahmenbedingungen für faire Preise zu schaffen.
„Faire Preise per Verordnung, geht das?“ zumindest über die Antwort auf diese Frage herrschte Einigkeit im Saal: „Nein, das geht nicht!“ war die einhellige Meinung der Diskutanten auf dem Podium beim Milchpolitischen Frühschoppen zu dem der Milchindustrie-Verband (MIV) im Rahmen der Grünen Woche eingeladen hatte.
Gesetz für faire Preise - ist das möglich?
„Der Markt ist besser als der Staat“, zitierte Werner Giselbrecht von der Hochland Gruppe in seinem Eingangsstatement Ludwig Erhard. Er präsentierte das Egalim-Gesetz, das in Frankreich gilt und einen fairen Preis für Erzeuger garantieren soll. „Egalim ist ein absolutes Bürokratiemonster“, fasste er zusammen und erklärte, dass in dem Zusammenhang noch sehr viele Fragen ungeklärt seien und die Franzosen immer weiter an der Überarbeitung arbeiten.
Bernhard Forstner vom Thünen-Institut für Betriebswirtschaft überprüft gerade die Tauglichkeit eines Gesetzes für faire Preise und benannte einige Herausforderungen: „Jeder Betrieb hat sehr individuelle Produktionskosten und das Gesetz muss auch für den In- und Export gelten.“ Eine neutrale, finale Einschätzung des Thünen-Instituts soll bis Mitte dieses Jahres vorliegen.
Für und Wider von Artikel 148 GMO
„Was ist überhaupt ein fairer Preis?“, fragte Peter Guhl bei seinem Eingangsstatement. Der Landwirt aus Ostdeutschland hält 180 Kühe, vermarktet einen Teil seiner Milch direkt, ist Vorstandsvorsitzender einer Milcherzeugergemeinschaft und engagiert sich bei den Freien Bauern. „Bei der Frage zu fairen Preisen sind zu viele unterschiedliche Interessen entlang der Wertschöpfungskette zu vereinen“, so der Landwirt.
Für einen großen Teil der Verbraucher spiele aber ausschließlich der Preis eine Rolle, nicht Fairness. Er forderte Abschlüsse von schuldrechtlichen Kaufverträgen nach Artikel 148 GMO: „Wir haben in Deutschland keinen wirklichen Wettbewerb um Milch. Der Zusammenschluss von Bauern ist für die Vermarktung sehr sinnvoll“, so Peter Guhl. Dem widersprach Werner Giselbrecht: „Finger weg von Art. 148 GMO!“ Laut dem Molkereivertreter gibt es sehr wohl Wettbewerb um Milch.
Zu viele Milchkühe verloren
Auch Klaus-Peter Lucht sprach sich gegen den Artikel 148 GMO aus und erklärte, dass die Milchwirtschaft aktuell andere Probleme hat. „Wir haben allein in Schleswig-Holstein im vergangenen Jahr 6.500 Kühe verloren“, sagte der Landwirt und Bauernpräsident aus Schleswig-Holstein. Die Themen Moor-, Umwelt-, Klimaschutz und Tierwohl seien aktuell dringlicher.
Verbraucher wünschen sich Kühe auf der Weide
Armin Valet von der Verbraucherzentrale in Hamburg vertrat die Sicht der Verbraucherinnen und Verbraucher und schilderte deren Wünsche: Kühe auf der Weide, Gras- bzw. Heufütterung, fair bezahlte, gern klein strukturierte landwirtschaftliche Betriebe aber auch Transparenz bei der Preisbildung. „Nicht jeder Konsument kann sich aber hochpreisige Lebensmittel leisten“, erklärte er. Prof. Dr. Holger Thiele vom ife-Institut in Kiel griff das auf und sagte, dass der Markt bei Mehrwertprogrammen versagt. „Entscheidend sind faire Rahmenbedingungen für alle Beteiligten der Wertschöpfungskette und eine sinnvolle Ausgestaltung der Ökosystemleistungen.“
Gute Kommunikation wichtig
Silvio Reimann, Geschäftsführer Milch-Land GmbH Veilsdorf, brachte sich ebenfalls in die Diskussion ein: „Entscheidend für den Preis ist eine gute Kommunikation zwischen Molkerei und Landwirt.“ Die Molkereien müssten die Marktentwicklungen im Blick halten und ihre Lieferanten schnell darüber informieren, damit diese rechtzeitig darauf reagieren können.
Barbara Jeannot von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung pointierte: „Wir brauchen einen Rahmen für faire Verhandlungen aber nicht politisch verordnete faire Preise.“
Sie machte deutlich, dass die UTP-Richtlinie dafür den Rahmen schaffen soll, um faire Preise verhandeln zu können ohne dass der Staat direkt in die Preisfestsetzung eingreift. Wenn aber "Preise unter Erzeugungskosten" verhindert werden, würde der Staat in den Markt eingreifen. Jeannot äußerte daher Zweifel, ob das sinnvoll und durchsetzbar wäre.
Hier finden Sie das Video der Veranstaltung:
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„Faire Preise per Verordnung, geht das?“ zumindest über die Antwort auf diese Frage herrschte Einigkeit im Saal: „Nein, das geht nicht!“ war die einhellige Meinung der Diskutanten auf dem Podium beim Milchpolitischen Frühschoppen zu dem der Milchindustrie-Verband (MIV) im Rahmen der Grünen Woche eingeladen hatte.
Gesetz für faire Preise - ist das möglich?
„Der Markt ist besser als der Staat“, zitierte Werner Giselbrecht von der Hochland Gruppe in seinem Eingangsstatement Ludwig Erhard. Er präsentierte das Egalim-Gesetz, das in Frankreich gilt und einen fairen Preis für Erzeuger garantieren soll. „Egalim ist ein absolutes Bürokratiemonster“, fasste er zusammen und erklärte, dass in dem Zusammenhang noch sehr viele Fragen ungeklärt seien und die Franzosen immer weiter an der Überarbeitung arbeiten.
Bernhard Forstner vom Thünen-Institut für Betriebswirtschaft überprüft gerade die Tauglichkeit eines Gesetzes für faire Preise und benannte einige Herausforderungen: „Jeder Betrieb hat sehr individuelle Produktionskosten und das Gesetz muss auch für den In- und Export gelten.“ Eine neutrale, finale Einschätzung des Thünen-Instituts soll bis Mitte dieses Jahres vorliegen.
Für und Wider von Artikel 148 GMO
„Was ist überhaupt ein fairer Preis?“, fragte Peter Guhl bei seinem Eingangsstatement. Der Landwirt aus Ostdeutschland hält 180 Kühe, vermarktet einen Teil seiner Milch direkt, ist Vorstandsvorsitzender einer Milcherzeugergemeinschaft und engagiert sich bei den Freien Bauern. „Bei der Frage zu fairen Preisen sind zu viele unterschiedliche Interessen entlang der Wertschöpfungskette zu vereinen“, so der Landwirt.
Für einen großen Teil der Verbraucher spiele aber ausschließlich der Preis eine Rolle, nicht Fairness. Er forderte Abschlüsse von schuldrechtlichen Kaufverträgen nach Artikel 148 GMO: „Wir haben in Deutschland keinen wirklichen Wettbewerb um Milch. Der Zusammenschluss von Bauern ist für die Vermarktung sehr sinnvoll“, so Peter Guhl. Dem widersprach Werner Giselbrecht: „Finger weg von Art. 148 GMO!“ Laut dem Molkereivertreter gibt es sehr wohl Wettbewerb um Milch.
Zu viele Milchkühe verloren
Auch Klaus-Peter Lucht sprach sich gegen den Artikel 148 GMO aus und erklärte, dass die Milchwirtschaft aktuell andere Probleme hat. „Wir haben allein in Schleswig-Holstein im vergangenen Jahr 6.500 Kühe verloren“, sagte der Landwirt und Bauernpräsident aus Schleswig-Holstein. Die Themen Moor-, Umwelt-, Klimaschutz und Tierwohl seien aktuell dringlicher.
Verbraucher wünschen sich Kühe auf der Weide
Armin Valet von der Verbraucherzentrale in Hamburg vertrat die Sicht der Verbraucherinnen und Verbraucher und schilderte deren Wünsche: Kühe auf der Weide, Gras- bzw. Heufütterung, fair bezahlte, gern klein strukturierte landwirtschaftliche Betriebe aber auch Transparenz bei der Preisbildung. „Nicht jeder Konsument kann sich aber hochpreisige Lebensmittel leisten“, erklärte er. Prof. Dr. Holger Thiele vom ife-Institut in Kiel griff das auf und sagte, dass der Markt bei Mehrwertprogrammen versagt. „Entscheidend sind faire Rahmenbedingungen für alle Beteiligten der Wertschöpfungskette und eine sinnvolle Ausgestaltung der Ökosystemleistungen.“
Gute Kommunikation wichtig
Silvio Reimann, Geschäftsführer Milch-Land GmbH Veilsdorf, brachte sich ebenfalls in die Diskussion ein: „Entscheidend für den Preis ist eine gute Kommunikation zwischen Molkerei und Landwirt.“ Die Molkereien müssten die Marktentwicklungen im Blick halten und ihre Lieferanten schnell darüber informieren, damit diese rechtzeitig darauf reagieren können.
Barbara Jeannot von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung pointierte: „Wir brauchen einen Rahmen für faire Verhandlungen aber nicht politisch verordnete faire Preise.“
Sie machte deutlich, dass die UTP-Richtlinie dafür den Rahmen schaffen soll, um faire Preise verhandeln zu können ohne dass der Staat direkt in die Preisfestsetzung eingreift. Wenn aber "Preise unter Erzeugungskosten" verhindert werden, würde der Staat in den Markt eingreifen. Jeannot äußerte daher Zweifel, ob das sinnvoll und durchsetzbar wäre.