In der Land- und Forstwirtschaft in Deutschland wurden im Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2020 jährlich etwa 2,1 Mrd. Liter Kraftstoff verbraucht. Fossiler Dieselkraftstoff muss aus Klimaschutzgründen in der Landwirtschaft durch andere Energieträger ersetzt werden.
Die KTBL-Arbeitsgruppe "Antriebssysteme für landwirtschaftliche Maschinen" hat die Optionen für eine klimafreundliche Gestaltung von Antriebssystemen geprüft. Die Ergebnisse wurden in einer kostenfreien Publikation dokumentiert.
Fünf Lösungen in der Diskussion
Die Autoren haben Antriebssysteme mit unterschiedlichen Antriebsenergien für den Einsatz in der Landwirtschaft für das Jahr 2030 und perspektivisch für 2045 anhand von 12 Kriterien in einer fünfgliedrigen Abstufung bewertet. Dies führte zu folgendem Ergebnis:
- Eine Elektrifizierung des Antriebs von Maschinen für leichte Arbeiten, gegebenenfalls auch für schwere, aber zeitlich eng begrenzte Arbeiten, ist bereits bis 2030 für Neufahrzeuge anteilig möglich, sodass die Maschinen für diese Arbeiten bis 2045 nahezu vollständig elektrifiziert werden könnten. Durch die geringeren Verluste im Vergleich zu verbrennungsmotorischen Antrieben lässt sich allein dadurch der Energiebedarf für mobile Maschinen in der Landwirtschaft insgesamt um etwa 22 bis 33 % senken.
- Pflanzenölkraftstoff und Biodiesel können sich langfristig als die bevorzugten und geeigneten Energieträger für die nicht elektrifizierbaren Arbeiten, wie mittelschwere bis schwere sowie zeitintensive Arbeiten, erweisen. Eine überbordende Produktion von Biokraftstoffen aus Anbaubiomasse aufgrund der Nachfrage aus der Landwirtschaft, die zu unerwünschten Landnutzungsänderungen führen könnte, ist nicht zu befürchten, da die Verbrauchsmengen im Sektor bekannt und in Relation zu anderen Verkehrssektoren vergleichsweise niedrig sind. Zudem werden durch die Elektrifizierung, z.B. von Personenkraftwagen, künftig signifikante Mengen an Biokraftstoffen zur Beimischung nicht mehr benötigt und könnten gezielt im Sektor Landwirtschaft als Reinkraftstoffe Dieselkraftstoff ersetzen.
- Paraffinische Dieselkraftstoffe wie HVO-Diesel und Fischer-Tropsch-Diesel aus Biomasse (BtL) oder auf Basis elektrischer Energie (PtL) sind sehr gut geeignete erneuerbare Energieträger für heutige dieselbetriebene Bestandsfahrzeuge. Neufahrzeuge sollten vorzugsweise mit den in der Landwirtschaft regional gut verfügbaren Kraftstoffen betrieben werden, um die Konkurrenz um paraffinische Kraftstoffe zu entschärfen und die Vorteile zu nutzen, die sich durch Pflanzenölkraftstoff und Biodiesel für die Landwirtschaft ergeben können.
- Erneuerbares komprimiertes Methan (CNG) und verflüssigtes Methan (LNG) werden vor allem bei land- wirtschaftlichen Betrieben mit eigener oder mit nahegelegener Biomethananlage, im Falle des LNG mit Verflüssigungsanlage, als sinnvolle Alternative bewertet. Eine flächendeckende Anwendung ist jedoch aufgrund der auch perspektivisch geringen Versorgungsdichte nicht möglich. Wasserstoff in Verbrennungsmotoren oder Brennstoffzellen in der landwirtschaftlichen Anwendung sind aus heutiger Sicht noch keine bevorzugten Optionen.
Um die Umstellung von fossilen Energieträgern auf Antriebssysteme mit erneuerbaren Antriebsenergien in Landmaschinen einzuleiten und zu forcieren, ist umgehendes Handeln erforderlich. Von Seiten der Politik sollten Zwischenziele vereinbart und kommuniziert sowie ein Monitoring aufgebaut werden.
Die Publikation können Sie hier herunterladen.