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topplus Agrotech Valley Forum

Netzwerk für Digitalisierung in der Landwirtschaft

Der Verein Agrotech Valley Forum will die Digitalisierung und den Einsatz Künstlicher Intelligenz in der Agrarwirtschaft vorantreiben. Dazu ist auch die Mitarbeit von Landwirten gefragt.

Lesezeit: 6 Minuten

Ein Beitrag von Georg Kälble, freier Journalist.

SCHNELL GELESEN
Das Agrotech Valley Forum möchte die Digitalisierung in der Landwirtschaft weiter voranbringen.
Der Verein ist im Nordwesten ­Deutschlands aktiv. Es gehören unter ­anderem Firmen wie Amazone, Claas und Krone zu den Mitgliedern.
Landwirte sind ebenfalls Mitglied im ­Verein. Sie bringen besonders wichtigen Input aus der Praxis mit ein.

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In der Region um Osnabrück hat sich mit dem Agrotech Valley Forum ein Verein gegründet, der durch den Meinungs- und Wissensaustausch der Mitglieder die Digitalisierung in der Landtechnik und Agrarwirtschaft weiter beschleunigen möchte. Die beteiligten Unternehmen und Wissenschaftler suchen jetzt verstärkt den Kontakt zu Landwirten. Wir konnten mit dem ersten Vorsitzenden Dr. Henning Müller und Geschäftsführer Robert Everwand darüber sprechen, was genau dahinter steckt.

Wie das Agrotech Valley Forum entstanden ist

Der Verein wurde im Sommer 2019 gegründet. Doch die Vorgeschichte reicht bis in das Jahr 2015 zurück. Zu der Zeit machten sich insbesondere der Landkreis Osnabrück in Person von Siegfried Averhage, dem dortigen Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung, Prof. Dr. Arno Ruckelshausen von der Hochschule Osnabrück und Dr. Henning Müller, damals technischer Leiter der Firma Kotte Landtechnik und selbst Landwirt, Gedanken darüber, wie sie ihren gemeinsamen Anstrengungen im Bereich „Digitalisierung der Landwirtschaft“ mehr Aufmerksamkeit verschaffen könnten.

Schnell reifte der Gedanke, ein Netzwerk mit führenden Unternehmen der Region, Hochschulen, Landwirten und Wirtschaftsförderern zu knüpfen. 2016 gab es ein erstes Treffen mit Firmenvertreten, unter anderem von Amazone, DKE Data und Krone. Drei Jahre später wurde mit dem „Experimentierfeld für digitale Landwirtschaft“ das erste Forschungs- und Transferprojekt erfolgreich gestartet. So entstand im Juli 2019 der Agrotech Valley Forum e.V. (AVF).

Gut zu Wissen: Das Agrotech Valley Forum e.V. hat im Moment 42 Mitglieder. Mehrheitlich sind es Unternehmen aus dem Bereich der Landtechnik sowie Institutionen und Landkreise, aber auch Privatpersonen und landwirtschaftliche Betriebe. Die zum Verein gehörenden Landtechnikhersteller repräsentieren ca. 20.000 ­Mitarbeitende und stehen für einen Jahresumsatz von über 10,5 Milliarden €.

Welche Vorteile der Standort in Nord-West-Deutschland bringt

Die Aktivitäten des Vereins beziehen sich auf den Nordwesten Deutschlands, von Ostwestfalen und dem Münsterland über Osnabrück in die gesamte Weser-Ems-Region. Durch die regionale Eingrenzung ist die Vernetzung des Vereins laut Dr. Müller deutlich einfacher. Marktführende Landtechnikunternehmen wie Krone oder Claas liegen quasi „um die Ecke“ zueinander, hätten die gleichen Bedürfnisse und könnten sich im AVF schnell intensiv austauschen, so der 1. Vorsitzende.

Robert Everwand ergänzt, dass kaum eine andere Region in Deutschland über eine derartige Dichte an modernen, innovativen Unternehmen und „Hidden Champions“, also Weltmarktführern in Marktnischen, verfüge.

Welche Ziele das Agrotech Valley Forum verfolgt

Die enge Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft bis hin zu den Landwirten ist das primäre Ziel. Gemeinsam solle mit der technologischen Entwicklung mindestens Schritt gehalten und der Politik wichtige Ideenansätze geliefert werden.

Dabei ist dem AVF sehr daran gelegen, die Mitgliedsfirmen und -verbände gut durch die technologische Transformation zu begleiten. Darüber hinaus wolle man, so Dr. Müller, das Standing kleinerer Unternehmen gegenüber Global Playern im Bereich der digitalen Landwirtschaft und Agrarsystemtechnik nachhaltig stärken.

Wie sich Landwirte beim Agrotech Valley Forum einbringen

Nach Ansicht von Geschäftsführer Robert Everwand schätzen die Mitglieder an ihrem Netzwerk vor allem die interne Diskussion und die gemeinsame Forschung im Verbund. Für Landwirte und Start-Ups eröffnet die Mitarbeit im AVF den direkten Kontakt zu Herstellern. Die Praktiker können konstruktiv an Forschungsprojekten mitarbeiten und dabei wertvolles Feedback geben.

Konkret arbeiten die Mitglieder in den regelmäßigen Sitzungen der Gremien und Arbeitskreise des Netzwerkes zusammen. In diesen Runden wird gemeinsam an herstellerübergreifenden Themen und Herausforderungen wie Datenmanagement, Fachkräftesicherung oder Antriebstechnik gearbeitet.

Momentan sind von den 42 Mitgliedern allerdings nur vier Landwirte. „Da ist noch viel Luft nach oben“, gibt Geschäftsführer Robert Everwand zu. Aus diesem Grund soll in Kürze ein Netzwerk aus Praktikern gebildet werden. Hier können und sollen sich Landwirte mit Wissenschaftlern, Entwicklern und Produktmanagern landtechnischer Unternehmen offen austauschen, um die praxisorientierte Entwicklung neuer und die Verbesserung bestehender Produkte und Systeme voranzutreiben.

Wie sehr Landwirte von der Mitarbeit im AVF profitieren können, zeigt sich am Beispiel des jüngst durchgeführten Projektes „H2@AgTech“, dass sich mit der Erzeugung und Nutzung von Wasserstoff in der Landwirtschaft beschäftigt. Bei der Abschlusspräsentation berichtete der Referent Werner Schleupen über ein Pilotprojekt, das auf dessen Lefkeshof in der Nähe von Krefeld in Zusammenarbeit mit der RWTH Aachen und dem Unternehmen BtX energy betrieben wird. Konkret geht es um die dezentrale Wasserstoffaufbereitung von Biogas durch Dampfreformierung. Damit können ältere Biogasanlage, deren Förderung demnächst ausläuft, auch weiterhin wirtschaftlich betrieben werden.

Welche Projekte Agrotech Valley Forum beim Thema KI verfolgt

Welche Vorteile der Einsatz Künstlicher Intelligenz dem Landwirt in dessen täglicher Arbeit bringt, zeigt das Projekt „Agri-Gaia“, das aus dem Netzwerk des Agrotech Valley Forums maßgeblich vorangetrieben und vom Bund mit einer Förderung von 12 Mio € unterstützt wird.

Die Projektpartner in „Agri-Gaia“ haben sich dem gemeinsamen Ziel verschrieben, auf Basis von „Gaia-X“, der europäischen souveränen Dateninfrastruktur, ein offenes Ökosystem für Künstliche Intelligenz in der Agrar- und Ernährungsindustrie zu entwickeln. Da KI-Anwendungen auf allen Landmaschinen unterschiedlichster Hersteller funktionieren müssen, arbeiten bei diesem Projekt Unternehmen zusammen, die auf dem freien Markt Konkurrenten sind.

So werden in „Agri-Gaia“ gemeinsam mit den wissenschaftlichen Einrichtungen, dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) sowie der Hochschule und der Universität Osnabrück Schnittstellen und Systeme für eine herstellerübergreifende Infrastruktur und Vernetzung geschaffen.

Das zeigt sich auch beim europäischen Projekt „agrifoodTEF“. Denn bei diesem 60 Mio. €-Fördergeld starken Projekt spielen die Digital- und KI-Spezialisten aus dem Agrotech Valley jetzt eine tragende Rolle, wenn es unter anderem darum geht, intelligente Agrarsysteme wie autonom fahrende Landmaschinen und Feldroboter zu testen. Interessierte Firmen, Agronome und Forschende können sich laut Dr. Henning Müller in das Projekt einklinken.

Optimistischer Ausblick

Dr. Henning Müller und Robert Everwand ziehen eine positive Zwischenbilanz, was die bisherigen Erfolge des Agrotech Valley Forums angehe. So sei die Vernetzung der Mitglieder intensiv, die Agrotech-Valley-Region mittlerweile als Wissensstandort noch stärker geschätzt und das Netzwerk und seine Partner inzwischen bei renommierten, europaweit angesiedelten Projekten wie dem „agrifoodTEF“ mit von der Partie.

„Landwirtschaft und Agrartechnik der Zukunft haben durch den Einsatz digitaler Technologien die Chance, den hohen Anforderungen im Hinblick auf Effizienz und Ressourcenschonung gerecht zu werden“, so Dr. Müller.

Um hierzu auch international vernetzt zu sein, besuchten die Mitglieder des Agrotech Valley Forums im Mai 2023 die japanischen Unternehmen Kubota, Komatsu und Yanmar sowie führende japanische Forschungseinrichtungen. So standen auch in Tokio und Hokkaido die zentralen Fragestellungen rund um die Digitalisierung der Landwirtschaft im Mittelpunkt. •

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