In einer offenen Fragestunde des Verbandes Deutscher Agrarjournalisten (VDAJ) stellte sich Agrarminister Cem Özdemir am Donnerstag den Fragen der Journalisten. Vorherrschendes Thema dabei war die Ernährungssicherung in Bezug auf den Krieg in der Ukraine. Bei Fragen nach möglichen Änderungen der Bestellung von ökologischen Vorrangflächen blieb der Minister bei seiner Aussage, diese ausschließlich für die Futternutzung freizugeben.
Es sei nicht richtig, eine Krise zu bekämpfen, indem man andere Krisen weiterlaufen lassen, betonte er und verwies auf seine Ziele zur Biodiversität. Würde jetzt erneut auf Masse produziert werden, sehe er außerdem viele Landwirte auf der Strecke bleiben. Das dürfe nicht geschehen. Durch die Unterstützung des World Food Programms beteilige sich Deutschland bereits weitreichend an der Sicherung der Ernährungssituation.
Umbau der Tierhaltung hat Priorität
Özdemir betont, ihm sei jetzt vor allem wichtig, eine schnelle Lösung für den Umbau der Tierhaltung zu finden. Er wolle mit seinem Modell die finanzielle Sicherheit der Tierhalter sicherstellen und gleichzeitig einen Beitrag zur Nachhaltigkeits- und Klimaschutzstrategie leisten. „Wenn wir den Umbau wollen, geht das nur, wenn sich die Landwirte darauf verlassen können“, betont er. Dazu brauche es ein verlässliches Finanzierungssystem, damit die Landwirte ihre Ausgaben wiederbekommen. Eine solche Umbaufinanzierung lasse sich nicht alleine durch Gewinnmargen und den Markt regulieren. Dazu wolle er möglichst noch in diesem Jahr sein Modell vorstellen. Sein Wunsch: „Ich will, dass die Landwirte Gelder bekommen, bis es vom Markt ein System gibt, was die Kosten deckt.“
Neue Züchtungstechniken sind nicht ausgeschlossen
Dem Ziel von 30 % ökologischer Landwirtschaft in 2030 sieht er weiterhin optimistisch entgegen. Dazu wolle er jedoch stärker in die Forschung, um Effizienzpotentiale zu nutzen. Eine konkrete Meinung der Bundesregierung zu neuen Züchtungstechniken blieb jedoch offen. Özdemir selbst sei vor dem Hintergrund der „Grünen“ in diesem Punkt jedoch „nicht ideologisch festgelegt“. Innerhalb der Partei habe man sich jedoch mittlerweile darauf verständigt, die notwendige Forschungsarbeit als Möglichkeit zu sehen.
Mehr Wertschätzung für die Landwirte
Grundsätzlich wolle sich Özdemir zur aktuellen Lage den Sachverstand aus der Zukunftskommission Landwirtschaft und der Borchert-Kommission einholen. Für die jahrelange Arbeit der Experten, die diese bisher innerhalb der Kommissionen geleistet hätten, sei er sehr dankbar.
Auch den Landwirten gegenüber wünscht sich der Minister mehr Wertschätzung. Dazu solle den Menschen, „die hart arbeiten und jeden Tag dafür sorgen, dass wir alle genug zu essen haben“, mehr Respekt und Dankbarkeit gegenüber gebracht werden.