Erst stand Berlin wegen der Ukraine Wiederaufbaukonferenz und dem Staatsbesuch vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj - zumindest verkehrstechnisch - Kopf. Dann wurde es am vergangenen Dienstag im Saal der Digital Farming Conference des Bitkom spannend.
Am Ende eines ganzen Tages voller Podiumsdiskussionen rund um digitale Landwirtschaft stand noch ein Highlight an: Ein Start-up-Pitch powered by der Landwirtschaftlichen Rentenbank, bei dem folgende drei Teams ihre Ideen vorstellen und ins Rennen um das 2.000€-Preisgeld gehen durften.
Treeo: Bäume vermessen, CO2 nachweisen
Christoph Salzer von Treeo nutzte seine fünfminütige Redezeit, um die Jury von seinem Start-up zu überzeugen. Treeo will den Markt für Klimazertifikate und Kohlenstoff-Senken, der zuletzt in Greenwashing-Kritik geraten war, transparent machen und für Vertrauen werben. Das Jungunternehmen organisiert Baumpflanzungen im Auftrag von Unternehmen, die die Zertifikate erwerben, in Uganda und Indonesien. Die Zahlungen gehen an die Kleinbauern vor Ort, die die Bäume pflanzen und den Wald bewirtschaften. Zum Nachweis der Wälder fotografieren die Kleinbauern die einzelnen Baumstämme. Die Daten werden mit Satellitendaten gegengecheckt. Betrug soll so vermieden und ein Geschäftsmodell für Kleinbauern geschaffen werden.
Greenspot: Microfarmen zur regionalen Lebensmittelversorgung
Auch Julia Hölzer vom Start-up Greenspot stellte ihr Unternehmen vor. Greenspot will Microfarmen von etwa 1ha Größe auf landwirtschaftlichen Betrieben etablieren, auf denen Gemüse, Obst, Nüsse, Beeren und Kräuter wachsen. Die Produkte sollen zum perfekten Erntezeitpunkt ohne Zwischenhändler direkt an Abnehmer aus der Gastronomie, Kantinen und andere Großabnehmer geliefert werden.
ZukunftMoor: Moos statt Milch?
Ganz zu Beginn kam Mitgründerin Julia Kasper vom Start-up ZukunftMoor auf die Berliner Bühne. Sie präsentierte ihre Idee, Torfmoos auf wiedervernässten Hochmoor-Flächen anzubauen, um dieses an Erdenhersteller zu vermarkten. Letztere suchen eine Alternative zum Torf, dessen Verwendung künftig stark eingeschränkt oder gar verboten wird. Das Team tritt derzeit den Beweis an, dass das Geschäftsmodell funktioniert und interessierte Landwirte mitmachen können.
Wer mehr über Investitionskosten und potenzielle Deckungsbeiträge erfahren will, kann diesen top agrar-Artikel über das Start-up lesen.
Den Sieg konnte Julia Kasper von ZukunftMoor einfahren. Die Jury begründete ihre Wahl mit der großen Aktualität der Thematik der nassen Moore. Nur wenn sich der Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz auch wirtschaftlich für die unmittelbar betroffenen Landwirte darstellen lässt, könnten solche Projekte gelingen. Daran arbeite ZukunftMoor mit.
Digitale Technologie als Hilfsmittel für mehr Effizienz und Nachhaltigkeit
Der Tag war geprägt von Diskussionen rund um das Thema digitale Landwirtschaft und Hightech entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Von Kameras, die in Schweine- und Geflügelställen auch in großen Gruppen das Einzeltier überwachen können bis zu Raumfahrtechnik, die vor allem in den Bereichen Fernerkundung und Navigation Technologien für die Landwirtschaft bereitstellt, wurden viele Entwicklungen vorgestellt.